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Staatstragende Propaganda

US-Sender berichtet über "iranische Raketen im Irak"

09.08.2007  






Am Mittwoch veröffentlichte der US-Sender ABC News einen Bericht mit dem Titel "Iranische Raketen in Rebellen-Video gesichtet". Bei genauerer Betrachtung kann dieser Bericht aber nur als ein Beispiel von staatstragender Propaganda oder hochgradig mangelhaftem Journalismus bezeichnet werden.

Der Artikel beruht auf einem am Dienstag von einer nicht namentlich genannten ABC-Reporterin geführten Interview mit US-Oberst Wayne Grigsby und dem Hauptgefreiten Doug Jones. Ausgangspunkt des Interviews war wiederum ein am gleichen Tag durch das US-Militär veröffentlichtes Video, das den Aufbau zahlreicher Boden-Boden-Raketen und den Abschuß einiger weiterer durch arabisch aussehende Männer in Zivilkleidung zeigt.

Das am Anfang des ABC-Berichts gezeigte Standbild aus dem Video - das einzige des ganzen Berichts - zeigt den Abschuß einer der Raketen.

Der Untertitel des Bildes lautet: "In diesem vom US-Militär herausgegebenen Bild sind Rebellen in einer Videoaufnahme zu sehen, wie sie 49 Raketen auf die vorgelagerte Basis [Forward Operating Base] Hammer, etwa 32 Kilometer östlich von Baghdad aufbauen; die Raketen wurden am Sonntag, dem 5. August 2007 abgefeuert. Das Video zeigt auch den Aufbau eines Angriffs auf die Basis am 11. Juli 2007, bei dem ein Soldat getötet und 15 verletzt wurden. Das Video wurde bei einer Razzia am 7. August 2007 sichergestellt."

Die Zahl der in diesen beiden Sätzen enthaltenen Fehler ist bemerkenswert. Tatsächlich wurden keineswegs alle Raketen auch abgefeuert. Wie es auch in dem Artikel später - entsprechend den Aussagen des US-Militärs - richtig steht, wurden von insgesamt 46 aufgebauten Raketen 12 bei dem Angriff auf FOB Hammer abgefeuert. Hierbei handelte es sich um 107-Millimeter-Raketen. Schon ein Blick auf das von ABC genutzte Bild zeigt überdeutlich, daß dies keinesfalls Raketen dieses Kalibers sein können. Tatsächlich handelt es sich bei jenen Raketen um 240-Millimeter-Raketen, die offenbar bei einem gänzlich - auch die Bodenbeschaffenheit unterscheidet sich deutlich - anderen Angriff eingesetzt wurden. Dieser erfolgte gemäß Darstellung des US-Militärs am 5. August. Der auf dem Bild zu sehende Angriff erfolgte mit vermutlich fünf Raketen dieses Kalibers, da diese Anzahl in einer Szene zu sehen ist. Der Aufbau wird nur von vieren, der Abschuß nur von dreien gezeigt. Bisher wurden keinerlei Verluste aus diesem Angriff gemeldet, obgleich es sich hierbei um Raketen mit der mehr als 15-fachen Menge Sprengstoff handelt. Vorgeblich verfehlten sie allesamt ihr Ziel. Zwar entsprechen die äußeren Daten - Kaliber 240 Millimeter, 112 Kilogramm Gewicht - und auch die Form ziemlich exakt jenen der iranischen Falaq-1, nicht einmal das US-Militär hat allerdings bisher behauptet, daß es sich hier um aus dem Iran stammende Raketen handele.



Bilder der Raketen des Kalibers 240 Millimeter aus dem Video

Das Video wurde nach Darstellung des US-Militärs bei der Festnahme des für den Angriff vom 11. Juli Verantwortlichen sichergestellt. Es ist innerhalb des irakischen Widerstands durchaus üblich, Angriffe auf Video zu dokumentieren und diese Filme später als Propagandamaterial zu veröffentlichen. Dies erklärt aber keineswegs, warum von den auf dem Video eindeutig sichtbaren, 46 aufgebauten Raketen nur 12 auf die Basis abgefeuert wurden. Ein Gegenangriff seitens des US-Militärs war nicht erfolgt, die Abschußstelle wurde erst am folgenden Tag gefunden. Der Aufbau eines derart großen Arsenals "auf Vorrat" für Angriffe an den kommenden Tagen scheint wenig glaubwürdig, war doch zweifelsfrei klar, daß nach dem Ursprungsort des Angriffs gesucht werden würde.




Bilder der Raketen des Kalibers 107 Millimeter aus dem Video

Obwohl 33 der verbliebenen Raketen vorgeblich entschärft wurden - eine sei hierbei gezündet worden und habe die Basis getroffen - wurden diese bisher nicht der Öffentlichkeit präsentiert.

Zwar entsprechen diese äußerlich weitgehend dem iranischen Modell Haseb, hierbei handelt es sich aber um in zahllosen Ländern hergestelltes Modell. Es dürfte kaum ein Zufall sein, daß der Öffentlichkeit diese Raketen bisher vorenthalten worden sind. Den ABC-Bericht hier nur als "einseitig" zu bezeichnen, wäre sicherlich eine Untertreibung. In dem "Interview" gab sich die ABC-Reporterin sogar ohne Nachfrage mit Grigbys Aussage zufrieden, er "wisse", daß die Raketen aus dem Iran stammten. Letztlich handelte es sich hier weniger um ein Interview sondern mehr um die Übergabe zu verbreitender Informationen an die Medien - sicherlich nicht ganz umsonst bedankte sich Grigsby am Ende für die "wichtige Arbeit".





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