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Wenn zuviel einfach nicht genug ist

Deutscher Milliardär befürchtet "Edel-DDR"

09.03.2008  


Norman Griebel




Wie die Süddeutsche Zeitung am Freitag berichtete, hat der deutsche mehrfache Milliardär Reinhold Würth in einem Interview gegenüber der Schwäbischen Zeitung seine Sorgen um den Erhalt seines Vermögens hinsichtlich einer von ihm befürchteten "Enteignung" durch zukünftige Besteuerungsmaßnahmen zum Ausdruck gebracht und so einmal mehr gezeigt, daß ein Vermögen offenbar niemals so groß sein kann, als daß dessen Besitzer der Ansicht wäre, weniger könne auch noch genug sein.

In der kürzlich veröffentlichten Liste der reichsten Menschen der Welt stufte das US-Magazin Forbes Würth mit seinem – in US-Dollar umgerechneten – Vermögen von geschätzten 7,7 Milliarden – also etwa 5 Milliarden Euro – auf Platz 120 ein. Ungeachtet dieses immensen Vermögens fand Würth in dem Interview äußerst drastische Worte, um seiner Angst vor einer Vermögensminderung Ausdruck zu verleihen.

"Wir werden spätestens 2013 eine rot-rot-grüne Koalition haben. Dann kommt das ganze Folterwerkzeug wieder heraus", sagte er. "Die Erbschaftsteuer wird erhöht, die Vermögensteuer und neue Reichensteuern eingeführt. Wir befinden uns auf einem geradlinigen Weg in eine DDR-ähnliche Zeit, in eine Edel-DDR." Und weiter: "Ich mache mir Sorgen, ob meine Arbeit, die ich in über 58 Jahren gemacht habe, umsonst war. Ob das ganze nicht konfiskatorisch besteuert wird - also quasi enteignet - und ich quasi sechs Jahrzehnte in den Sand gesetzt habe." Schon seine Wortwahl zeigt angesichts der Bezeichnung von Steuergesetzen als "Folterwerkzeugen", ihren Auswirkungen als "Enteignung" und des Begriffs "Edel-DDR" nur zu klar Würths Geisteshaltung. Noch bemerkenswerter ist allerdings eine von ihm ebenfalls in dem Interview aufgestellte "Rechnung" hinsichtlich der vorgeblichen Folgen von neuen Steuergesetzen.

"Die Gewinne, die ich in diesen jetzt 58 Jahren gemacht habe, sind schon mal im Durchschnitt zu 50 Prozent versteuert worden. Wenn die Erbschaftsteuer kommt, dann sind noch mal mindestens 15 Prozent weg. ... Dann blieben also gerade mal 35 Prozent übrig", so Würth. Sollte eine zukünftige rot-rot-grüne Regierung versuchen, den deutschen Staatshaushalt "auf Kosten der Vermögenden" zu sanieren, so würde diesen noch einmal die "Hälfte weggenommen". "Dann bleiben noch 17 Prozent für unsere Unternehmen. Diese Rechnung beträfe den ganzen Mittelstand: Alle, die etwas erwirtschaftet haben, würden gnadenlos ausgenommen. Das geht nahe an den Kommunismus heran."

Hierbei sei zunächst daran erinnert, daß der Körperschaftsteuersatz zum 1. Januar 2008 auf 15 Prozent gesenkt worden ist, nachdem er zuvor bereits jahrelang bei 25 Prozent gelegen hat. Bei genauerer Betrachtung fällt also auf, daß Würth – kaum versehentlich – die Personen- und die Unternehmensbesteuerung munter vermischt. Dem deutschen Vermögensteuergesetz zufolge beträgt die – infolge eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 1995 nicht mehr erhobene – Vermögensteuer bei natürlichen Personen 1 Prozent und bei Körperschaften 0,6 Prozent – und keineswegs 50 Prozent, wie Würth andeutet. Die Tatsache, daß "bereits versteuertes Einkommen" im Todesfall durch die Erbschaftsteuer erneut besteuert wird, trifft – abgesehen von Freibeträgen – die Vermögen von Unternehmern ganz genau so wie Privatvermögen von einfachen Angestellten. Allerdings mit dem Unterschied, daß die Steuern im Falle eines vererbten Unternehmens unter der Bedingung dessen Fortführung bis zu zehn Jahre lang gestundet werden können. Ein bereits eingebrachter Gesetzentwurf sieht unter entsprechenden Auflagen sogar vor, 85 Prozent des Betriebsvermögens den der Erbschaftsteuer auszunehmen. Kindern bleibt im Falle des Todes der Eltern hingegen häufig nur der Verkauf ihres Elternhauses.

All dessen vollkommen ungeachtet reicht es allerdings vollkommen aus, wenn man Würths Rechnung mit seinen ganz persönlichen Zahlen Leben einhaucht. Seine Erben erhielten demnach von seinen rund 5 Milliarden Euro "nur" noch 3,5 Milliarden Euro übrig. Käme es dann zur der von ihm befürchteten "Enteignung" wären es "gerade einmal noch" 1,7 Milliarden Euro. Bei einer – sehr zurückhaltend – angenommenen Verzinsung von 4 Prozent pro Jahr ergäben sich hieraus Zinseinkünfte von knapp 190.000 Euro - pro Tag, jeden Tag.

Der Regelsatz der jetzt "Hartz IV" beziehungsweise beschönigend "Arbeitslosengeld II" genannten Sozialhilfe beträgt in Deutschland derzeit 347 Euro – pro Monat.





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