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Krieg und seine Opfer

US-Soldaten und ihre Moralvorstellungen

06.05.2007  






Es heißt, das erste Opfer des Krieges sei die Wahrheit. Betrachtet man die am Freitag veröffentlichten Ergebnisse einer Studie der Beratungsgruppe für psychische Verfassung der medizinischen Abteilung des US-Heeres, so ist die Moral zumindest das zweite Opfer.

Für die Studie wurden zwischen dem 28. August und dem 3. Oktober 2006 insgesamt 1.320 Soldaten und 447 Marineinfanteristen des US-Heeres während ihres Einsatzes im Irak befragt. Ein Abschnitt des Berichts geht dabei auch auf die Frage ein, inwieweit das Verhalten der Soldaten im Irak mit ethischen Grundsätzen im Einklang steht. Auch wenn die Studie die Nennung der Genfer Konventionen vermeidet, so decken sich die Fragen doch mit den dortigen Grundsätzen. Die Antworten der Soldaten zeigen, wie weit sich das US-Militär als ganzes bereits von diesen Grundsätzen entfernt hat - wobei anzunehmen ist, daß die Zahlen in Wahrheit noch höher liegen, auch wenn die Daten anonym ermittelt wurden.

So lehnten 53 Prozent der Soldaten und sogar 62 Prozent der Marineinfanteristen die Aussage, alle "nicht an Kämpfen Beteiligte" - also Zivilisten - "sollten mit Würde und Respekt behandelt werden" ab. 17 Prozent der Befragten stimmten gar der Aussage zu, alle Zivilisten sollten als "Rebellen" behandelt werden - was zweifellos nichts anderes als deren Tötung bedeutet. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der im Irak stationierten US-Soldaten sind damit also rund 25.000 Soldaten offenbar der Ansicht, daß "nur ein toter Iraker ein guter Iraker" ist.

36 Prozent der Soldaten und 39 Prozent der Marineinfanteristen sagten, Folter solle erlaubt sein, um "wichtige Informationen über Rebellen" zu erlangen. Demgegenüber sagten nur 25 Prozent der Soldaten und 24 Prozent der Marineinfanteristen, sie würden ihre eigene Sicherheit riskieren, um einem Zivilisten in Gefahr zu helfen.

Auf die Frage, ob sie schon einmal Zivilisten beleidigt hätten, gaben dies 28 Prozent der Soldaten und 30 Prozent der Marineinfanteristen zu. 9 Prozent der Soldaten und 12 Prozent der Marineinfanteristen gaben zu, schon einmal den Besitz von irakischen Zivilisten beschädigt oder zerstört zu haben, obwohl dies "nicht notwendig" gewesen war. 4 Prozent der Soldaten und 7 Prozent der Marineinfanteristen gaben sogar zu, Zivilisten geschlagen oder getreten zu haben, obwohl dies "nicht notwendig" gewesen war. Daß dies bei weitem nicht die ganze Wahrheit sein dürfte ergibt sich allein schon aus der zuvor genannten Quote der Zustimmung zur Folterung zur Erlangung von "wichtigen Informationen". Erschwerend kommt hinzu, daß die Soldaten während ihres Einsatzes im Irak befragt wurden, der Anteil der Soldaten, die entsprechende Vergehen begangen haben, nach Ende ihres Einsatzes also noch höher liegen wird. Nach der Tötung von Zivilisten wurde - sicherlich wohlweislich - gar nicht gefragt.

Gleichgültig um welches Vergehen es sich handelt, würde die Mehrheit der Befragten ein Mitglied ihrer Einheit nicht Vorgesetzten melden. 50 Prozent der Soldaten und 67 Prozent der Marineinfanteristen würden nicht melden, wenn ein Kamerad einen Zivilisten bestiehlt, 57 Prozent der Soldaten und 70 Prozent der Marineinfanteristen würden schweigen, wenn "unnötig" privates Eigentum zerstört wird, 54 Prozent der Soldaten und 68 Prozent der Marineinfanteristen würden einen Kameraden nicht melden, wenn dieser einen Zivilisten "mißhandelt" und 45 Prozent der Soldaten und 60 Prozent der Marineinfanteristen würden nicht einmal melden, wenn ein Mitglied ihrer Einheit einen Zivilisten verletzt oder tötet.

29 Prozent der Soldaten und 33 Prozent der Marineinfanteristen sagten denn auch, daß Unteroffiziere und Offiziere ihrer Einheit ihnen nicht klargemacht hätten, daß sie Zivilisten nicht mißhandeln sollen.

Angesichts von Ausbildungsgesängen wie "Wir werden vergewaltigen, morden, plündern und brennen, werden vergewaltigen, morden, plündern und brennen!" können all diese Zahlen zwar kaum verwundern, beantworten aber doch, warum der irakische Widerstand seit nunmehr über vier Jahren stetig an Kraft gewinnt.





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