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Nachrichten, die man nicht überall findet.
Augenzeugenbericht aus Fallujah
Chris Hughes
http://www.mirror.co.uk/news/allnews/page.cfm?objectid=12908278&method=full&siteid=50143
Es begann mit einem Jungen, der eine Sandale auf einen US-Jeep warf - es endete mit zwei toten Irakern und 16 schwer verwundeten.
Ich sah mit Entsetzen, wie amerikanische Soldaten gestern das Feuer auf 1.000 unbewaffnete Menschen eröffneten.
Viele, auch Kinder, wurden von einem 20-sekündigen Ausbruch von automatischen Waffen während einer Demonstration gegen die Ermordung von 13 Demonstranten vor der Al-Khaad-Schule am Montag niedergemäht.
Sie waren von religiösen Anführern aufgestachelt worden. Die Menge sah sich einer Militärgelände mit Panzern und Posten mit Maschinengewehren gegenüber.
Der Junge hatte seinen Schuh auf den Jeep - mit einem schweren M2 Maschinengewehr auf der Ladefläche - geworfen, als dieser vorbeifuhr.
Der Soldat an dem Maschinengewehr duckte sich, riß es dann hoch und drückte den Abzug.
Der Photograph des Mirrors Julian Andrews und ich standen ungefähr 2 Meter von dem Fahrzeug entfernt, als die ersten Schüsse, ohne Warnung, fielen.
Wir suchten hinter der Mauer des Geländes Deckung als Soldaten innerhalb des Geländes das Feuer eröffneten. Der Konvoi beschleunigte vom Ort des Geschehens.
Iraker in der Schusslinie warfen sich nieder um den Schüssen zu entgehen.
Wir konnten hören, wie die Kugeln über unsere Köpfe pfiffen. Der Sand explodierte am Boden - wenn die Schüsse die Demonstranten verfehlt hatten. Sekunden später hörten die Schüsse auf und das Schreien und Jammern begann.
Einer der Toten, ein junger Mann, lag mit dem Gesicht nach oben, sein halber Kopf fehlte, erst floß schwarzes, dann rotes Blut in den Sand.
Seine Freunde schrien uns voll Wut an und sahen dann die schreckliche Szene voller Unglauben an.
Ein 11-jähriger Junge schrie vor Schmerzen, bis er in einem Auto weggebracht wurde in ein Krankenhaus, das noch mit den Opfern vom Montag vollgestopft ist.
Autos tauchten wie Taxis auf, um Tote und Verletzte ins Krankenhaus zu bringen, als hätten sie darauf gewartet, daß dies passiert.
Ein Mann, gekleidet wie ein Scheich, nahm seine Kopfbekleidung ab um damit den Verkehr um die Verletzten herumzuwinken. Die übelkeiterregenden Szenen von Tod und Schmerz waren der Höhepunkt eines Tages der Spannungen in Al-Fallujah, ausgelöst durch die Morde vom Montag.
Die wütende Menge war 200 Meter von der Schule zu einem örtlichen Baath-Partei-Hauptquartier gegangen. Wir schlossen uns ihnen an, Fragen stellend und Photos machend, während Apache-Hubschrauber über unseren Köpfen kreisten.
Die Menge warf wütend die Fäuste zu den Kampfhubschraubern empor und schrie "Geh heim, Amerika! Geh heim Amerika!".
Wir kamen um eine Ecke und sahen nervöse Soldaten, in einer Reihe zwischen einem Dutzend gepanzerter Fahrzeuge aufgereiht. Alle hatten automatische Waffen in Schußposition aufgerichtet.
Als die Menge - 3 Meter breit und 30 Meter lang - auf die US-Position zumarschierte, "Allah ist größer, geht heim Amerikaner" singend, zogen sich die Soldaten auf das Gelände zurück.
Auf dem Dach der zweistöckigen Festung, umringt von einer zwei Meter hohen Mauer und Stacheldraht und mit mehreren Panzern innerhalb des Geländes, bezogen rund 20 Soldaten am Rand ihre Positionen.
Ein Posten mit einem Maschinengewehr an einer der Ecken schwenkte hin und her, auf die Menge zielend, die angehalten hatte.
Wir hörten keine Aufforderung uns aufzulösen und sahen keine Messer oder andere Waffen bei den Irakern, deren religiöse und Stammesführer sie über Lautsprecher aufforderten, friedlich zu bleiben. In der kochenden Hitze und unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Hubschrauber erreichte die Spannung ihren Höhepunkt.
Julian und ich rannten in Richtung des Geländes um uns von der Menge zu entfernen als dutzende Soldaten begannen, auf sie zielten und andere sie durch Ferngläser beobachteten.
Stammesführer bemühten sich, die außer Kontrolle geratende Menge ruhig zu halten.
Ein Dutzend rannte durch eine Absperrung von Älteren, mehrere von ihnen warfen Steine auf die Soldaten.
Manche der Steine erreichten gerade die Geländemauer. Viele warfen Sandalen - eine gängige irakische Geste der Beleidigung.
Ein Konvoi von Bradleys fuhr vorbei, die Iraker deckten sie mit Beleidigungen ein und schlugen mit Sandalen auf die Fahrzeuge ein während ihre Stammesführer sie aufforderten, sich zurückzuziehen.
Der größte Teil der Demonstranten verspottete die vorbeifahrenden Soldaten mit gesenkten Daumen um sie zu ärgern.
Dann kamen die Schüsse - und der Tod und der Schmerz.
Nach den Schüssen beobachteten die amerikanischen Soldaten uns weiterhin durch ihre Ferngläser und bezogen neue Positionen, während sie weiterhin ihre Waffen auf uns richteten.
Ein wütender Mob zerschlug ein Fahrzeug des Arab TV-Teams, riß Aufnahmegeräte heraus und schleuderte sie Richtung der Amerikaner. Die, die noch standen - jetzt offensichtlich rasend vor Wut - rannten zu der Festung und schlugen auf die Wände mit ihren Fäusten ein. Vielen liefen Tränen über das Gesicht.
Immer noch keine Schüsse von Irakern und immer noch kein Anzeichen des Mannes mit der AK-47, der von den USA später eines Schusses auf den Konvoi beschuldigt wurde.
Ich zählte mindestens vier oder fünf Soldaten mit Ferngläsern, die die Menge nach Waffen absuchten, aber wir sahen keine Waffen bei den Verletzten oder am Boden liegend.
Ein Anwohner sagte uns, die Menge würde sich jetzt gegen Ausländer wenden, also verliessen wir den Ort und gingen in das Krankenhaus.
Dort trug ein anderer Mob eine halbe Stunde später einen offenen Sarg mit einem der Getöteten und rief "Islam, Islam, Islam, Tod allen Amerikanern".
Wir gingen, als eine schwarz gekleidete Frau uns anspuckte.
US-Soldaten wurden wegen der Ermordungen von 13 Irakern vor der Schule Am Montag eines blutigen Massakers beschuldigt. Drei der Toten sollen Jungen unter 11 Jahren gewesen sein.
Mindestens 75 Anwohner wurden in einer 30-minütigen Schiesserei verletzt, die nach Angaben von US-Soldaten begann, nachdem sie von Demonstranten beschossen worden waren.
Demonstranten sagten, sie hätten versucht, die Schule von den Amerikanern zurückzufordern, die sie als Militärbasis besetzt hatten.
Die Menge hatte eine nächtliche Ausgangssperre ignoriert um zu demonstrieren.
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