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Kleine Fehler und neue Vorwürfe

Verbale Kriegsvorbereitungen gegen Iran gehen weiter

06.04.2007  






Am Mittwoch wurden die 15 britischen Soldaten vom Iran freigelassen. Nicht nur, daß ihre nach britischer Darstellung "illegale" Gefangenschaft trotzdem weiterhin genutzt wird, um den Iran als "Reich des Bösen" - daß offenbar vollkommen zurecht bombardiert werden könnte - dargestellt wird, es wurde auch überaus schnell "Ersatz" gefunden.

Erwähnenswert ist hier sicherlich ein "kleiner Fehler" von Spiegel Online (SPON). Am Donnerstag veröffentlichte SPIN eine "Fotostrecke" zu dem Artikel "Geisel-Krise: Iran läßt britische Soldaten frei". Schon die Bezeichnung "Geisel-Krise" macht hier mehr als deutlich, welche Position durch SPON eingenommen wird. Noch bemerkenswerter ist allerdings ein innerhalb jener "Fotostrecke" gezeigtes AP-Photo in Kombination mit dem das Photo begleitenden Text.



Das Photo, offensichtlich ein Standbild des iranischen Fernsehsenders Al-Alam, zeigt vier männliche Gefangene mit verbundenen Augen. Der Text zu dem Photo lautet bei SPON: "Festnahme nach Schmuggelkontrolle: Iranische Revolutionsgarden nehmen die 15 britischen Marineangehörigen gefangen. Im iranischen Staats- TV werden sie erst mit verbundenen Augen vorgeführt".

Tatsächlich handelt es sich hierbei keineswegs um die am 23. März nach iranischer Darstellung innerhalb iranischer Hoheitsgewässer gefangengenommenen 15 britischen Soldaten, sondern in Wahrheit um die im Juni 2004 seitens des Irans in iranischen Hoheitsgewässern gefangengenommenen 8 britischen Soldaten. Noch vor wenigen Tagen war dies auch SPON bekannt, wie eine weitere "Fotostrecke" vom 28. März belegt, in der das gleiche Bild gezeigt wird - hier allerdings mit dem Text "Schon im Jahr 2004 wurden britische Soldaten von Iran gefangengenommen".



Am Samstag nun berichteten zahlreiche Medien unter Berufung auf eine Erklärung der freigelassenen Soldaten über die vorgeblich unmenschlichen Bedingungen, denen sie während ihrer Gefangenschaft im Iran unterworfen gewesen seien - hier sei nur exemplarisch auf einen Bericht der britischen BBC mit dem Titel "Freigelassene Seeleute erzählen von ihrem Leidensweg" verwiesen. Die in der Erklärung erhobenen "Vorwürfe" sind allein, daß ihnen teilweise die Augen verbunden, sie teilweise "aggressiv" verhört und in Einzelzellen untergebracht worden sind. Entsprechende, bereits vor einer Woche seitens der Medien erhobene "Vorwürfe" hatten bereits am vergangenen Samstag zu einem bitterbösen Kommentar des "Monty Python"-Mitglieds Terry Jones im britischen Guardian geführt.

"Ich teile die in der britischen Presse zum Ausdruck gebrachte Empörung über die Behandlung unserer Seeleute, die vom Iran beschuldigt werden, illegal in ihre Gewässer eingedrungen zu sein. Es ist eine Schande. Wir würden uns nie träumen lassen, Gefangene so zu behandeln - ihnen beispielsweise zu erlauben, Zigaretten zu rauchen, obwohl erwiesen ist, das Rauchen tötet. Und die arme Soldatin Faye Turney zu zwingen, ein schwarzes Kopftuch zu tragen und dann zu erlauben, daß dieses Bild auf der ganzen Welt verbreitet wird - ist den Iranern zivilisiertes Verhalten völlig unbekannt? Um Himmels Willen, was ist so schlimm daran, ihr einen Sack über den Kopf zu ziehen? Das machen wir mit Muslimen, die wir gefangennehmen: wir ziehen ihnen Säcke über den Kopf, so daß es schwierig ist, Luft zu bekommen. Dann ist es absolut akzeptabel, Photos von ihnen zu machen und sie an die Presse zu geben, da die Gefangenen nicht erkannt und erniedrigt werden können wie diese unglücklichen britischen Soldaten.

Es ist auch nicht hinnehmbar, daß diese britischen Gefangenen dazu gebracht werden sollen, im Fernsehen zu sprechen und Dinge zu sagen, die sie später bereuen könnten. Wenn die Iraner ihnen Klebeband über die Münder kleben würden, wie wir es mit unseren Gefangen machen, könnten sie überhaupt nicht sprechen.Natürlich würden sie es vermutlich noch schwieriger finden, Luft zu bekommen - insbesondere mit einem Sack über dem Kopf - aber zumindest würden sie nicht erniedrigt werden", so die ersten beiden Absätze von Jones' Kommentar.

