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Nachrichten, die man nicht überall findet.




Irakische "Geheimdienstdokumente" wahrscheinlich gefälscht

Wayne Madsen

http://www.onlinejournal.com/Special_Reports/042903Madsen/042903madsen.html





Nachdem sich gezeigt hat, daß die Vereinigten Staaten und Großbritannien dem UN-Sicherheitsrat gefälschte und abgeschriebene "Geheimdienstdokumente" vorgelegt haben, die angeblich "Beweise" für Saddam Hussein Massenvernichtungswaffenprogramm lieferten, werden die Medien der Welt jetzt mit einem ständigen Strom von gefundenen irakischen "Geheimdienstdokumenten" aus den Trümmern der Zentrale des irakischen Geheimdienstes Mukhabarat gefüttert.

Das Problem bei diesen Dokumenten ist, daß sie vom US-Militär an einige wenige Reporter einer sehr verdächtigen Zeitung gegeben werden, des London Daily Telegraph (auch bekannt als "Daily Torygraph" [bezieht sich auf die derzeit oppositionelle Conservative Party, die auch 'Tory' genannt wird] von denen, die die rechtslastige Neigung der Zeitung erkennen). Die Sonntagsausgabe vom 27. April des Telegraph berichtete, daß ihr Korrespondent in Baghdad, Inigo Gilmore, von US-Soldaten in die Geheimdienstzentrale eingeladen worden war und dort wundersamerweise zwischen den Trümmern ein Schriftstück "fand", das Hinweise enthielt, daß Osama bin Laden im März 1998 in den Irak eingeladen worden war. Gilmore berichtete weiter, daß die CIA das Gebäude vor seinem Fund schon mehrfach durchsucht hatte. Gilmore fügte hinzu, daß die CIA das Dokument "übersehen" haben müsse, eine erstaunliche Behauptung, muß die CIA doch intime Kenntnisse des Gebäudes aus ihren Geheimdienstbeziehungen mit dem Mukhabarat aus der Zeit des Iran-Irak-Kriegs der 80er Jahre haben. Außerdem haben sowohl die CIA als auch andere Geheimdienste, inklusive des britischen MI-6, Behauptungen zurückgewisen, die eine Verbindung zwischen bin Laden und dem Irak sahen.

Gilmore machte auch klar, daß er keine Propaganda der Vereinigten Staaten verbreite, eine eigenartige Bemerkung von jemandem, der behauptet, ein altgedienter Mittlerer-Osten-Korrespondent zu sein. Wie auch immer, es ist sehr wahrscheinlich, daß er die Propaganda für eine Nichtregierungsorganisation, die neokonservative Bewegung, die das Pentagon als Handlungsbasis nutzt und Täuschungstaktiken verwendet um ihre finsteren Pläne voranzubringen, verbreitete.

Die USA waren ziemlich beschäftigt, Telegraph-Reporter in die irakischen Geheimdienstzentralen einzuladen. Andere Dokumente, die von Reportern der Zeitung "gefunden" worden waren, "enthüllten", daß der russische Geheimdienst Mitschnitte von Tony Blairs Telefongesprächen an den irakischen Geheimdienst weitergegeben hatte, daß der deutsche Geheimdienst dem irakischen Geheimdienst Hilfe bei den Vorbereitungen für den Krieg angeboten hatte, daß Frankreich den Irak mit den Inhalten von US-französischen diplomatischen Gesprächen versorgt hatte und daß der Kriegs- und Bushgegner George Galloway, Mitglied des Parlaments für die Labour-Partei, hunderttausende von US-Dollars, die aus dem Öl-für-Lebensmittel-Programm des Landes abgezweigt worden sein sollen, vom Irak bekommen haben soll.

Galloway roch sofort den Braten einer Disinformationskampagne und antwortete dem Telegraph bezüglich des "gefundenen" Dokuments. "Vielleicht ist es das Produkt der gleichen Fälscher, die schon so viele andere Dinge in der ganzen Irakangelegenheit gefälscht haben... Es wäre nicht das irakische Regime, das so etwas fälscht. Es wären Leute wie sie [Journalisten des Telegraph] und die Regierung, deren Politik sie unterstützen", sagte Galloway.

