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Bibelverbrennung

Unerwünschte Missionstätigkeit in Israel

24.05.2008  






Kritik gegen islamische Länder – hier natürlich an vorderster Stelle der Iran – behauptet häufig, andere Religionen würden dort nicht zugelassen, unterdrückt und verfolgt. Nicht nur, daß dies so pauschal keineswegs den Tatsachen entspricht, dies trifft außerdem auf ein weiteres Land der Region zu, das nur zu gern als "einzige Demokratie des Mittleren Ostens" bezeichnet wird: Israel.

Wie beispielsweise die Jerusalem Post am Dienstag berichtete, sind in der vergangenen Woche in der israelischen Stadt Or Yehuda mehrere hundert Neue Testamente von orthodoxen Talmudschülern eingesammelt und anschließend aufgeschichtet und verbrannt worden. Die Bücher waren einige Tage zuvor von Messianischen Juden, einer Glaubensrichtung, die Jesus als den den Juden versprochenen Messias betrachtet und von allen anderen jüdischen Glaubensrichtungen als christlich angesehen wird, in dem Ort verteilt worden.

Uzi Aharon, der stellvertretende Bürgermeister von Or Yehuda, war Donnerstag der vergangenen Woche durch den Stadtteil Neveh Rabin gefahren und hatte die Anwohner über einen Lautsprecher aufgefordert, die an sie verteilten Neuen Testamente zu sammeln. Anschließend waren die Talmudschüler auf seine Anweisung hin von Haus zu Haus gegangen und hatten sie eingesammelt. Aharon sagte, mehrere Anwohner hätten sich zuvor bei ihm über die Verteilung der Bücher beschwert. "Sie riefen mich an, weil sie wissen, daß ich seit Jahren gegen Missionare kämpfe", so Aharon. Anfangs verteidigte Aharon das Vorgehen noch. Im israelischen Militärfunk sagte er am Dienstagmorgen, so sei "das Böse aus unserer Mitte eliminiert" worden. Eine gute Stunde später sagte er in einer Sendung von Channel 2, die äthiopischen Einwanderer in Or Yehuda würden von den Messianischen Juden ermuntert, sich gegen das Judentum zu wenden. "Wir müssen aufhören, uns für unser Judensein zu schämen und jene bekämpfen, die das Gesetz brechen, indem sie gegen uns missionieren."

Nachdem zunehmend auch internationale Medien auf die Vorgänge aufmerksam wurden, begann er langsam zurückzurudern. Am Nachmittag sagte er dann, er habe nicht gewollt, daß die Bibeln verbrannt würden, wollte dies aber nicht verurteilen, sondern bezeichnete die Verbrennung gegenüber der Nachrichtenagentur AP als "Gebot". Gegenüber der Jerusalem Post sagte er dann schließlich, er bedaure die Verbrennung der Bibeln zutiefst und daß sie nicht geplant gewesen sei. Auch sei ihm bewußt, daß der Vorfall möglicherweise die Beziehungen zwischen Juden und Christen beschädigt haben könne.

"Ich war nicht einmal vor Ort, als die Jungs all die Bibeln einsammelten und sie an einen Ort [nahe der Synagoge in Neveh Rabin] brachten. Sie begannen sie zu verbrennen, bevor ich dorthin kam", so Aharon weiter. Er habe nur noch eine einzelne der Bibeln aus den Flammen ziehen können, die sich jetzt in seinem Auto befinde. "Die Bücherverbrennung tut mir wirklich leid, aber ich habe sie nicht organisiert, es war eine spontane Sache der Talmudschüler. Wir respektieren alle Religionen, wie wir von anderen erwarten, unsere zu respektieren. Es tut mir sehr leid, daß das Neue Testament verbrannt wurde, wir wollen ihm nichts böses und es tut mir leid, daß wir die Gefühle von Leuten verletzt haben." Trotzdem könne es Israel Messianischen Juden nicht gestatten, "in unsere Häuser zu kommen und gegen unsere Religion aufzuwiegeln und unsere Kinder vom Judentum abzuwenden. Das ist gegen das Gesetz", sagte er.

Es kann kaum verwundern, daß ein Fall von Bücherverbrennung – noch dazu von Bibeln – in Israel zu scharfer Kritik führt. So sagte der Leiter der Bibelgesellschaft in Israel, Victor Kalisher, die auch einen Teil der verbrannten Neuen Testamente veröffentlicht hatte: "Als Juden wurde uns beigebracht, daß dort, wo Bücher verbrannt werden, auch schlimmere Dinge geschehen können. Das ist es, was ich denke, wenn ich die Bilder aus Or Yehuda sehe. Was mir Sorge macht ist, daß sich dem niemand entgegengestellt hat. Es scheint einen Krieg gegen Messianische Juden in Israel zu geben. Niemand schert sich um die vielen, wie ich denke, Sekten in Israel. Diese Sekten, deren Grundlage nicht die Bibel ist, stellen keine Gefahr für das Establishment dar. Aber Gott bewahre, daß ein Jude von dem Messias in der Bibel erfährt." Und weiter: "Die Bibeln werden niemanden aufgezwungen und in kein Haus gezwungen. Das Buch hat nie jemanden verletzt, man kann sich entscheiden, es zu lesen oder es nicht zu lesen. Wenn dies mit jüdischen Büchern in Übersee geschehen wäre, würden wir Antisemitismus schreien. Diese Art von Dingen passieren in einigen Regimes um uns herum, die wir nicht mögen."

Tatsächlich ist in Israel die Missionierung von Juden durch andere Religionen verboten. So wurden im August des vergangenen Jahres ein evangelischer Pastor und seine Ehefrau aus Israel ausgewiesen, weil vermutet wurde, daß er missionarisch tätig war. Zwar ist auch im Iran Missionstätigkeit gegenüber Muslimen untersagt, während Israel sich aber nach wie vor der "unbegrenzten Solidarität" Deutschlands sicher sein kann, stellte der frühere deutsche Außenminister Joseph "Joschka" Fischer erst kürzlich in einem Kommentar erneut klar, daß der Iran zur "Achse des Bösen" gehöre.





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