Außerdem habe man den Soldaten während der Verhöre mitgeteilt, sie würden angeklagt und eine Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren erhalten, sollten sie nicht zugeben, daß sie in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen seien, so die Erklärung weiter. Diese "Drohung" sei der einzige Grund für das vor laufenden Kameras ausgesprochene Geständnis der Soldaten, in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein, gewesen. In Wahrheit hätten sie sich allerdings - genau wie seitens des britischen Verteidigungsministeriums behauptet - 1,7 Seemeilen innerhalb irakischer Gewässer befunden. Andererseits berichtete der britische Fernsehsender Sky am Donnerstag allerdings von einem nur wenige Tage vor seiner Gefangennahme mit dem britischen Hauptmann Chris Air geführten Interview. Darin hatte dieser zugegeben, daß seine Einheit - wie zweifellos auch andere - keinesfalls allein mit dem Aufspüren von "Schmugglern" beschäftigt ist, sondern insbesondere auch mit der Sammlung von Informationen über iranische "Aktivitäten". Hierzu wurden durch seine Einheit regelmäßig die Mannschaften "überprüfter" Schiffe entsprechend befragt. "Es ist gut, Informationen über die Iraner zu sammeln", so Air gegenüber Sky.

Eine Aussage des britischen Kapitänleutnant Felix Carman bei der gemeinsamen Erklärung ist zweifellos geeignet, ihre Glaubwürdigkeit infrage zu stellen.

"Am 12. Tag wurden wir zu einem Regierungs-Komplex gebracht, mit verbundenen Augen und dann wurden uns dreiteilige Anzüge zum Anziehen gegeben. Wir sahen die Erklärung des iranischen Präsidenten live im Fernsehen und erst dann wurde und klar, daß wir nach Hause geschickt werden würden. Es ist nicht erwähnenswert, daß dies ein Augenblick großer Freude war. Wir mußten uns in einer Reihe aufstellen, um den Präsidenten zu treffen, einer nach dem anderen. Mein Rat an jeden war, das jetzt nicht zu ruinieren - wir wollten alle nach Hause. Danach - immer noch mit verbundenen Augen - wurden wir zurück in das Hotel gebracht und trafen zum ersten Mal britische Abgesandte einschließlich des Botschafters, bevor wir an Bord unseres Fluges zurück nach Heathrow gingen", so Carman.

Dies ist das erste und einzige Mal, daß die Soldaten in ihrer Erklärung die Unterbringung in einem Hotel erwähnten, da Carman aber davon sprach, daß sie dorthin "zurückgebracht" wurden, kann hieran kaum ein Zweifel bestehen. Noch weitaus bemerkenswerter ist allerdings seine Behauptung, sie seien dorthin mit "noch immer" verbundenen Augen gebracht worden. Es ist sicherlich sein Geheimnis, wie es den Soldaten möglich war, einerseits die Ansprache des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadi-Nejad "live im Fernsehen zu sehen" und ihn später zu "treffen", wenn ihre Augen hierbei die ganze Zeit verbunden waren.

Der britische Premierminister Tony Blair nutzte seinerseits umgehend einen tödlichen Angriff auf britische Soldaten in der südirakischen Stadt Basra, um den Iran erneut "anklagen" zu können. Bei dem Angriff Bei dem Angriff, der mit einer "im Südirak erstmals eingesetzten Hohlladung" durchgeführt worden sei, wurden 4 britische Soldaten getötet. Blair beschuldigte daraufhin den Iran direkt, "Terrorismus zu unterstützen, zu finanzieren und zu bewaffnen".

Entsprechende Vorwürfe waren seitens der Besatzer im Irak in der Vergangenheit immer wieder erhoben worden, aber nie mit Beweisen untermauert worden. Andererseits sind bereits in Zivil gekleidete britische Soldaten in Basra gefangengenommen worden, in derem Besitz sich dann Sprengstoff und Fernauslöser fanden. Kurz nach ihrer Gefangennahme wurden sie durch britische Soldaten gewaltsam befreit. Tatsächlich handelt es sich hierbei keineswegs um eine hochkomplizierte Technik. Vielmehr dürften tausende metallverarbeitende Unternehmen und Werkstätten im Irak in der Lage sein, derartige Waffen herzustellen. Die Argumentation, daß dies das erste Mal gewesen sei, daß eine Hohlladung im Südirak eingesetzt wurde, könnte kaum schwächer sein, ist doch der Widerstand dort insgesamt bisher weitaus weniger ausgeprägt als im Zentralirak.

Es ist nur zu offensichtlich, daß Blair hier versucht, die Freilassung der britischen Soldaten in den Hintergrund zu drängen, um weiterhin mit dem Finger auf den Iran zeigen zu können.





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