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Selbstmord-Terroristen?

Rettete das BKA drei Bombenbauern das Leben?

06.09.2007  






Wieder einmal überschlagen sich Medien und Behörden, weil in Deutschland vorgeblich ein - oder mehrere - Bombenanschläge mehr oder minder "in letzter Minute" verhindert worden sei.

Am Dienstagnachmittag sind demnach drei Verdächtige - zwei Deutsche und ein Türke - in dem Ort Oberschledorn im Bundesland Nordrhein-Westfalen in einem angemieteten Ferienhaus verhaftet worden. Nach Aussage der Generalbundesanwältin Monika Harms sind hierdurch "massive Bombenanschläge" verhindert worden.

Tatsächlich offenbaren sich bei genauerer Betrachtung der Berichte zahlreiche Widersprüche, Unwissen und Unwahrheiten. Einer Pressemitteilung der Generalbundesanwaltschaft zufolge wurden "von Februar bis August 2007" von einem der Festgenommenen "im Raum Hannover nach und nach 12 Fässer (insgesamt 730 kg) mit einer zum Teil hochprozentigen Wasserstoffperoxid-Lösung" "beschafft". Ein beispielsweise von SpiegelOnline veröffentlichtes dpa-Photo zeigt unübersehbar nur 10 "Fässer" - Kanister wäre sicherlich ein zutreffenderes Wort. Die Welt wiederum meldete, das Wasserstoffperoxid sei "so hoch konzentriert", daß es "nur eine Woche gelagert" werden könne - was für unmittelbar bevorstehende Anschläge spräche. Nur eben, daß die Chemikalie tatsächlich von Februar bis August dieses Jahres beschafft worden war. Bemerkenswert ist auch, daß nach Aussage der Generalbundesanwaltschaft offenbar nur ein Teil des Wasserstoffperoxids in einer hochprozentigen Form vorhanden war. Wie groß dieser Anteil war, darüber herrscht bisher Stillschweigen.

Inwieweit die Behauptung, Polizeibeamte hätten von den vorgeblichen Attentätern unbemerkt "frühzeitig" die "in den Fässern befindliche hochprozentige Lösung Wasserstoffperoxid durch eine gefahrlose Austauschlösung" ersetzt, erscheint angesichts der langen Lagerung zumindest eines Teils des Wasserstoffperoxids zumindest fragwürdig, erst recht, da diese unter wenig geeigneten Umständen stattfand. Dieses zerfällt tatsächlich mit der Zeit zu Wasser und Sauerstoff, so daß die Konzentration der Lösung abnimmt. Allein dieser "frühzeitige" Austausch der Chemikalie hat allerdings letztlich dazu geführt, daß praktisch keinerlei Gefahr mehr bestand, daß tatsächlich Sprengstoff hätte hergestellt werden können. Sollte der "Austauschstoff" wie in einigen Berichten genannt handelsübliches Wasserstoffperoxid mit einer Konzentration von 3 Prozent - statt der 35-prozentigen Lösung, die sich vorgeblich in den Kanistern befand - so wäre zwar mit einem vorhergehenden Bearbeitungsschritt eine Verwendung durchaus noch möglich gewesen, dies hätte aber einerseits das Wissen um den Austausch vorausgesetzt, andererseits hätte sich so aber eine entsprechend weitaus geringere Menge Sprengstoff herstellen lassen.

Bemerkenswert ist auch, daß grundsätzlich nur vom Fund der 730 Kilogramm Wasserstoffperoxid gesprochen wird. Tatsächlich wird zur Herstellung des Sprengstoffs Triacetontriperoxid (TATP) neben Wasserstoffperoxid eine noch größere Menge Aceton und eine ebenfalls große Menge einer Säure - wobei Zitronensaft zwar möglicherweise interessante Reaktionen hervorrufen, aber kaum zur Herstellung von TATP geeignet sein dürfte - benötigt. Die "Bombenbauer" müßten also noch weit über einer Tonne weiterer Chemikalien besessen haben. Angesichts der freien Verfügbarkeit von zumindest grundlegenden Beschreibungen zur Herstellung von TATP kann kaum angenommen werden, daß allein das Wasserstoffperoxid gezeigt wird, um so zu verhindern, daß "Bombenbauinformationen" an die Öffentlichkeit gelangen.

Selbst wenn die Männer auch im Besitzt dieser benötigten Stoffe in den entsprechenden Mengen gewesen wären - und das Wasserstoffperoxid in hoher Konzentration vorgelegen hätte - wäre ihnen bei der Verarbeitung dieser Menge Chemikalien aller Wahrscheinlichkeit nach nur eines gelungen: sich selbst in die Luft zu sprengen. Oder wahlweise, sich die nächsten Jahre mit der Produktion zu beschäftigen. So ist es für die Herstellung von TATP beispielsweise notwendig, die Zutaten während der Reaktion deutlich unter Zimmertemperatur zu kühlen. Dies ist bei kleinen Mengen und unter Labor- beziehungsweise Industriebedingungen sicherlich machbar, aber keinesfalls bei den genannten Mengen in einem Ferienhaus. Infolgedessen wäre bei der Reaktion entweder kein TATP entstanden oder es wäre gleich zu einer Explosion gekommen. Tatsächlich ist TATP ein derart instabiler Sprengstoff, daß er ohnehin industriell und militärisch praktisch keinerlei Bedeutung hat. Schon das Fallenlassen eines Behälters mit TATP wird in den meisten Fällen durch den Aufschlag auf den Boden bereits den Sprengstoff zünden.

