Zwei britische Parlamentsmitglieder haben bei einer Pressekonferenz die Zustände im israelisch besetzten Gaza-Streifen mit dem Warschauer Ghetto der Nazizeit verglichen, berichtet der britische Guardian. Die beiden Abgeordneten, Oona King und Jenny Tonge waren von einer Reise in den Gaza-Streifen zusammen mit der Hilfsorganisation Christian Aid zurückgekehrt und hatten am Donnerstag eine Pressekonferenz gegeben, um ihre Eindrücke mitzuteilen. King, selbst Jüdin, sagte , daß Gaza "den gleichen Charakter" wie das polnische Ghetto habe. "Keine Regierung sollte sich so benehmen - und am allerwenigsten eine jüdische", sagte sie. Die Reise habe ihr die Augen geöffnet. "Wir müssen die gemäßigten Stimmen, die sich gegen die stärker werdenden Extremisten stellen, unterstützen." Über ihren Vergleich mit Warschau sagte sie: "Es hat den gleichen Charakter, aber nicht die gleichen Ausmaße." Sie betonte den "sehr, sehr großen Unterschied" zwischen Gaza und dem Warschauer Ghetto. "Palästinenser werden nicht zusammengetrieben und in Gaskammern gesteckt." "Was es aber ähnlich macht, ist was den Juden damals passiert ist: die Beschlagnahmung ihrer Grundstücke, die Vertreibung von ihrem Besitz, Folter und bürokratische Kontrolle der kleinsten Dinge. Und als Abschluß all dessen eine Mauer um sie herum - und das ist exakt, was die israelische Regierung tut. Und dadurch bilden sie ein politisches Ghetto. Ich denke, man kann sich der Schlußfolgerung nicht erwehren." Sie fügte hinzu: "Als eine Jüdin hatte ich gehofft, daß ich nie den Tag erleben würde, an dem ich mich für die Taten des jüdischen Staates schämen würde." Die Situation habe sich seit ihrem letzten Besuch im Jahre 1998 erheblich verschlechtert, sagte sie. Ms. Tonge stimmte ihr zu: "Man bekommt fast die Situation wie im Warschauer Ghetto - Menschen können nicht rein oder raus. Sie können nicht arbeiten, sie können nichts verkaufen. Es gibt diesen schrittweisen Druck." Sie machte aber noch einen weiteren Vergleich: "Ich empfinde es als ein Apartheidssystem und es wird eindeutig schlimmer - das Gebiet, in dem die Palästinenser leben wird kleiner." Tonge sprach sich für Wirtschaftssanktionen gegen Israel aus, bis die Situation sich gebessert hat und sagte, EU oder UN Streitkräfte sollten dorthin entsandt werden, um den Frieden zu bewahren. "Israel sagt, alles was sie tun, sei nur für die Sicherheit aber sie kümmern sich nicht um den Grund für den Terrorismus, nur um den Terrorismus selbst" sagte sie. Derzeit hält sich der israelische Finanzminister Benyamin Netanyahu in Großbritannien auf, um mit dem britischen Premierminister Tony Blair zu sprechen. Eine Sprecherin der israelischen Botschaft in London sagte: "Es ist eine schreckliche Schande, daß ein britisches Parlamentsmitglied so einen Vergleich machen kann. Wir waren schockiert von der Ignoranz, Gaza mit dem Warschauer Ghetto zu vergleichen. Solche Ansichten ermutigen extremistische Elemente nur, sich an Terror gegen Israel zu beteiligen, wie wir ihn kürzlich durch die Selbstmordbombe in Tel Aviv erlebt haben." |