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Besitzt Israel Cruise Missiles?
13.10.2003









Die Los Angeles Times berichtete am Sonntag, daß es Israel gelungen ist, Harpoon-Raketen derart zu verändern, daß sie auch als Trägersystem für Atomwaffen eingesetzt werden können und so Israel zu einer U-Boot-gestützten Abschußbasis verhelfen.

Daß der Spiegel diesen Artikel mit dem Titel "Deutsche U-Boote zu Atomwaffenträgern umgebaut" aufgriff, sei hier nur am Rande erwähnt. Die U-Boote stammen zwar tatsächlich aus Deutschland - sie wurden Israel sogar größtenteils geschenkt - es handelt sich aber mitnichten um einen "Umbau" der U-Boote. Diese wurde von Beginn an im Bugbereich mit mehreren größeren Torpedorohren - vier mit einem Durchmesser von 650 Millimetern und sechs mit dem kleineren Durchmesser von 533 Millimetern - ausgerüstet.

Während der in dem Artikel erwähnte Umbau der Harpoon, um Landziele erreichen zu können, überhaupt nicht notwendig gewesen sein dürfte - die Ende der 80er Jahre entwickelte AGM-84E Harpoon/SLAM [Stand-Off Land Attack Missile] besaß diese Fähigkeit bereits - bestehen nicht nur einer AP-Meldung vom Sonntag zufolge an den übrigen Modifikation ernste Zweifel.

AP zitierte Ted Hooton, den Herausgeber von Jane's Naval Weapon Systems in London, mit den Worten: "Ich denke, daß eine Atomwaffe, die eine sehr hohe Dichte aufweist, die Nase der Harpoon schwer machen würde und die Reichweite deutlich herabsenken würde - auf jeden Fall deutlich unterhalb die 150 Kilometer, für die sie entwickelt wurde."

Diese geringe Reichweite der Harpoon macht es mehr als unwahrscheinlich, daß eine derartige Veränderung an der Rakete tatsächlich vorgenommen worden ist. Selbst ausgehend von der Standardreichweite würde der überwiegende Teil Syriens ebenso wie Jordaniens außerhalb der Reichweite dieser Waffen liegen. direkt bedroht wäre von den direkten Nachbarn Israels nur Ägypten. Sollten weitere Länder wie der Irak bedroht werden - abgesehen von der Problematik, wiederum nicht weit in das Land hineinreichen zu können - müßte das U-Boot auf dem Seeweg vor die Küste gelangen. Da die Dolphin-Klasse bei Unterwasserfahrt eine Reichweite von 400 Kilometern hat, müßten große Teile des Weges an der Oberfläche zurückgelegt werden, was gerade angesichts der relativ schmalen Wasserwege eine Entdeckung stark erleichtern würde.

Statt einer derart umfassenden technischen Veränderung der Harpoon würde sich die Verwendung von Tomahawks geradezu aufdrängen.

Diese Cruise Missiles - von denen durch die USA während des Irakkriegs hunderte verschossen wurden - bieten all die erforderlichen Eigenschaften "im Auslieferungszustand". Sie haben eine Reichweite von über 1.100 Kilometern, sind ebenfalls von U-Booten aus abfeuerbar und sind für den Einsatz von Atomwaffen konstruiert. Hier gibt es zwar unterschiedliche Modelle, bei einem Ankauf von "konventionellen" Modellen zwecks Verschleierung dürfte ein späterer Umbau allerdings kaum Schwierigkeiten bereiten.

Der Stückpreis für Tomahawks liegt zwar mit 1 Million US-Dollar doppelt so hoch wie für Harpoons, dies würde aber durch die wesentlich größeren "Fähigkeiten" und die problemlose Umrüstung sicherlich mehr als aufgewogen werden.

Inwieweit die USA bereit wären beziehungsweise waren, diese Waffen an Israel zu liefern, ist zwar Spekulation, eine Weigerung scheint hier aber alles andere als zwingend.

Auch die vom Spiegel berichteten Planungen für einen Angriff auf 6 iranische Ziele gleichzeitig, die nach Israels Ansicht der Entwicklung von Atomwaffen dienen, könnte durch den Einsatz von Cruise Missiles - auch bei Bestückung mit konventionellen Sprengköpfen - wesentlich vereinfacht werden.

Da das genannte Ziel die "völlige Zerstörung" der Ziele ist, dürfte hier der Einsatz einer einzelnen F-16 pro Ziel kaum ausreichend sein, da diese ein relativ geringes Zuladungsgewicht für Waffensysteme hätten, da bei dieser Entfernung auch ein weiterer Tank notwendig wäre.

Es scheint also zwei Möglichkeiten zu geben. Entweder, die in der Bericht der L.A. Times genannte Begründung für die "Indiskretion" entspricht zumindest teilweise der Wahrheit, da die "Gegner" Israels zwar nicht vor einer bestehenden Gefahr "gewarnt" werden sollen, sondern ihnen durch einen Bluff nur eine Bedrohung vorgegaukelt werden soll, oder die Äußerung des früheren israelischen Vizeverteidigungsministers Efraim Sneh kommt der Wahrheit sehr nahe.

Er hatte in der AP-Meldung gesagt, daß ein derartiger Umbau der Harpoon "einfach unmöglich" sei. Dies schließt natürlich nicht aus, daß Israel nicht andere entsprechende Waffensysteme, also auch Cruise Missiles, besitzt.




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