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Hunger im Irak

Lebensmittelhilfen sollen drastisch eingeschränkt werden

31.12.2007  






Im Jahr 1991 hatte die irakische Regierung unter dem Präsidenten Saddam Hussein - dessen Hinrichtung sich am Sonntag zum ersten Mal jährte - als Reaktion auf die verheerenden, von den USA erwirkten UN-Sanktionen gegen den Irak ein System von stark verbilligten Lebensmittelhilfen für die Bevölkerung des Landes ins Leben gerufen.

Benötigte während der Zeit der Sanktionen praktisch die gesamte Bevölkerung des Landes diese Hilfen, so erhielten Mitte dieses Jahres einer Oxfam-Studie zufolge immer noch rund 60 Prozent der Menschen diese Hilfen - eine monatliche Lieferung von insgesamt zwei Kilogramm Reis, Zucker, Weizenmehl, Linsen, Kichererbsen, Speiseöl, Säuglingsnahrung, Tee, Seife und Waschmittel pro Person. Bereits am 18. Dezember hatte Al-Jazeera berichtet, daß diese Unterstützung nun im Jahr 2008 drastisch eingeschränkt werden soll.

Während derzeit nach Angaben der "irakischen" Regierung noch etwa 10 Millionen Iraker regelmäßig die Lebensmittelhilfen erhalten, soll diese Zahl bis Mitte des Jahres 2008 auf 5 Millionen halbiert werden. Außerdem sollen zukünftig auch nur noch Mehl, Zucker, Reis, Öl und Säuglingsnahrung in den Hilfen enthalten sein - also die Versorgung mit Linsen, Kichererbsen, Tee, Seife und Waschmittel vollständig eingestellt werden. Begründet wurde dies von Mahammed Hanoun, Stabschef im "irakischen" Handelsministerium, gegenüber Al-Jazeera mit den stark gestiegenen Preisen für Lebensmittel.

"In 2007 beantragten wir 3,2 Milliarden US-Dollar für die Lebensmittelhilfen", sagte er. "Aber da die Preise für eingeführte Lebensmittel sich im vergangenen Jahr verdoppelt haben, beantragten 7,2 Milliarden US-Dollar für dieses Jahr. Dieser Antrag wurde abgelehnt."

Ausgerechnet jene Iraker, denen es finanziell am schlechtesten geht - nach Angaben der "irakischen" Regierung liegt die Arbeitslosenquote im Land bei 60 bis 70 Prozent - werden zukünftig also gezwungen sein, die nicht mehr verteilten Waren selbst zu kaufen, sondern dies auch noch zu stark gestiegenen Preisen. Obwohl sie schon bei den niedrigeren Preisen nicht in der Lage waren, ohne die Unterstützung auszukommen.

"Die Reduzierung der Zahl der verbilligten Waren wird meine Söhne zu unterernährten Kindern machen und uns in einen Grad der Armut stürzen, der weitaus schlimmer sein wird, als alles, was wir bisher erlebt haben", sagte denn auch Sarmed Abd al-Rahman, Vater von drei Kindern, gegenüber Al-Jazeera.

In einem am Donnerstag veröffentlichten Artikel der Nachrichtenagentur IPS kamen weitere Iraker zu Wort.

"Die monatliche Lebensmittelhilfe war die einzige Hilfe von der Regierung", sagte der Lebensmittelhändler Ibrahim al-Ageely. "Sie hat den Familien sehr geholfen." Ein anderer Händler sagte, die Lebensmittelhilfen seien „das Leben aller Iraker, jeden Monat warten Iraker in Schlangen, um ihre Lebensmittelhilfen zu erhalten."

"Mein Gehalt beträgt 280 US-Dollar und ich habe sechs Kinder", sagte der Lehrer Ali Kadhim. "Meine Gehaltserhöhung wurde durch die gestiegenen Lebensmittelpreise wieder aufgefressen. Ich kann es mir nicht leisten, die Lebensmittel zusätzlich zu den anderen notwendigen Ausgaben des täglichen Lebens zu kaufen." Dies wurde auch von Khalaf Atiya gegenüber IPS bestätigt. "Ich und meine Frau haben fünf Jungen und sechs Mädchen, also kosten die Hilfen eine Menge, wenn sie gekauft werden müssen", sagte er. "Ich kann mir nicht Nahrungsmittel und die anderen Ausgaben wie Ausbildung, Kleidung, Ärzte leisten."

"Die Regierung wird einen großen Fehler machen, weil die Versorgung mit ausreichend Lebensmittelhilfen die Fehler der Regierung in anderen Bereichen wie der Sicherheit ausgleichen könnten", sagte ein namentlich nicht genannter Arzt. "Der oder die Irakerin wird nun spüren, daß er oder sie der Regierung nichts wert ist."

Zynisch reagierte ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen wollte. "Keine Sicherheit, keine Lebensmittel, kein Strom, kein Handel, kein Wasser. Das Leben ist schön."





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