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Ein offener Brief an den Präsidenten

...viereinhalb Jahre später

12.04.2007  


Sean Penn




Vor viereinhalb Jahren sprach ich in einem offenen Brief an unseren Präsidenten die Angelegenheit des Krieges an. Heute möchte ich mich erneut an ihn und die seinigen wenden. Herr Präsident, Herr Cheney, Frau Rice et al: In der Tat hat Amerika eine reiche Geschichte von Größe – in der Tat, Amerika ist noch heute eine verheerende militärische Supermacht.

Und weil, in der Abwesenheit eines kompetenten oder mutigen Kongresses, einer mobilisierten Bevölkerung, diese Macht in Ihren Händen liegt, sind Sie es, der sie mißbraucht hat, um der verheerendste Feind unseres Landes und unserer Verfassung zu werden. Sie haben unser Land und unsere Herzen zerstört. Das unnötige Blut an Ihren Händen, und daher an unseren eigenen, ertränkt die Freiheit, die Sicherheit und den Traum, daß Amerika eines Tages von der Tragödie des 11. September 2001 geheilt und durch sie aufgeweckt werden könnte.

Aber jetzt werden wir ermutigt, alle Worte, die als aufrührerisch verstanden werden könnten, selbst zu zensieren – wenn es unsere Ansicht ist, daß dieser Krieg heute beendet werden sollte. Wir ducken uns, während Sie mit dem Finger auf uns zeigen und uns sagen, wir sollten "unsere Soldaten unterstützen". Nun, Sie und die kriecherischen Experten in Ihrer Tasche, jene, die in der Feuchtigkeit Ihrer schmutzigen und blutverschmierten Unterwäsche baden, können sich diesen Lärm nehmen und ihn sich wo hinschieben. Wir werden nicht länger zugedeckt werden. Um das ganz klar zu stellen. Wir unterstützen unsere Soldaten mit unserem Standpunkt, während Sie sie und ihre Familien ausnutzen. Das Urteil ist gefallen. Sie haben gelogen, sich verschworen und Ihre eigenen Mitbürger und vor allem unsere Soldaten ausgenutzt.

Sie, Herren Bush und Cheney, Sie, Frau Rice, sind schändliche und kriminell unanständige Menschen, unfähig, selbst Ihre eigene selbstsüchtige Agenda zu verfolgen, während Sie uns und unserem Land gegenüber tragisch nachlässig und zerstörerisch sind. Und ich habe eine Frage an Ihre Töchter, Herr Bush. Sie sind keine Kinder mehr. Unterstützen sie Ihre Politik im Irak? Wenn sie es tun, wie können sie es wagen, nicht in Uniform zu sein, während die Kinder von armen schwarzen, weißen, asiatischen, hispanischen und all den anderen amerikanischen arbeitenden Männern und Frauen abgeschlachtet, verstümmelt und im Schutze der Dunkelheit in dieses Land zurückgeflogen werden.

Nun, da ich auf den Straßen Baghdads während dieses Besatzungskrieges gewesen bin, außerhalb der Grünen Zone, ohne Sicherheit, und Sie nicht; habe ich dort Kinder getroffen. In jenem Land mit 25 Millionen Menschen haben diese Kinder minimal gelitten, ein Regenschauer ziviler Tote um sie herum und unter ihnen, entsprechend zweihundert 11. Septembern in gerade einmal vier Jahren Krieg. Zweihundert 11. September. Zweihundert 11. September.

Sie wollen jetzt gegenüber dem Iran mit dem Säbel rasseln? Lassen Sie mich Ihnen etwas über den Iran sagen, weil ich dort gewesen bin und Sie nicht. Es ist ein großartiges Land. Ein großartiges Land. Hat es seine Hasser? Aber sicher. Genau wie die Vereinigten Staaten ihre Hasser haben. Hat es eine korrupte Regierung? Aber sicher. Genau wie die Vereinigten Staaten eine korrupte Regierung haben. Will es eine Atomwaffe? Vielleicht. Haben wir eine? Aber sicher. Aber die Menschen des Irans sind großartige Menschen. Und wenn wir dieser korrupten Führung (indem wir den Iran militärisch angreifen) die Gelegenheit geben, jenes Land im Haß gegen uns zu einen, werden wir einen unserer vielversprechendsten zukünftigen Verbündeten in Jahrzehnten aufgegeben haben. Wenn Sie wirklich überhaupt etwas über den Iran wissen, wissen Sie genau, was ich meine. Natürlich schmälert Ihre Regierung hier das diplomatische Potential, da diese Optionen auf Glaubwürdigkeit und weltpolitischem Einfluß beruhen, den Sie aggressiv verschleudert haben.

