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Bomben auf Baghdad

USA setzen weiter schwere Waffen ein

06.05.2008  






Am Samstag berichteten zahlreiche Medin, daß ein nicht näher bezeichnetes Gebäude im Baghdader Stadtteil Madinat al-Sadr durch das US-Militär mit mehreren Raketen angegriffen und dabei vollständig zerstört worden ist. In einer Presseerklärung teilte das US-Militär mit, es habe sich bei dem Gebäude um eine "Kommando- und Kontrollzentrale krimineller Elemente" gehandelt.

Außerdem würden die US-Streitkräfte "nur feindliche Bedrohungen angreifen und jede Vorsichtsmaßnahme ergreifen, um unschuldige Zivilisten zu schützen", so das US-Militär weiter. Dr. Ali Bustan al-Fartusee, Leiter der Gesundheitsbehörde von Baghdad, wurde von der Nachrichtenagentur AP dahingehend zitiert, daß bei dem Angriff 23 Zivilisten verletzt worden seien. Tatsächlich befand sich das zerstörte Gebäude in unmittelbarer Nähe – im Abstand von nicht einmal 50 Metern – zum allgemeinen Krankenhaus des gesamten Stadtteils, in dem schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen leben. Anfänglich hatten Mitarbeiter des Krankenhauses von 28 Verletzten gesprochen.

Weiterhin berichtete AP, daß durch den Angriff 17 Krankenwagen des Krankenhauses zerstört oder beschädigt worden sind. Außerdem wurde eine Sektion der drei Meter hohen Betonmauer, die das Krankenhaus schützen soll, und die Scheiben zahlreicher Fahrzeuge auf dem Parkplatz des Krankenhauses zerstört. Das Krankenhaus selbst habe aber anscheinend keinen Schaden davongetragen, so der AP-Reporter Bradley Brooks in seinem Bericht. Ganz anders hingegen klang eine zuvor veröffentlichte Meldung der Nachrichtenagentur AFP über den Angriff. Demnach wurden zahlreiche Scheiben des Krankenhauses zerstört und auch medizinische Geräte beschädigt. Demnach waren die Gänge des Krankenhauses mit Glassplittern und verbogenem Metall übersät und Kabel hingen von der Decke. Außerdem waren Zwischenwände eingestürzt. In dem AFP-Bericht kam ebenfalls al-Fartusee zu Worte, allerdings ging sein dort zitierter Kommentar weit über die bloße Nennung von Opferzahlen hinaus.

"Sie [das US-Militär] werden sagen, daß es ein Waffenversteck war", sagte er. "Aber in Wahrheit wollen sie die Infrastruktur des Landes zerstören." Er warf den USA vor, der Angriff diene in Wahrheit dazu, Ärzte und Medikamente daran zu hindern, das Krankenhaus zu erreichen. Aufgrund der Kämpfe der letzten Zeit in jenem Stadtteil zwischen den US-Besatzern und irakischen Widerstandskämpfern werden auch zahlreiche dabei verwundete Iraker in dem Krankenhaus behandelt.

"Ich hatte große Angst. Ich dachte, ich würde sterben. Alle hatten Angst. Sie liefen in alle Richtungen", sagte die Krankenschwester Zahra gegenüber AFP. "Jetzt bin ich mehr traurig als verängstigt, weil Einrichtungen des Krankenhauses zerstört worden sind."

Anwohnern zufolge handelte es sich bei dem durch den Angriff zerstörten Gebäude um eine Hütte, die als Transitpunkt für muslimische Pilger fungierte. Eine zumindest sehr ähnliche Aussage findet sich auch in einem Bericht der New York Times wieder. Demnach handelte es sich bei dem Angriffsziel um eine "kleine Moschee". Anwohner sagten dem Artikel zufolge, daß das Gebäude als Ort des Gebets für Pilger, Angestellte des Krankenhauses und Anwohner genutzt worden war.

Letztlich wird schon bei genauerer Betrachtung klar, daß es wenig wahrscheinlich ist, daß wie im Irak als Guerilla-Kämpfer organisierte Widerstandskämpfer eine "Kommando- und Kontrollzentrale" besitzen. Die Denkweise des US-Militärs hingegen ist hier nur allzu offensichtlich. Offenbar wurde der Gebetsraum regelmäßig von mehreren, dem Widerstand zugerechneten Personen aufgesucht. Dies ließ aus Sicht der Besatzer nur den Schluß zu, daß es sich um eine zu vernichtende "Kommando- und Kontrollzentrale" handelte. Die Vermutung, daß bei dem Raketenangriff des US-Militärs in Wahrheit unschuldige Gläubige getötet wurden, ist sicherlich mehr als naheliegend.

Letztlich ist unübersehbar, daß das US-Militär hier in weiteres Mal den in den Genfer Konventionen geforderten Schutz von Zivilisten ignoriert hat, um so das Risiko für die eigenen Soldaten zu minimieren. Ungeachtet der Tatsache, daß die "Informationen" des US-Militärs wahrscheinlich falsch waren, wäre ein Bodenangriff auf die "Kommando- und Kontrollzentrale" vom militärischen Standpunkt her zweifellos wesentlich erfolgversprechender gewesen. Nicht nur, daß sich dort möglicherweise Dokumente und Daten befunden hätten, auf diesem Weg wäre man möglicherweise sogar potentieller Zeugen habhaft geworden. Andererseits ist die gefahrlose Bombardierung eines Gebäudes mit der anschließenden Behauptung, es habe sich hierbei um eine "Kommando- und Kontrollzentrale" gehandelt, durchaus auch ruhmversprechend – und dies bei einem gegen null tendierenden Risiko.





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