Das Weiße Haus hat immer gesagt, es würde nicht nachzählen, wieviele irakische Eltern wir getötet haben, um ihre Kinder zu befreien. Wir konnten nie zählen, wieviele Kleinkinder wir in Stücke geschossen haben, um ihre älteren Geschwister zu befreien. Wir werden nie zählen, wieviele komplette Familien wir ausgelöscht haben. Wir werden niemals erfahren, ob wir ein Dorf vernichtet haben, um ein Kind zu retten. Das ist der abscheulichste und am wenigsten diskutierte Aspekt von Präsident Bushs Invasion und Besetzung des Iraks. An den Anfangstagen seines Krieges sagte Bush "Die Bürger des Iraks werden erfahren, was für Leute wir geschickt haben, um sie zu befreien. Amerikanische Streitkräfte und unsere Alliierten behandeln unschuldige Zivilisten mit Güte." Niemand konnte die Wahrheit oder die Lüge in dieser Erklärung kennen, da das Mantra des Militärs von Tommy Franks bis herunter zu seinen Sprechern war "Wir zählen keine Todesopfer." Die offenste Erweiterung dieser Politik wurde im April von Brigadegeneral Vincent Brooks des US-Central Command gemacht. "In allen Fällen verursachen wir einen beträchtlichen Grad an Zerstörung bei allen Kräften, die mit uns in Kontakt kommen", sagte Brooks. "Es ist es einfach nicht wert, dies durch Zahlen zu charakterisieren. Offen gesagt, wenn wir ehrenhaft durch die Kriegsführung sind, werden wir nicht versuchen, die Leichen zu zählen." Man kann nicht offener sein als das. Genau die Leute, von denen wir behaupten, wir würden sie befreien, sind es nicht wert, die Ehre des Gezähltwerdens zu erhalten. Es ist offensichtlich, warum. In einem unprovozierten Krieg, basierend auf unbewiesenen Bedrohungen, war es nicht genug, Saddam Husseins Soldaten herabzuwürdigen, um die Zustimmung der amerikanischen Bevölkerung zu der Invasion zu bekommen. Bush mußte auch unschuldige Zivilisten bis zu einem Punkt entmenschlichen, wo, wenn wir einige von ihnen abschlachteten, sie ebenfalls nicht unsere Zeit wert waren. Bush ist offensichtlich klargeworden, daß, wenn man sie nicht zählt, man auch nicht lügen kann. Wenn man sie nicht zählt, kann man die Presse einmauern und ihre Bälle aus dem Park schlagen. Im April sagte David Frost von der BBC zum Außenminister Colin Powell, daß die Zahl von 1.254 getöteten Zivilisten "ziemlich niedrig" sei. Powell antwortete "Ich würde sagen, das ist ziemlich niedrig." Im August sagte Paul Bremer, der US-Verwalter im Irak: "Wenn man sich ansieht, was wir hier erreicht haben, was die Befreiung von 25 Millionen Menschen in weniger als drei Wochen war, mit weniger zivilen Opfern und weniger Kollateralschäden als irgendein Krieg in der Geschichte ... ist der Verlust von unschuldigem Leben für jeden Beteiligten eine Tragödie, aber die Zahlen sind wirklich sehr niedrig." Das hat acht Monate lang wunderbar ohne größere Beschwerden von Amerikanern funktioniert. Das wirft genausoviele Fragen über unsere Menschlichkeit auf wie über Bushs. Hat das Pentagon tatsächlich so gute Arbeit geleistet, Amerikaner hinsichtlich der sauberen Kriegsführung gehirnzuwaschen? Inmitten der Dämonisierung Saddams, war es einfacher, irakische Zivilisten abzutun, weil sie dunkler, Moslems oder beides waren? Sind die Vereinigten Staaten immer noch in einem Sumpf von Bevormundung gefangen, der zurückreicht bis zur "Rettung" von "Ungläubigen", indem sie aus Afrika gezerrt und in die Sklaverei getauft wurden? Solche Fragen sollten nicht mehr verschwiegen werden. Medact, die britische Partnerorganisation der Friedensnobelpreisgewinner-Organisation "International Physicians for the Prevention of Nuclear War" veröffentlichte diese Woche einen Bericht, der die Zahl der während der Invasion getöteten irakischen Zivilisten auf 5.708 bis 7.356 schätzt. Der Bericht schätzt die Zahl der nach dem 1. Mai, als Bush das Ende der Hauptkampfhandlungen verkündete, getöteten Zivilisten auf 2.049 bis 2.209. Eine andere, vergangenen Monat vom "Project on Defense Alternatives" in Cambridge veröffentlichte Studie, schätzte die Zahl der im ersten Monat des Krieges getöteten irakischen Zivilisten auf 3.200 bis 4.300. Im Juni schätzte Associated Press die Zahl der bei der Invasion getöteten Zivilisten auf 3.250. Der AP-Bericht sagte, daß "hunderte, möglicherweise tausende von Opfern in den größten Städten und schwersten Kämpfen nicht in der Gesamtzahl enthalten sind." Die Gesamtzahl der getöteten Zivilisten, gleich, ob es 3.200 oder 10.000 sind, ist verglichen mit konventionellen Kriegen vor einem halben Jahrhundert niedrig. Aber ein Jahrzehnt lang hat das Pentagon versprochen, Kriege, wie wir sie kennen, durch chirurgische Schläge mit laser-gesteuerten Bomben ausschließlich gegen militärische Ziele zu beenden. Das Militär kann nicht beides haben, beispiellose Präzision versprechen während es Fehler durch historische Vergleiche herunterspielt. Die behauptete Präzision läßt die Opfer weniger nach einem Beispiel von Bushs Güte aussehen als nach William Calleys außer Kontrolle geratenen Soldaten, als sie 500 vietnamesische Zivilisten 1968 in My Lai niedermähten. Schon ein einziger toter irakischer Zivilist ist schreckliches Blut an unseren Händen angesichts der Tatsache, daß der Angriff auf den Irak anscheinend auf einer Lüge basiert. Ja, Saddam Hussein hat tausende seiner eigenen Leute getötet. Aber ein amerikanisches Massaker macht die Dinge nicht besser. Wenn Amerikaner nur die Hälfte der Menschlichkeit besitzen, die sie behaupten, werden sie Bush nicht länger unbesehen glauben wenn seine Offiziere sagen "Wir zählen keine Todesopfer." Wenn wir die Todesopfer nicht zählen wird diese Greueltat niemals ein Gesicht haben. Impressum und Datenschutz contact: EMail |