Es ist erstaunlich, daß das US-Militär so offen sein könnte, bevorzugte Journalisten unbeaufsichtigt durch das Mukhabaratgebäude zu gehen, während das Pentagon strenge Sicherheitsvorkehrungen über das irakische Ölministerium verhängt hat. Der Grund dafür ist offensichtlich. Während das Gebäude des Mukhabarat mit gefälschten Geheimdienstdokumenten gespickt werden kann, quillt das Ölministerium vermutlich über vor Dokumenten, die Verbindungen zwischen Saddam Hussein und Dick Cheneys alter Firma, Halliburton, zeigen. Das Unternehmen bekam Verträge im Wert von über 73 Millionen US-Dollar mit Saddams Regierung als Cheney Leiter der Firma war. Die Verträge, abgeschlossen mit zwei Tochtergesellschaften von Halliburton - Dresser-Rand und Ingersoll Dresser Pump Co. - waren Teil des UN Öl-für-Lebensmittel-Programms, ironischerweise das gleiche Programm, das in den Vorwürfen gegen Galloway eine so große Rolle spielt. Anders als die Vorwürfe gegen Galloway stammen die Berichte von Cheneys Verbindungen mit Saddam Husseins Ölindustrie aus einigermaßen gemäßigteren Quellen, unter anderem ABC News, The Washington Post und The Texas Observer.

Gilmore sagte gegenüber der BBC, daß er bemerkt hatte, daß auf den Dokumenten des Mukhabarat, die er entdeckt hatte, eine Information "gelöscht" worden waren. Die Löschungen waren offensichtlich mit einer Kombination aus einem schwarzen Marker und Korrekturflüssigkeit vorgenommen worden. Er sagte, er hätte das Papier mit einer Rasierklinge freigekratzt und fand auf wundersame Weise an drei Stellen den Namen bin Laden. Die Standardprozedur, um Stellen eines der Geheimhaltung unterliegenden Dokuments unlesbar zu machen, ist die Verwendung eines unlöschbaren schwarzen Markers. Die richtige Vorgehensweise, um solche Stellen trotzdem lesen zu können, ist nicht, auf dem Dokument herumzukratzen als wäre es ein Glückslos. Tonerfarbe kommt häufig durch die Markerfarbe durch. Wenn man so ein Blatt Papier in einem 45-Grad-Winkel unter ein sehr helles Licht hält, kann die darunterliegende Schrift "gelesen" werden, da sie aussieht, als würde sie "hervorstehen" [was gar nicht so falsch ist, da Toner ein Pulver ist, das mit Hitze auf dem Papier "festgeklebt" wird]. Wenn man eine Rasierklinge benutzen würde, um die Farbe abzukratzen, würden die Farbe und der Toner gleichermaßen vernichtet. Gilmores Behauptungen erscheinen unsinnig.

Erst vor kurzem wurde weltweit über das Beweisdokument einer Irak-Al-Quaida-Beziehung berichtet. Amerikas rechter Propagandakanal Fox News brachte das "gefundene" Dokument als Titelstory in seinem Sonntagsnachrichtenprogramm. Der Fox-Nachrichtenmoderator Tony Snow befragte den ethisch beinträchtigten Führer des Iraqi National Congress Ahmed Chalabi über das Dokument. Chalabi antwortete, daß das Dokument ausreichend Informationen gab, um zu wissen, daß Saddam Hussein von den angriffen des 11. Septembers Kenntnis hatte, ein Ente, die von Geheimdiensten rund um die Welt abgelehnt wird. Trotzdem, für diejenigen, die das Dokument fälschten oder veränderten war die Mission erfolgreich.