Aus diesem Grund erscheint es auch fragwürdig, daß sich die Verhafteten vorgeblich ebenfalls bereits "mehrere Zünder" beschafft hatten - sollten hiermit nicht handelsübliche Hammer gemeint gewesen sein.

Wäre es den Männern im Widerspruch zu aller Logik tatsächlich gelungen, den Sprengstoff herzustellen, so hätte zweifellos spätestens das Verladen in Fahrzeuge beziehungsweise die Fahrten zu den geplanten Anschlagszielen entweder zur Explosion geführt oder die Aufmerksamkeit von Behörden auf sich gezogen, da die Fahrt dann nur im Schrittempo erfolgt wäre.

Erwähnenswert ist sicherlich auch noch die Behauptung, es handele sich bei dieser "Terrorzelle" um einen Ableger der aus Usbekistan stammenden "Islamic Jihad Union" (IJU). Diese verübte ihrerseits vorgeblich im März 2004 eine Reihe von Anschlägen in Usbekistan. Tatsächlich hat der damalige britische Botschafter in Usbekistan, Craig Murray, schwerste Zweifel an der offiziellen Darstellung der usbekischen Regierung angemeldet. "Tatsächlich scheint die vorgebliche Reihe von Selbstmordanschlägen nichts dergleichen gewesen zu sein", so Murray, der die Urheber vielmehr innerhalb der Regierung Usbekistans vermutet. "Ich besuchte den Ort jedes der Bombenanschläge innerhalb weniger Stunden und in einem Fall Minuten nach der vorgeblichen Explosion."

"In einem kleinen dreieckigen Hinterhof hatte eine Bombe vorgeblich sechs Polizisten getötet. Aber die Fenster auf allen Seiten, zwischen 10 und 30 Meter von der vorgeblichen Explosion entfernt, waren nicht beschädigt. Ein Baum in der Mitte des Hofes war ebenfalls nicht beschädigt. Der Körper eines der vorgeblichen Selbstmordattentäter war unversehrt, abgesehen von einer kleinen Verbrennung in Größe einer Walnuß auf ihrem Bauch", so Murray über seine Eindrücke von einem der vorgeblichen Anschlagsorte.

Auch die Behauptung, die Verhafteten seien in einem "Terroristenausbildungslager" in Pakistan ausgebildet worden, erscheint zumindest fragwürdig. Einerseits erschiene es weitaus logischer, daß usbekische Terroristen auch "Ausbildungslager" innerhalb Usbekistans unterhalten, andererseits ist dies natürlich ein wichtiges "Indiz" für die allseits erwähnte "Verbindung zu Al-Qaida".

Bemerkenswert ist auch, daß die Beamten, die die Männer seit Monaten beobachteten, bemerkt wurden, weil sie sich zu auffällig verhielten, dies die vermeintlichen Bombenbauer aber anscheinend nicht von ihren Plänen abbrachte. Ob dies wie vielfach berichtet ein Indiz für ihre "Entschlossenheit" oder doch eher für einen ganz anderen Hintergrund ist, mag im Auge des Betrachters liegen.

Sollten die drei Festgenommenen tatsächlich versucht haben, eine derart große Menge TATP herzustellen - und dies unter derart unzureichenden Bedingungen - um hiermit Anschläge durchzuführen, so handelte es sich hier sicherlich um "Selbstmord-Terroristen", allerdings eher analog zu dem "fliegenden Suizidkommando" aus dem Film "Das Leben des Brian". In dem Fall hat das BKA zweifellos verhindert, daß Menschen durch Sprengstoffexplosionen getötet wurden - die drei Verhafteten.



Nachtrag 07.09.07: Tatsächlich konnten sich die Verdächtigen bereits im Mai im Focus darüber informieren, daß ihnen sowohl die deutschen Behörden als auch die CIA bereits auf den Fersen waren. Dies hat sie aber offenbar nicht davon abgehalten, ihre "Pläne" fortzuführen. Ebenso hat es nicht zu einem sofortigen Zugriff der deutschen Behörden geführt, obgleich hierdurch unter normalen Umständen eine umgehende Flucht der Verdächtigen zu erwarten wäre. Und auch andere Medien straften den Focus-Bericht - in klarem Widerspruch zum üblichen Interesse an neuen "Terror-Meldungen" - mit Nichtachtung.





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