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"Freiwillige" Selbstzensur

"My Name Is Rachel Corrie" in Kanada abgesagt

27.12.2006  






Einer Meldung der kanadischen CBC vom vergangenen Freitag zufolge wird das Theaterstück "My Name Is Rachel Corrie" nun doch nicht wie zuvor angekündigt in Toronto aufgeführt werden.

Martin Bragg, künstlerischer Leiter der Canadian Stage Company (CanStage), die das Stück über die aus den USA stammende Friedensaktivistin Rachel Corrie, die im Gaza-Streifen von einer israelischen Planierraupe überrollt und getötet worden war, erklärte, dies sei allein eine "künstlerische Entscheidung". "Es funktionierte einfach nicht auf der Bühne", sagte er.

"Ich las das Stück und war davon sehr bewegt, vielleicht zum Teil, weil ich selbst einen Teenager, nur wenige Jahre jünger als Rachel, habe", so Bragg. Nachdem er eine Aufführung des Stücks in New York gesehen habe, sei er enttäuscht gewesen. "Das Theater war halbvoll und am Ende der Aufführung gab es nur lauwarmen Applaus."

Angesichts der Tatsache, daß die Aufführung des auf Tagebüchern und anderen Aufzeichnungen Corries basierenden Ein-Personen-Stücks in London in der dritten Spielzeit im 750 Plätze umfassenden Playhouse Theatre stattfand, wirft dies aber offensichtlich höchstens ein schlechtes Bild auf die New Yorker Inszenierung. Andererseits brachte es die Aufführung immerhin auf insgesamt 71 reguläre Vorstellungen.

Tatsächlich war auch die ursprünglich vom "New York Theatre Workshop" geplante Aufführung des Stücks bereits "auf unbestimmte Zeit verschoben" worden. Erst ein halbes Jahr später wurde es schließlich "Off-Broadway" im Minetta-Lane-Theater gezeigt.

James Nicola, künstlerischer Leiter des "New York Theatre Workshop", hatte damals zugegeben, daß es sich hierbei um eine freiwillige Selbstzensur aus politischen Gründen handelte. "Während unserer Vorproduktions-Planung und unseren Gesprächen und dem Zuhören in unseren Gemeinschaften in New York, hatten wir nach dem was wir hörten, nach der Erkrankung Ariel Sharons und der Wahl von Hamas in den letzten palästinensischen Wahlen, eine äußerst angespannte Situation", so Nicola damals.

Eine Variety-Meldung zur Absage der Aufführung in Toronto zeigt nur zu deutlich, daß dies auch hier der wahre Hintergrund ist.

Jack Rose, Mitglied des Verwaltungsausschusses von CanStage, gab zwar zu, das Stück weder gesehen noch gelesen zu haben, sagte aber dennoch: "Meiner Ansicht nach würde es eine negative Reaktion der jüdischen Gemeinde provozieren."

Bluma Appel, nach der das größte CanStage-Theater benannt ist, ließ ihrerseits keinen Zweifel an ihrer Ablehnung des Stücks. "Ich sagte ihnen, ich würde sehr böse auf ein Stück reagieren, daß Juden gegenüber beleidigend ist", sagte sie.

In der vergangenen Saison erwirtschaftete das gemeinnützige CanStage einen Verlust von rund 700.000 kanadischen Dollar (etwa 460.000 Euro) und hat nun Probleme, seine Finanzierungsprobleme zu lösen. Eine "böse Reaktion" Appels wäre bei der Lösung dieser Probleme sicherlich nicht hilfreich. Es ist also nur zu offensichtlich, daß die Aufführung des Stücks letztlich allein durch finanzielle Macht verhindert wurde.





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