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Ein Söldner spricht

Auftraggeber eines Putschversuchs

19.06.2008  






Wie unter anderem der britische Telegraph am Mittwoch berichtete, hat der britische Söldner Simon Mann in dem Gerichtsverfahren gegen ihn wegen des geplanten Putschversuchs in Äquatorial-Guinea im Jahr 2004 über seine Auftraggeber gesprochen.

Mann steht derzeit in Malabo, der Hauptstadt Äquatorial-Guineas, einer ehemaligen spanischen Kolonie, vor Gericht. Die Anklage hat für Mann als Anführer der Söldnertruppe eine Haftstrafe von fast 32 Jahren gefordert. In dem Verfahren sagte er nun vier Stunden lang aus.

Demnach wurde der Putsch sowohl von Spanien als auch von Südafrika, aber auch von den USA unterstützt. Spanien habe sogar seine Streitkräfte in Bereitschaft versetzt, um sie zur Unterstützung des Putsches einzusetzen. Südafrika habe "grünes Licht" für den Putsch gegeben und auch das Pentagon sei gefragt worden und habe keinerlei Einwände erhoben.

"Im Januar 2004 war die Operation wie eine offizielle Operation, weil die spanische Regierung und die südafrikanische Regierung beide grünes Licht gaben", so Mann. "Ihre Beteiligung war geheim und sie werden sie niemals zugeben."

Außerdem belastete er den britischen, ursprünglich aus dem Libanon stammenden Ölmagnaten Ely Calil und Mark Thatcher, Sohn der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher, schwer. Calil bezeichnete er in seiner Aussage als den "Boss" der gesamten Operation. Aber auch Thatcher sei weitaus mehr als ein bloßer Geldgeber - Thatcher behauptet, er habe nicht gewußt, daß das Geld für einen Putschversuch verwendet werden sollte - gewesen. Vielmehr sei er "vollständig an Bord gekommen und Teil der Führungsgruppe geworden." Thatcher war im Jahr 2005 in einem Verfahren in Südafrika infolge eines Handels mit der Staatsanwaltschaft zu einer Geldstrafe von 3 Millionen Rand (damals umgerechnet etwa 500.000 US-Dollar) und einer zur Bewährung ausgesetzten Gefängnisstrafe von vier Jahren wegen der "unbewußten" Finanzierung des Putschversuchs verurteilt worden. Dies hatte in Äquatorial-Guinea schon damals Unverständnis und Empörung ausgelöst, kann aber angesichts der Verwicklung Südafrikas in den Putschversuch kaum verwundern. Es scheint allerdings äußerst unwahrscheinlich, daß nicht auch die britische Regierung angesichts der Person Mark Thatchers in den Putschversuch verwickelt war oder zumindest davon wußte und ihn duldete.

Manns Aussage zufolge sollte nach einem Gelingen des Putsches Severo Moto, der in Spanien lebende Anführer der Opposition in Äquatorial-Guinea, neuer Präsident des Landes werden. Calils Verwicklung ist leicht durch die vergleichsweise großen Ölvorkommen im Land, von denen er als Dank für seine "Unterstützung" zweifellos massiv profitiert hätte, zu erklären.

Einem Bericht der BBC zufolge sagte Mann weiter aus, daß man sich mit der Durchführung des Putschversuchs beeilt habe, um ihn bereits vor den Wahlen in Spanien vollzogen zu haben, sollte der damalige spanische Premierminister José Maria Aznar abgewählt werden - was denn auch geschah.

Es ist unübersehbar, daß dieser gescheiterte Putschversuch einen seltenen Einblick in die Vorgehensweise "westlicher" Länder bietet, ausländische Regierungen "bei Bedarf" zu stürzen und durch "genehmere" zu ersetzen. Die Beteiligung von reichen Privatpersonen zwecks Erlangung von "Vergünstigungen" wie hier Calil ist dabei keineswegs neu. Tatsächlich gibt es schon seit Jahrhunderten gerade auch in Europa derartige "Interessen-Partnerschaften" zwischen Regierungen und Finanziers. Das hier ersichtliche Muster eines auf den ersten Blick durch Oppositionelle des Landes geführten Putsches und die anschließende "Hilfe westlicher Länder zur Stabilisierung" ist auch in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu sehen gewesen - hier sei nur an den Fall Haiti mit Jean-Bertrand Aristide erinnert.





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