Um zu verstehen, wie solche als Nachrichten getarnte Propaganda verbreitet wird, ist es wichtig, die Beziehung zwischen The Daily Telegraph und seiner Muttergesellschaft, der Hollinger Corporation, die dem Briten und ehemaligen Kanadier Conrad Black gehört, zu verstehen. Hollinger. Genau wie Rupert Murdochs Medienkonzern ist Hollinger ein Megamedienunternehmen, daß weltweit rechte Propaganda über 379 Zeitungen verbreitet, darunter die Jerusalem Post. Tom Rose, Verleger der Jerusalem Post, ist ein großer Unterstützer von Ariel Sharons Likud Partei und ein beliebter Gast in rechtslastigen Talkshows auf Clear Channel Radiosendern, inklusive des von Gordon G. Liddy. Clear Channel, dessen Zentrale in Dallas liegt, gehört engen Unterstützern Bushs und ehemaligen Geschäftspartnern. Um das Netz zu vervollständigen ist einer der Vorsitzenden der Jerusalem Post Richard Perle, ein Mitglied von Donald Rumsfelds Beratergruppe.

Das Dokument, das Galloways Schuld beweisen sollte, wurde auf Fox News Sunday weiter hochgespielt. William Kristol, ein Freund Perles und Würdenträger der Neokonservativen und der Brit Hume von Fox, ein rechter Ideologe, der sich als Reporter verkleidet, sagte, die Dokumente, die zeigten, daß Galloway Geld von Saddam Hussein bekommen hätte, wären nur "die Spitze des Eisbergs". Sie deuteten dan an, daß der französische Präsident Jacques Chirac, andere westliche Politiker und arabische Journalisten bei Medien wie Al-Jazeera durch weitere Dokumente des irakischen Geheimdienstes "geouted" werden würden. Fox sagte außerdem, daß Galloway geheime Satellitenbilder an Al-Quaida weitergegeben haben könnte. Wie so oft gaben die Nachrichtenredakteure von Fox keinerlei Beweise für ihre verleumderischen Behauptungen.

Willkommen in der neuen digitalen und satellitengestützten Welt des McCarthyismus. Gefälschte Dokumente werden einer rechten Zeitung "zugespielt", die Conrad Black gehört. Sie werden durch Blacks andere Unternehmen verstärkt, darunter die Jerusalem Post und die Chicago Sun-Times. Die Geschichte wird dann von den weltweiten Fernsehsendern News Corporation, Time Warner, Disney, and General Electric aufgenommen und findet in rechten Talkshows bei Clear Channel und Viacom ihren Widerhall. Politische Karrieren werden beschädigt oder zerstört. Es gibt kein Recht auf Richtigstellung für die Beschuldigten. Sie sind des von einer aufgehetzten Öffentlichkeit, die ihre Informationen von den Orwellschen Fernsehschirmen der Medienindustrie bezieht, Angeschuldigten schuldig.

Medien, die mit dem politischen Gesindel zusammenarbeiten um die öffentliche Meinung aufzustacheln sind nichts neues. Das wurde von Joseph Göbbels im Nazi-Deutschland ziemlich effektiv praktiziert.

Es war der britische Schauspieler Peter Finch, der uns so wortgewandt und prophetisch vor dem bedauernswerten Zustand der heutigen Medien warnte. In Paddy Chayefkys hervorragendem Film "Network" spielt Finch den UBS Nachrichtenmoderator Howard Beale. Als UBS sich entschließt, Beale aufgrund niedriger Einschaltquoten zu feuern, fängt dieser an gegen Gott und die Welt zu schwadronieren. Daraufhin gibt man ihm eine eigene Fernsehshow, "Der zornige Prophet der Funkwellen". Die berühmteste Szene des Films ist die, wo Beale seine Zuschauer auffordert, an ihre Fenster zu gehen und zu rufen "Ich bin wahnsinnig sauer und ich werde es nicht mehr hinnehmen". Wir sollten alle wütend werden wegen der Propaganda in den Zeitungen und in den Sendungen; George Bush und Tony Blair, Rupert Murdoch und Conrad Black, Clear Channel und Viacom, die neokonservativen Think-Tanks, Rumsfeld und seine Pentagon-Schleimer wie Perle, Paul Wolfowitz und Newt Gingrich und die religiösen Fundamentalisten, die der amerikanischen Kriegsmaschine Hilfe und Beistand geben. Um es mit Howard Beale zu sagen, "Wir sollten sie nicht länger hinnehmen!"



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