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Der tägliche Tod im Irak
11.11.2003









Am Dienstag berichtete AFP, daß der Vorsitzende des Beratungsrates des Baghdader Stadtteils Sadr City von einem US-Soldaten erschossen worden ist.

Mohannad Ghazi al-Kaabi war von den USA selbst für den Posten ausgewählt worden.

Zu dem Vorfall war es gekommen, als sich al-Kaabi geweigert hatte, "Sicherheitsprozeduren zu befolgen" um das städtische Gebäude zu betreten, so das US-Militär in einer Erklärung.

"Während der Auseinandersetzung wurde ein Schuß abgegeben, der Mohannad in den Beinen verletzte", so die Erklärung weiter.

Wäre es nur "irgendein gewöhnlicher" Iraker gewesen, der hier erschossen wurde, wäre er, wenn überhaupt, nur in der Statistik von IraqBodyCount aufgetaucht, wäre dem US-Militär aber sicherlich keine Meldung wert gewesen. Die USA haben schließlich oft genug betont, daß sie keine Veranlassung dafür sehen, getötete irakische Zivilisten auch nur zu zählen.

Die offizielle Beschreibung des Vorfalls zeigt einerseits deutlich die Aggressivität, mit der die US-Soldaten gegen die Bevölkerung vorgehen, läßt andererseits aber auch ernste Zweifel offen. Möglicherweise hat sich Al-Kaabi, auf seinen Status innerhalb der Verwaltung und seine Einsetzung darin durch die Amerikaner berufend, geweigert, sich einer eingehenden Durchsuchung zu unterziehen. Möglicherweise wollte er aber auch nur nicht warten, bis er an der Reihe war. In jedem Fall kann der Einsatz einer Schußwaffe in dieser Situation in keinster Weise gerechtfertigt werden. Da ein Angriff durch al-Kaabi in dem Bericht nicht erwähnt wird, ist davon auszugehen, daß ein solcher auch nicht stattgefunden hat.

Zweifel bestehen auch hinsichtlich der Behauptung, er wäre von dem Schuß in den Beinen getroffen worden. Eine tödliche Verletzung würde das Treffen einer Hauptschlagader und das Unterlassen von einfachen Maßnahmen wie Abbinden erfordern, nach Aussage des US-Militärs waren die Bemühungen eines US-Militärarztes allerdings vergeblich und als al-Kaabi in einem örtlichen Militärlazarett eintraf, war er bereits tot.

Die Tatsache, daß die Meldung des US-Militärs al-Kaabi bei seinem Vornamen nennt, unterstreicht nur ein weiteres Mal den geringen Respekt der Amerikaner vor den Irakern.

Daß der Tod al-Kaabis nicht zu Unruhen in dem Stadtteil geführt hat, war zu erwarten, da al-Kaabi aus Sicht vieler Iraker aufgrund seiner Position sicherlich als Kollaborateur bezeichnet worden war.




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