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Nachrichten, die man nicht überall findet.




Lieber vorsorglich eine Atombombe drauf
09.06.2003


William Bowles

http://www.informationclearinghouse.info/article3706.htm





Wenn irgendetwas die Leute dazu bringen sollte, aufzuwachen und den Braten zu riechen, dann ist es die "Haltung" der USA zu Atomwaffen. In einer neuen Runde einer beschleunigten Entwicklung so genannter Schlachtfeldatomwaffen haben die USA der Welt signalisiert, daß sie das Vorrecht des Einsatzes von Atomwaffen ausschließlich sich selbst zugestehen und daß ihr Einsatz jetzt Teil des Szenarios eines "konventionellen" Krieges sein wird. Darüberhinaus planen sie ihre Entwicklung und Einsatz in den nächsten 50 Jahren einschließlich weltraumgestützter Waffensysteme, geschaffen um aus der Sicherheit des Orbits heraus "Feinde unschädlich zu machen".

In einem geheimen Dokument mit dem Titel "Analyse der Haltung zu Atomwaffen" ["The Nuclear Posture Review"], von dem Teile der Presse zugespielt worden sind, legen die USA detailliert dar, was sie von nuklearer Abrüstung in der Zeit nach der Sowjetunion halten - nichts. Und das trotz der Unterzeichnung bindender internationaler Abkommen, die den Bau einer neuen Generation von Atomwaffen und Versuche verbieten und die Reduzierung der Bestände vorschreiben.

Unter dem Vorwand des "Kriegs gegen den Terror" ist aus dem "das Undenkbare Denken" ein "das Unmachbare machen" geworden, denn wenn der Einsatz der "Miniatombomben" erst in die Politik eingebaut wurde ist die Tür geöffnet und eine neue Propagandaoffensive wird über die amerikanische Öffentlichkeit hereinbrechen um sie dazu zu bringen, die Vorstellung zu akzeptieren, daß für das "Überleben" bis zu 20 Millionen Tote der eigenen Bevölkerung akzeptabel seien. In einem Papier von Keith Payne und Colin Grey, George Bushs und Donald Rumsfelds ganz eigene Dr. Seltsam (Zwillinge), bizarrerweise mit dem Titel "Sieg ist möglich", schreiben sie:

"Eine intelligente offensive [nukleare] Strategie der Vereinigten Staaten, vereint mit der Heimatlandverteidigung [homeland defense] sollte die US-Verluste auf ungefähr 20 Millionen beschränken... ein Grad, der das Überleben und den Wiederaufbau des Landes ermöglicht."
http://foreignpolicy.com/pdf/victory_is_possible.pdf (Adobe Acrobat-Datei)

Der Verstand zweifelt, aber diesen verrückten Bastarden ist es ernst. Dr. Keith Payne unterstützt die Idee seit über 20 Jahren und schließlich hat er einen Präsidenten und eine Politik gefunden, die ihn ernst nehmen. Man beachte, daß sie das Wort "offensiv" und nicht "defensiv" benutzen. Payne, der ein Helfer von Herman Kahn am Hudson Institute (der ursprüngliche Dr. Seltsam, der in den 60ern als erster die Idee vorbrachte, einen Atomkrieg zu "gewinnen") schrieb 1999 daß

"Die Zukunft der Atomstreitkräfte der Vereinigten Staaten einer schwerwiegenden Herausforderung" durch "Anti-Atom-Aktivisten gegenübersteht" und daß, "solange keine wohlüberlegte Antwort präsentiert wird, es nur nach ihrer Tagesordnung ablaufen wird."
http://www.nipp.org/Adobe/ours%20and%20theirs.pdf (Adobe Acrobat-Datei)

Diese wohlüberlegte Antwort ist die oben erwähnte "Analyse der Haltung zu Atomwaffen", herausgegeben von Donald Rumsfeld (der Payne auch in die Bush-Regierung brachte) im Januar 2002, die jetzt die offizielle US-Politik darstellt und nicht mehr nur die Phantasie eines in einem Washingtoner Think-Tank (Payne war, bevor er ins Weiße Haus kam, Präsident des "National Institute for Public Policy", eines weiteren rechten Think-Tanks) versteckten Strebers. In dem Papier wird das Schreckgespenst tausender zusätzlicher Atomwaffen nicht nur erwogen, sondern bei Kosten von über 100 Milliarden US-Dollar geplant. Darüberhinaus wird ihr Einsatz in einem weiten Feld von Situationen geplant, unter anderem auch das Flächenbombardement ganzer "Gebiete", von denen vermutet wird, daß dort selbst nicht-atomare Raketen stationiert seien. Ein weiteres Mal wird offensichtlich, daß die Politik von Präventivschlägen Teil der US-Strategie ist. Atomwaffen werden jetzt als "Ergänzung" konventioneller Waffen betrachtet, nicht als Abschreckung eines möglichen Aggressors, Atomwaffen gegen die USA einzusetzen, eine Politik, die (in der Theorie sowieso) seit den 60ern (die Politik der Mutually Assured Destruction [beiderseitig zugesicherten Zerstörung] oder MAD) ein Teil der strategischen Planungen der USA war.

