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Der geheime Krieg

Geheimdienste auf Sabotagetour im Iran

08.09.2008  






Was würde geschehen, wenn eine libanesische Tageszeitung offen berichten würde, daß der Geheimdienst des Landes in den vergangenen Jahren an der Seite iranischer Agenten in den USA tätig war und dort Sabotageakte gegen Rüstungsunternehmen verübt hat, um so einen Angriff auf den Iran zu verhindern?

Wem hier nur "diplomatische Proteste" und "Sanktionsforderungen" seitens der USA einfallen, der läßt zweifellos außer Acht, daß die USA in der bisher rund siebeneinhalb Jahre währenden Amtszeit des derzeitigen US-Präsidenten George W. Bush bereits zwei Angriffskriege gegen andere Staaten begonnen haben. Neben dieser mit größter Wahrscheinlichkeit erfolgenden militärischen Reaktion seitens der USA wäre zweifellos auch der Aufschrei in den "westlichen" Medien unüberhörbar.

Tatsächlich ist genau dies einem Bericht des niederländischen Telegraaf vom 29. August zufolge geschehen – allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, was offensichtlich denn auch dazu geführt hat, daß dieser Bericht in den Medien praktisch vollständig unbeachtet geblieben ist. Demnach war der niederländische Geheimdienst AIVD (Algemene Inlichtingen- en Veiligheidsdienst) in den vergangenen Jahren in einer streng geheimen Mission im Iran tätig, um dort die Rüstungsindustrie zu infiltrieren und zu sabotieren. Dies hätten gut informierte Quellen der Zeitung gegenüber erklärt. Die als "äußerst erfolgreich" bezeichnete Operation sei kürzlich beendet worden, da Pläne für einen unmittelbar bevorstehenden Bombenangriff seitens der USA bestünden. Hierbei wären durch ihre Positionen auch die niederländischen Agenten in Gefahr gewesen.

Einer der Agenten, der unter Aufsicht des AIVD im Iran tätig gewesen sei, sei kürzlich in die USA – was einmal mehr die enge Verbindung des AIVD zu US-Geheimdiensten, insbesondere der CIA belegt – zurückbeordert worden, da innerhalb weniger Wochen der Entschluß zu Bombenangriffen auf den Iran mit unbemannten Flugzeugen erfolgen solle. Hierbei sollen demnach nicht nur Einrichtungen der iranischen Atomindustrie, sondern auch militärische Ziele, die zumindest teilweise von AIVD-Agenten identifiziert worden sind, angegriffen werden. Bereits im vergangenen Jahr hatte CBS News berichtet, daß die CIA selbst Sabotageakte gegen das iranische Atomprogramm verübt.

Dem im Rahmen des NATO-Gipfeltreffens in Washington im Jahr 1999 veröffentlichten "Strategischen Konzept des Bündnisses" fällt Paragraph 24 zufolge können neben Akten des Terrorismus' auch Akte der Sabotage "Sicherheitsinteressen des Bündnisses berühren" – also den Bündnisfall auslösen. Dies macht überdeutlich, daß es sich bei derlei Sabotageakten keineswegs um "Kleinigkeiten" handelt. Gezielte Sabotageakte gegen die US-Atom- und Rüstungsindustrie durch mehrere Länder, die nach Ansicht der USA ohnehin schon zur "Achse des Bösen" zählen, würden vielmehr mit größter Wahrscheinlichkeit zur Ausrufung des Bündnisfalls durch die USA führen.

Tatsächlich ist kaum anzunehmen, daß an diesem verdeckten Krieg gegen den Iran – der wahrscheinlich auch mit direkten Anschlägen geführt wird – allein die USA und die Niederlande beteiligt sind. Aufgrund der fast bedingungslosen Treue – hier könnte sicherlich auch das Wort Unterwürfigkeit benutzt werden – Großbritanniens gegenüber den USA kann eine Beteiligung Großbritanniens als sicher erachtet werden. Die Frage ist vielmehr, ob noch weitere europäische Länder ebenfalls jetzt oder in der Vergangenheit an Sabotageakten oder Anschlägen im Iran beteiligt sind beziehungsweise waren.

Hinsichtlich der Behauptung, die Agenten seien aus dem Iran abgezogen worden, weil ein Angriff mit unbemannten Drohnen mehr oder weniger unmittelbar bevorstehe, scheint allerdings Skepsis angebracht. Bisher sind keine Drohnen bekannt, die in der Lage wären, einen solchen Angriff – der aufgrund der benötigten massiven Bomben hohe Anforderungen an die mögliche Nutzlast der eingesetzten Maschinen stellt – angemessen durchzuführen. Auch sind keine Drohnen bekannt, die Tarnfähigkeiten wie die "Stealth"-Bomber besitzen. Ebenso erreichen sie nicht die für einen solchen Angriff benötigten hohen Geschwindigkeiten. Es erscheint wesentlich wahrscheinlicher, daß ein Angriff mit einer großen Zahl von Marschflugkörpern, in großer Höhe operierender Langstreckenbomber und "Tarnkappen"-Bombern erfolgen würde. Dies bedeutet allerdings nur, daß ein solcher Angriff eben nicht wie genannt erfolgen würde. Wann er erfolgt und wie glaubwürdig die "Quellen" des Berichts – die zweifellos innerhalb des Geheimdienstes oder der Politik zu suchen sind – in diesem Punkt sind, ist eine ganz andere Frage.





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