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"Es war wie ein Grab"
06.11.2003









Der kanadische Globe and Mail berichtet seit einigen Tag intensiv über den Fall des in Syrien geborenen Kanadiers Maher Arar, der auf der Durchreise in den USA festgenommen und von dort nach Syrien gebracht wurde, wo er fast ein Jahr lang gefangengehalten und gefoltert wurde.

Am 26. September vergangenen Jahres befand sich Arar auf der Rückreise aus Afrika nach Kanada. Bei einer Zwischenstop in New York wurde er von den amerikanischen Behörden auf dem Kennedy Airport verhaftet und in einer Haftanstalt in Brooklyn verhört. Schon hier war die Behandlung durch die Amerikaner zumindest fragwürdig. Man sagte ihm, daß er kein Recht auf einen Anwalt hätte, da er nicht Bürger der Vereinigten Staaten war. Tatsächlich war bei seinen Verhören weder ein Anwalt noch ein kanadischer Diplomat anwesend.

Bei dem Verhör zeigte sich außerdem, daß die kanadischen Behörden offensichtlich in der Angelegenheit mit den amerikanischen Behörden zusammengearbeitet haben, so wurde ihm beispielsweise bereits kurz nach seiner Verhaftung sein Mietvertrag als Beweis einer Verbindung zu Abdullah Almalki, einem weiteren in Syrien geborenen Kanadier vorgelegt.

Aus diesem Grund fordern Arar, sein Anwalt Lorne Waldman und auch Amnesty International eine öffentliche Untersuchung, inwieweit Kanada an der Deportation Arars beteiligt war. Der kanadische Premierminister Jean Chrétien lehnt dies aber ab, da seiner Ansicht nach eine bereits begonnene Untersuchung der kanadischen Polizei ausreichend ist, was von Arar aber wiederum bestritten wird, da die Polizei keine Möglichkeit habe, interne Vorgänge des Außenministeriums oder einer anderen Bundesbehörde zu überprüfen.

Nach diesen ersten Verhören wurde er über Jordanien nach Syrien deportiert. Er erinnert sich noch, wie er die US-Beamten anflehte, ihn nicht nach Syrien zu bringen, da er wußte, daß er dort gefoltert werden würde. In einem kleinen Privatflugzeug wurde er trotzdem von New Jersey aus nach Jordanien geflogen. Von dort wurde er in einem Auto nach Syrien gebracht. Auf der Fahrt begann man bereits, ihn zu schlagen.

In Syrien angekommen, wurde er von einem Oberst des Militärgeheimdienstes verhört und danach in seine Zelle gebracht.

"Es war wie ein Grab. Es gab kein Licht. Sie war einen Meter breit. Sie war zwei Meter lang. Sie war zweieinhalb Meter hoch." Er verbrachte über zehn Monate in diesem "Grab" und durfte es nur verlassen, um verhört zu werden, wobei er gefoltert wurde.

Die Schläge begannen schon am ersten Tag und waren eine Woche lang sehr schwer. "Der zweite und der dritte Tag waren die schlimmsten. Ich konnte hören, wie andere Gefangene gefoltert wurden und schrien und schrien."

Er wurde mit einem einen Zentimeter dicken Kabel geschlagen. "Sie haben mich damit überall auf meinem Körper geschlagen. Sie zielten vor allem auf meine Handflächen, verfehlten sie aber manchmal und trafen meine Handgelenke, sie waren drei Wochen lang wund und rot. Sie schlugen mich auch auf meine Hüften und meinen Hintern", erzählte er.

Vor vier Wochen wurde er schließlich freigelassen und konnte nach Kanada zurückkehren. In der ganzen Zeit war er weder in Syrien, Jordanien, Kanada noch in den USA angeklagt irgendeines Verbrechens angeklagt worden.

Die Bekanntschaft zu Abdullah Almalki war anscheinend der Auslöser für das Vorgehen der US-Behörden gegen Arar. Almalki, den Arar schließlich in einem Gefängnis in Syrien wiedersah, wird dort noch immer festgehalten und gefoltert.

"Ich sah auf und sah einen Mann, erkannte ihn aber nicht. Sein Kopf war rasiert. Er war sehr, sehr dünn und blaß. Er war sehr schwach. Als ich genauer hinsah erkannte ich ihn. Es war Abdullah Almalki", sagte Arar.

Almalki berichtete, mit Reifen und Kabeln geschlagen zu werden und kopfüber aufgehängt zu werden. Almalki befindet sich schon seit August vergangenen Jahres in syrischer Gefangenschaft.

Der prominente Rechtsprofessor Alan Dershowitz von der Universität Harvard sagte, daß die Vereinigten Staaten durch die Deportation Arars in ein Land, das Folter ausübt, seine eigenen Gesetze verletzt habe.

Er sagte, daß die Menschen in Kanada angesichts dieses Falles rasend vor Wut sein müßten und daß alles getan werden müßte, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

"Wenn die Person wußte oder hätte wissen müssen, daß er die Person in die Folter schickt, hat er Verträge verletzt, vermutlich auch Gesetze verletzt. Offensichtlich gibt es Konsequenzen", so Dershowitz. "Bisher hat niemand Beweise für Schuld vorgelegt, aber es gibt Beweise für Folter."

Eine nicht identifizierte Geheimdienstquelle sagte gegenüber der Washington Post, daß die Vorgehensweise in Arars Fall üblich ist. "Die Versuchung ist, diese Leute in anderen Händen zu haben, da die andere Standards haben. Jemand bekommt vielleicht Informationen von Gefangenen die wir nicht bekommen können", so die Quelle.

Offensichtlich handelt es sich hier nicht um einige Einzelfälle sondern um die systematische Anwendung von Folter.




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