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Dumm gelaufen

Das Vorbild des US-Präsidenten George W. Bush war ein Pferdedieb

29.01.2008  






Schon seit Jahren bezeichnet US-Präsident George W. Bush ein Gemälde des Malers W.H.D. Koerner als eines seiner Lieblingsgemälde – weshalb es auch schon zu jener Zeit, als er noch Gouverneur des US-Bundesstaates Texas war, in seinem Büro hing.

A Charge to Keep - WHD Koerner
A Charge to Keep - W.H.D. Koerner

Das Gemälde "A Charge to Keep" zeigt einen bergan reitenden Mann, gefolgt von weiteren Männern. Bush sah dies als eine Anlehnung an das gleichnamige Kirchenlied von Charles Wesley. Dort heißt es: "A charge to keep I have, a God to glorify, a never-dying soul to save fitted for the sky." ("Eine Aufgabe habe ich zu erfüllen, einen Gott zu rühmen und eine unsterbliche Seele zu retten, die für den Himmel bestimmt ist.") Selbst Bushs im Jahr 1999 veröffentlichte Autobiographie trägt den Titel "A Charge to Keep", was seine Nähe zu dem Gemälde zweifellos unterstreicht.

Schon 1995 - kurz nach seienr Ernenneung zum Gouverneur von Texas - schrieb er an seine Mitarbeiter anläßlich der Leihgabe des Gemäldes an ihn: "Ich dachte, ich sollte einen Teil der neueren Geschichte von Texas mit ihnen teilen, der den Inbegriff unserer Mission darstellt. ... Der Grund, warum ich hierauf zu sprechen komme ist, daß das Gemälde auf dem Lied 'A Charge to Keep I Have' von Charles Wesley beruht. Ich bin insbesondere vom zweiten Vers des Liedes beeindruckt. Der zweite Vers lautet: 'Dem Jetzt zu dienen, meinen Auftrag zu erfüllen; Oh, möge ich mit all meiner Kraft den Wunsch meines Herren erfüllen.' Das ist unsere Mission. Dieser Vers summiert unseren Geist. ... Wenn sie in mein Büro kommen, betrachten sie bitte das wunderschöne Gemälde eines Reiters, der entschlossen ein anscheinend steilen und unwegsamen Pfad hinaufreitet. Das sind wir. Was dem Gemälde für mich noch mehr Leben verleiht, ist die Botschaft von Charles Wesley, daß wir einem größeren als uns selbst dienen."

Bush sieht sich also in der Rolle jenes Reiters, der seiner Meinung nach auf dem Weg westwärts ist, um dort den "christlichen Glauben" zu verbreiten.

Wie Harper's Magazine am Donnerstag unter Berufung auf das noch nicht erschienene Buch "Bush, The Bush Tragedy" von Jacob Weisberg berichtete, hat Bush Interpretation des Gemäldes allerdings denkbar wenig mit der tatsächlichen Absicht des ursprünglich aus dem deutschen Dithmarschen stammenden Malers Wilhelm Heinrich Dethlef Körner zu tun. In Wahrheit handelte es sich dabei um die Illustration einer 1916 in der Saturday Evening Post erschienenen Kurzgeschichte, die von einem redegewandten Pferdedieb handelt, der zunächst gefangen wird, dann aber entkommen kann. Das Gemälde Körners – der sich später in William Henry Dethlef Koerner umbenannte – zeigt jenen Pferdedieb auf der Flucht vor seinen Verfolgern, die ihn, wie damals üblich, lynchen wollten. Der ursprüngliche Untertitel in der Zeitschrift lautete "Wäre er nur 15 Minuten früher aufgebrochen, wäre er nicht gefangen worden."

Die Tatsache, daß George W. Bush einen Pferdedieb auf der Flucht vor dem Galgen seit Jahren als sein Vorbild bezeichnet, durfte zahllosen seiner Gegner einen wohligen Schauer über den Rücken jagen.





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