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Die irakische PR-Katastrophe
23.06.2003


Firas Al-Atraqchi

http://www.yellowtimes.org/article.php?sid=1436&mode=thread&order=0







Irgendwo in Amerika juckt es jemanden zu sagen "Ich hab's euch doch gesagt." Im Rest der Welt lachen, höhnen, spotten Millionen von Menschen und spucken Gift und Galle wenn sie über Amerikas Rolle in der Welt sprechen. Ganz plötzlich beginnt der sogenannte Sieg im Irak, der weder ein militärischer noch ein populärer Sieg war, beginnt nach einer Public-Relations-Katastrophe auszusehen.

Man bedenke die Fakten:

Den Irakern geht es heute wesentlich schlechter als unter dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Ja, schlechter - man braucht nur die Iraker selbst zu fragen, nicht die Friedmans und Krauthammers der Welt, die aus einer Bastion kultureller Ignoranz heraus sprechen. Iraker fühlen sich in ihrem eigenen Land, in ihren eigenen Häusern nicht mehr länger sicher. Einige haben ihre Ersparnisse zusammengekratzt und Waffen gekauft um sich zu verteidigen. Andere, die es sich leisten können, haben Leibwächter angestellt. Der Waffenhandel und die Sicherheitsunternehmen boomen im gesetzlosen Irak.

Es gibt keinen Strom; bei den kommenden Sommertemperaturen von bis zu 60 Grad Celsius werden die Iraker nicht in der Lage sein, ihre Klimaanlagen zu benutzen. Es gibt kein fließendes Wasser. Acht Millionen Iraker sind arbeitslos, grübeln zu hause herum und murmeln Flüche wenn eine US-Militärpatrouille oder ein Konvoi vorbeikommt. Lebensmittel sind knapp; Medikamente sind knapp; Krankenhäuser funktionieren nur notdürftig. Vergewaltigung und Mord beherrschen die Nacht. Eine vierköpfige irakische Familie, die ihre Männer im Iran-Irak-Krieg verloren hatte, wurde eines abends von bewaffneten Männern angehalten und aufgefordert, ihr Fahrzeug zu verlassen. Sie wurden nicht verletzt, aber der Verlust ihres Fahrzeugs brach ihre Vorsätze. Sie riefen von einem vom ICRC (International Commission for the Red Cross, Internationales Rotes Kreuz) geführten Lager an der jordanischen Grenze zum Irak aus an. "Wir haben genug" sagten sie. Sie beantragten Asyl in Jordanien, einem Zwischenstop auf ihrem Weg nach Italien, wie sie hofften.

Während die Iraker ihre gesetzlose "Freiheit" durchstöbern, beeilen sich bestimmte Kräfte, die Kontrolle zu gewinnen. Islamisches Recht scheint im Irak Realität zu sein, denn shiitische und sunnitische religiöse Führer beginnen, Dekrete auszugeben. Sie sind die tatsächlichen Gesetzgeber im Land - alles muß von ihnen genehmigt werden. Ironischerweise und zum großen Teil dank der amerikanischen Pfuscherei, dem Mismanagement und der Gleichgültigkeit steigt Saddams Popularität an vielen Orten stark an. "Unter Saddam konnten wir wenigstens sicher in unseren Betten schlafen und brauchten uns keine Sorgen über Leute machen, die mit Gewehren reinstürmen" ist ein weit verbreitetes Gefühl geworden. Oder "Wenigstens hatten wir unter Saddam Arbeit und konnten unsere Kinder ernähren" ist ein anderes.

Es gibt viele Gerüchte, daß Saddam von seinen Untergebenen hintergangen worden ist. Eines besagt, daß die Republikanische Garde ihn in der letzten Minute verkauft hat. Ein anderes besagt, daß Saddam sich in den USA befindet, in Crawford/Texas versteckt. Die beliebtesten Gerüchte sind die, die sich um Arbeitsplätze drehen. "Wir haben gehört, daß die UN Freiwillige einstellt. Können Sie mir sagen, wie ich mich bewerben kann?" schrieb mir ein verärgerter Emailer aus Mosul, der 10 US-Dollar für 5 Minuten Internetzeit bezahlt hatte.

Erschwerend kommt das neue Phänomen der irakischen Geschäftsleute hinzu, die in den nach-Saddam-Irak eingedrungen sind um die schnelle Mark zu machen. Sie stolzieren mit bis an die Zähne bewaffneten Leibwächtern in frisch polierten Benzs und BMWs herum. Sie kaufen alles in einem sehr unbeständigen Umfeld auf. Dazu kommen dann noch die Kuwaiter, die selbst auch expansionistische Träume zu haben scheinen und große Flächen Land in der Gegend um Basra aufkaufen. Das wird nichts gutes ankündigen, die Gerüchte, daß die Kuwaitis diejenigen waren, die hinter den Brandstiftungen der Ministerien steckten und daß sie bewaffnete Räuber angeheuert haben um alles zu plündern, sind schon fast zu Tatsachen geworden.

Iraker in Baghdad sprechen jetzt von der kuwaitischen Invasion - der Aufteilung des südlichen Hafenstadt Um Qasr, einst vollständig irakisch, jetzt teilweise kuwaitisch. Iraker in Baghdad sind auch erzürnt darüber, daß es nicht örtlichen Firmen gestattet wird, die südlichen Ölleitungen zu reparieren; kuwaitische Firmen haben die Verträge bekommen - und die haben wiederum philippinische und südasiatische Arbeiter angestellt. Iraker sind Fremde im eigenen Land.

Das Ignorieren der Iraker, bei der Bildung der Regierung und bei der Führung der Wirtschaft treibt den Haß gegen alles amerikanische in neue Höhen. Dieses Wochenende hat eine neue irakische Widerstandsgruppe, die irakische Nationalfront der Fedayeen, gesagt, daß sie nichts mit Saddam oder seinen Kumpanen und alles mit dem Töten von Amerikanern zu tun haben. Sie versprachen, täglich mindestens einen Leichensack nach Hause zu senden. Ein Land, daß nichts schlechtes über Amerikaner gedacht hat verabscheut nun schon allein das Wort.

Kein Wunder, daß die Amerikaner eine internationale Polizeimacht aufstellen wollen.

Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels sind bisher 193 US-Militärangehörige getötet worden. Die Zahl der britischen Opfer betrug 37.




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