Medienberichten vom Sonntag und Montag zufolge kam es in der Nähe der irakischen Stadt an-Najaf zu schweren Kämpfen zwischen "irakischen" und US-Soldaten auf der einen und einer "muslimischen Sekte" - wahlweise auch "islamistischen Extremisten", "Anhänger eines apokalyptischen Kultes" oder "Kämpfer einer shiitischen Miliz" - bei denen nach Angaben "irakischer" Stellen etwa 200 bis 350 Menschen, darunter auch ihr Anführer, getötet wurden. Der auch mit Panzern, Kampfhubschraubern und Kampfflugzeugen geführte Angriff erfolgte nach Darstellung der Gouverneurs von an-Najaf, Asaad Abu Gilel, weil "irakische" Behörden "herausgefunden" hatten, daß eine muslimische Gruppierung um Ahmed Hassani al-Yemeni Anschläge auf muslimische Pilger anläßlich der Ashura-Feierlichkeiten in der Nachbarstadt Kerbela - oder, je nach Quelle, auf islamische Anführer innerhalb der Stadt - verüben wollten. An den Kämpfen waren - wiederum je nach Quelle - 500 bis 1.000 Kämpfer al-Yemenis beteiligt. Auch hinsichtlich al-Yemeni widersprechen sich die verschiedenen Berichte deutlich. So schrieb der britische Independent unter Berufung auf "irakische" Politiker, er habe sich als "Vorhut" des Mahdi - des nach shiitischem Glauben in der Verborgenheit lebenden zwölftem Imam auf dessen Wiederkehr Shiiten hoffen, da er ihrem Glauben zufolge das Werk des Propheten Mohammeds auf Erden beenden und Frieden und Gerechtigkeit bringen wird - während Reuters den "irakischen" Minister für nationale Sicherheit, Shirwan al-Waeli zitierte, dem zufolge sich al-Yemeni selbst als Mahdi bezeichnete. Als Polizisten sich das erste Mal dem Lager al-Yemenis und seiner Anhänger näherten, habe al-Yemeni ihnen zugerufen "Ich bin der Mahdi und ich möchte, daß ihr euch mir anschließt", sagte al-Waeli - eine Reaktion, die an der feindseligen Haltung al-Yemenis und seiner Anhänger deutliche Zweifel wecken muß. Anders als in den Berichten üblicherweise dargestellt handelt es sich bei den Toten auch keineswegs nur um Kämpfer. Vielmehr waren in dem Lager offenbar auch zahlreiche Frauen und Kinder anwesend. Es ist derzeit völlig unklar, wie viele der vorgeblichen getöteten "Kämpfer" in Wahrheit Frauen und Kinder waren, daß dies der Fall ist, kann aber als sicher erachtet werden. Auch wenn wenig Zweifel daran besteht, daß es zu schweren Kämpfen mit den Mitgliedern der "Jund al-Samaa" ("Soldaten des Himmels") genannten Gruppierung gekommen ist, so scheint der Angriff mit schweren Waffen doch eindeutig von Seiten der Besatzer oder von ihnen vorgeschickten "irakischen" Soldaten ausgegangen zu sein. Daher kann es kaum verwundern, wenn die Menschen ihr Lager - und damit auch ihre Frauen und Kinder - verteidigten. Zwar legt die Tatsache, daß sie offenbar auch über Boden-Luft-Raketen verfügten - ein US-Kampfhubschrauber wurde während der Kämpfe abgeschossen - sicherlich nahe, daß es sich um Mitglieder des irakischen Widerstands, Waffenhändler oder tatsächlich um eine Anschläge vorbereitende Organisation handelte, es wurde aber offenbar keinerlei Versuch unternommen, sie friedlich durch Polizisten entwaffnen zu lassen. Auch die geringen Verluste der Angreifer - neben den beiden Piloten des US-Kampfhubschraubers vorgeblich nur 10 "irakische" Polizisten und Soldaten getötet - wecken Zweifel an der vorgeblich so heftigen Gegenwehr von bis zu 1.000 Kämpfern. Der Verdacht, daß hier ein weiteres Mal aus politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Gründen ein Massaker an Unschuldigen verübt wurde, scheint naheliegend. Was auch immer die Wahrheit hinter den Angriffen auf diese Menschen ist, die derzeit verbreiteten Berichte sind zumindest zu widersprüchlich, als daß sie sie enthalten könnten. Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |