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Augen zu

Prioritäten - nicht nur - der Medien

18.04.2007  






Betrachtet man die Schlagzeilen der letzten Tage aufmerksam, so wird einmal mehr überdeutlich, wie die Medien - aber nicht nur sie - ihre Prioritäten setzen.

Am Montag erschoß der aus Südkorea stammende Cho Seung-Hui auf dem Gelände der technischen Universität in Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia 32 Menschen. Weltweit, insbesondere aber im "Westen" war dies seitdem ein beherrschendes Thema in den Medien. Jede Einzelheit scheint es wert, darüber zu berichten - was allerdings auch gehäuft dazu führt, daß Meldungen immer wieder auf zweifelhaften Quellen beruhende Spekulationen enthalten.

Zweifellos handelt es sich hierbei um ein für die USA herausragendes Verbrechen. Andererseits findet die Tatsache, daß im Irak seit nunmehr über vier Jahren jeden Tag ein vielfaches dieser Zahl an Menschen infolge des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges der USA ihr Leben verlieren, kaum Beachtung. Selbst die folgenschwere Anschlagsserie in Baghdad vom Mittwoch, der über 180 Menschen zum Opfer fielen, bleibt in der Aufmerksamkeit der Medien weit hinter dem Massaker von Blacksburg zurück. Darüber hinaus wird der Ermordung dreier Menschen in der türkischen Stadt Malatya ohnehin noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet.

Letzteres scheint sich - zumindest auf Deutschland bezogen - auf den ersten Blick leit erklären zu lassen, ist eines der Opfer doch deutscher Staatsbürger. Aber wiegt der Tod eines Deutschen denn tatsächlich schwerer als der Tod von 180 Irakern, darunter zahlreiche Frauen und Kinder? Nun ließe sich das größere Interesse an den drei in der Türkei ermordeten Menschen allerdings auch noch auf einem anderen Weg erklären, handelte es sich bei den Opfern doch um Mitarbeiter eines "Bibel-Verlags". Dieser habe in der Vergangenheit bereits mehrfach Drohungen wegen seiner "Missionstätigkeit" erhalten, so Medienberichte - also ein weiteres Beispiel für den so gern präsentierten "militanten Islam".

Schon mehren sich im Internet die Spekulationen, daß es sich auch bei Cho um einen Muslim gehandelt haben könne. Grundlage hierfür sind die mit roter Farbe auf seinen linken Unterarm geschriebenen Worte "Ismail Ax", die von einer zunehmenden Zahl von Websites - darunter auch deutsche, denen schon in der Vergangenheit von Gegnern "Volksverhetzung" vorgeworfen wurde - mit dem Koran in Verbindung gebracht werden. Demnach sei dies ein Verweis auf den Propheten Ismail, dessen Vater Ibrahim (Abraham) in einem Tempel alle Statuen bis auf eine mit einer Axt zerstörte, da er wütend war, daß die Menschen anderen Göttern als Allah folgten.

Wie unterschiedlich die Reaktionen nicht nur der Medien, sondern auch der Weltöffentlichkeit und von Regierungen ausfallen, zeigt auch ein Blick auf die internationalen Bemühungen, die internen Kriegshandlungen in der sudanesischen Region Dar Fur zu beenden. Während die Zahl der dortigen Todesopfer auf etwa 200.000 geschätzt wird, liegt sie im Irak mittlerweile vermutlich beim vierfachen. Trotzdem ist der internationale Widerstand gegen die Besetzung des Iraks durch die USA nicht der Rede wert. Die Vermutung, daß dies mit der Tatsache zusammenhängt, daß eben durch diese Besatzung die irakischen Ölvorkommen in "westlicher" Hand sind, andererseits auch der Sudan große Ölvorkommen besitzt, ist sicherlich naheliegend.

Und auch die Millionen Menschen, die jedes Jahr aufgrund mangelnder Lebensmittel oder Medikamente sterben, fallen letztlich - wenn auch keineswegs ausschließlich - "westlichen" Interessen zum Opfer, wäre es doch ein leichtes, jenen Staaten die sie rettungslos knebelnden und aufs neue versklavenden Kredite zu erlassen und ihnen so die Chance auf eine Zukunft zu geben.

All dies geschieht aber nicht. Sowohl Regierungen als auch Medien und Bevölkerungen ziehen es zum überwiegendsten Teil vor, aus unterschiedlichen Gründen, aber mit dem gleichen Ergebnis, die Augen zu verschließen.





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