Apropos verschleudern, was ist mit den rund eineinhalb Milliarden US-Dollar, die unser Irak-konzentriertes Militär pro Tag ausgibt, wobei drei Wochen dieser Ausgaben ausreichen würden, ein visionäres Dammbau-Projekt in New Orleans zu finanzieren und den ganzen Kontinent Afrika von Hunger und der Verbreitung von Krankheiten zu befreien. Gar nicht zu sprechen von den fortgesetzten jetzt notwendigen Geldern, nicht nur, um unsere Bildungs- und Gesundheitssysteme wieder aufzubauen, sondern auch, um den Veteranen dieses Krieges Hilfe und Pflege zukommen zu lassen, sowohl amerikanische als auch unseren irakischen Verbündeten und Freunden, die alles verloren haben.

Sie sagen, wir hätten den Terror aus unserem Land ferngehalten, indem wir auf einen kriminellen Terrorakt mit staatlich gestützter einseitiger Aggression gegen ein Land, das in keiner Weise an jenem Verbrechen beteiligt war, antworteten. Daß dieser Krieg im Irak oder hier geführt werde. Sie sind nicht unsere Toilette. Sie sind ein Land menschlicher Wesen, deren Leben, während sie einst von Saddam unterdrückt wurden, nun in Dantes Inferno geführt werden.

Meine 15-jährige Tochter hat diese Woche an einer Erörterung gearbeitet (Sie können Condi fragen, was eine Erörterung ist, da akademische Übungen in die Grenzen ihrer politischen Fähigkeiten fallen). Der Aufsatz meiner Tochter, der Inhalt vor Theorie verstand, diskutiert die Stärken der Gerechtigkeit der Verfahren von Nürnberg im Vergleich mit der alternativen Strategie von Wahrheit und Aussöhnung in Südafrika und ich zitiere: "Wenn wir Unterschiede zwischen einer Macht und einer anderen beobachten, einer Gerechtigkeit und einer anderen, dann bedenken wir die Kluft zwischen Vergeltung und Aussöhnung, von Abschluß und Offenbarung." Ich kann ihrem Aufsatz an dieser Stelle nicht gerecht werden, aber in seinem Innersten fragt er, wie, wann und warum wir Kompromisse zum Frieden eingehen, für Krieg bestrafen oder beides für etwas anderes abwägen.

Dies mag eine weitere Schwachstelle in der Rhetorik beider Seiten beleuchten. Man sagt uns, wir sollten uns nicht auf die "Politik des Angriffs" einlassen. Uns "vom Negativen fernhalten" ... Nun, Herr Bush, wenn man über Ihre Regierung spricht, würde uns dies tatsächlich stumm und machtlos machen.

Zum Abschluß möchte ich meine letzten Anmerkungen an den Chor richten: Wir haben kürzlich alle schön anläßlich des traurigen Todes des früheren Präsidenten Ford gespielt. Experten und Akteure auf allen Seiten erinnerten sich lobend an sein Verzeihen gegenüber Richard Nixon und erklärten, daß eine gespaltene Nation die Einheit fand. Aber was ist jetzt mit jenem Präzedenzfall der Abschreckung? Wo ist jetzt die Gerechtigkeit? Laßt uns uns vereinen, nicht nur darin, diesen Krieg zu beenden, sondern auch, diese Regierung zur Verantwortung zu ziehen. Ohne Amtsenthebung kann die Gerechtigkeit nicht siegen. In unserer Zeit oder in der unserer Kinder. Und laßt uns den Demokraten wie Republikanern klarmachen, daß wir nicht bereit sind, bis '08 zu warten, um von ihnen erneut zu hören: "Wenn ich damals gewußt hätte, was ich heute weiß."

Selbst bei einem sogenannten Sieg, was wir gestern sahen, war ein Repräsentantenhaus, daß sich nicht dazu bewegen konnte, ein Gewissen oder die Wähler zu repräsentieren. Es ist eine Tragödie, daß die Führung der Demokratischen Partei im Kongreß es ablehnt, dem Haus zu gestatten, über Barbara Lees Anhang für einen komplett finanzierten, geordneten Abzug von US-Truppen aus dem Irak bis zum Ende dieses Jahres abzustimmen. Eliten umkreisten mit Streitwagen diesen Vorschlag ud verschoben den Tag der Abrechnung, der so schnell als möglich kommen muß – ein vollständiger Abzug die US-Streitkräfte aus dem Irak.

Es gibt Präsidentschaftskandidaten, denen dies klar ist. Wir haben Kandidaten mit Gewissen. Wie die Dinge heute stehen, werde ich für Dennis Kucinich stimmen, der von Beginn an gegen diesen Krieg gekämpft hat. Man mag sagen, daß Kucinich nicht gewinnen kann. Nun, wir haben die Gelegenheit, die Glaubwürdigkeit der Demokratie, wie sie von der Welt betrachtet wird, wiederherzustellen.

Wir können unseren derzeitigen Präsidenten feuern. Wir können den nächsten Präsidenten wählen. Ihr und ich, der Bauer in Wisconsin, die Jungs bei Google und Bill Gates.

Es ist an uns, zu wählen. Warum wählen wir nicht?!





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