Und die üblichen Verdächtigen unterstützen die Idee:

"Charles Krauthammer blies zu einer neuen ‚Bush-Doktrin', die besagt, daß wenn es um unsere Nuklearstreitkräfte geht, wir das passende bauen. Wir werden offensive Raketen bauen, um unseren Bedürfnissen nachzukommen. ... Aus Gründen des Feingefühls sprach Bush von der Notwendigkeit, den Vertrag zu ‚ersetzen' denn ihn zu annullieren, was die Schmusedecke einer ganzen Generation von Waffenkontrolleuren bleiben wird. Egal. Er hat klargemacht, daß wir ihn munter ignorieren werden. ... Sicher, um die Kritiker ruhigzustellen werden wir jeden von Tokio bis Moskau konsultieren, beruhigen und mit ihnen plaudern. Aber am Ende werden wir eine Verteidigung für die Herausforderung des Raketenzeitalters bauen. Wenn anderen das nicht gefällt, Pech gehabt."
http://www.thebulletin.org/issues/2003/jf03/jf03krepon.html

Pech gehabt, ja? Nur wer? Nicht nur, daß die Kriegstreiber im Weißen Haus 20 Millionen ihrer eigenen Bürger als einen "vernünftigen" Preis für die Führung eines Krieges auf dem Planeten ansehen, es enthüllt auch, daß die zugrundeliegende Strategie der Bush-Regierung, die Welt als Geisel der Atomwaffen zu halten, wesentlich für ihr Ziel der absoluten, globalen Hegemonie ist. Wie bald werden die Drohungen des Einsatzes von Atomwaffen realität werden?

Der vielleicht erschreckendste Text von allen kann in der Übersicht des National Resources Defense Councils über den NPR gefunden werden. Die verwendete Sprache des US-Verteidigungsministeriums und in dem NPR-Dokument läßt einem das Blut gefrieren wenn die möglichen "Optionen" in der Zeit nach dem Kalten Krieg besprochen werden:

"Atomwaffen werden weiterhin eine ‚entscheidende Rolle' spielen, denn sie besitzen ‚einzigartige Fähigkeiten', die ‚zuverlässige militärische Optionen' bieten, um ‚ein weites Spektrum von Zielen' zu gefährden, die für den Einsatz eines möglichen Gegners von ‚Massenvernichtungswaffen' oder ‚großangelegten konventionellen Streitkräften' wichtig sind."

"Das Ziel bei dem Besitz nuklearer Waffen hat vier Teile: ‚Alliierte und Freunde zu versichern', Mitbewerber abzubringen', Angreifer abzuschrecken' und ‚Feinde zu zerstören.'"

"Für die nächsten 10 Jahre ruft der Plan der Bush-Regierung zu dem Aufbau eines Vorrats intakter Atomwaffen und Waffenkomponenten auf, der ungefähr sieben bis neun Mal größer ist, als das öffentlich bekanntgegebene Ziel von 1.700 bis 2.200 ‚einsatzfähiger Waffen'. Das ist ein Buchhaltungssystem, das Enrons würdig ist.

Im Gegensatz zu der öffentlich verkündeten Politik, die Anzahl der Atomwaffen zu reduzieren, ist die Realität das exakte Gegenteil:

"Die Bush-Regierung plant derzeit, ein Potential einsatzbereiter Atomwaffen von nicht 1.700 bis 2.200 zu haben sondern von bis zu 15.000."
http://www.nrdc.org/nuclear/restraint.asp

So viel zu den Champions von Frieden und Freiheit. Aber was braucht es, damit die Leute die Realität der "Neuen Weltordnung" erkennen? Wie lange werden die Medien noch die Fiktion einer friedliebenden USA verbreiten, die die Welt von "Terroristen" befreien wollen, wenn die Realität ist, daß die wahren Terroristen die US-Regierung und ihr Komplize, Großbritannien, sind?

Und nur für den Fall, daß jemand glaubt, daß die aktuelle Denkweise der USA eine Abkehr von ihrer vergangenen Politik als Folge der "terroristischen Bedrohung" ist, sollte man sich daran erinnern, daß, abgesehen von ihrem ersten Einsatz von Massenvernichtungswaffen 1945 gegen die Japaner, ihr "präventiver" Einsatz in mehreren anderen Fällen ernsthaft in Betracht gezogen worden ist, unter anderem im Koreakrieg gegen China, dem Sechstagekrieg Israels gegen die Araber 1967, als mit Atombomben bewaffnete Flugzeuge gegen Ägypten gestartet wurden und erst im letzten Moment zurückgerufen wurden und im Vietnamkrieg. Es war nur die Existenz des sowjetischen Atomwaffenarsenals, die ihren Einsatz verhinderte. Und wie vielen anderen Fällen ist die Welt noch an den Rand der atomaren Zerstörung gekommen, von denen wir nichts wissen? Daß die USA jetzt ihren Einschluß in ihre "normale" Militärstrategie in Betracht ziehen sollte einen wirklich dazu bringen, die Ziele einer Regierung in Frage zu stellen, die vorgibt, eine "sichere" und "friedliche" Welt zu wollen.







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