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Fehlinformationen

Wahrheit und Irrtum zu den "Beweisen" gegen den Iran

15.02.2007  






Während an den von den USA vorgelegten "Beweisen", der Iran unterstütze den Widerstand im Irak durch Waffenlieferungen Zweifel mehr als angebracht erscheinen, so tauchen in diesem Zusammenhang immer häufiger mehrere Behauptungen auf, die allerdings durch einfachste Recherchen zu widerlegen sind.

Die erste Behauptung erscheint auf den ersten Blick durchaus stichhaltig. Auf den vom US-Militär veröffentlichten Aufnahmen sind Mörsergranaten mit englischer Beschriftung zu sehen. Der durchaus naheliegende Einwand ist hier, daß die Landessprache persisch ist und eine Beschriftung in dieser Sprache - und mit den entsprechenden Schriftzeichen - zu erwarten wäre. Ein Blick auf die Website der Organisation der iranischen Rüstungsindustrie (DIOMIL) zeigt allerdings, daß dort hergestellte Munition sehr wohl mit lateinischen Buchstaben beschriftet wird.


155mm-Artilleriegranaten, alle Photos: DIOMIL


Ein weiterer, derzeit vorgebrachter Ansatz ist, daß auf den Bildern des US-Militärs Datumsangaben zu sehen sind, die offensichtlich dem Gregorianischen Kalender zuzuordnen sind. Da die islamische Zeitrechnung und somit auch der im Iran verwendete Kalender mit der Auswanderung des islamischen Propheten Mohammed von Mekka nach Medina - die dem Gregorianischen Kalender zufolge im Jahr 622 stattfand - beginnt, erscheint dies auf den ersten Blick tatsächlich bemerkenswert. Wie ein weiteres Photo der DIOMIL belegt, werden allerdings sämtliche Angaben auf iranischer Munition auf englisch gemacht - was zweifellos den Export erleichtert.


Landminen


Das dritte Argument schließlich ist komplizierter aufgebaut. Demnach werden im Iran aufgrund historischer Gegebenheiten Mörser mit 82 Millimetern eingesetzt, während die von dem US-Militär gezeigten Mörsergranaten einen beispielsweise bei der NATO gebräuchlichen Durchmesser von 81 Millimetern haben. Die Technologie sei früher von Rußland übernommen worden, das diese Änderung einführte, um so auf dem Schlachtfeld erbeutete Munition zwar selbst verwenden zu können, dies dem Gegner aber unmöglich zu machen. Auch diese Behauptung ist durch einen Blick auf die Website der DIOMIL problemlos zu widerlegen. Nicht nur, daß dort 81mm-Mörsergranaten vorgestellt werden, es werden eben auch keine 82mm-Granaten gezeigt.


81mm-Mörsergranaten, hier eine Sprenggranate und zwei "Rauchgranaten" mit weißem Phosphor


Die Geschwindigkeit, mit der die genannten Behauptungen sich insbesondere durch Forenbeiträge verbreiten, aber teilweise auch schon in Medienberichten wiederholt wurden, zeigt einmal mehr, wie wichtig eine kritische Bewertung von Informationen ist. So sehr die US-Führung auch sowohl Mittel als auch Motiv für die Fälschung dieser "Beweise" hat, so wenig ist doch anzunehmen, daß gleich mehrere derart eklatante Fehler dabei passieren würden. Letztlich sind es derart leicht widerlegbare Anschuldigungen, die die äußerst berechtigten Zweifel an den Vorwürfen der US-Regierung gegen den Iran problemlos in den Bereich von "Verschwörungstheorien" drängen lassen. Die Frage nach der Motivation der Urheber dieser Behauptungen - zumindest im Hinblick auf die "82mm-Behauptung" gehen diese ja weit über Mutmaßungen hinaus - scheint hier durchaus stellenswert.



Nachtrag 16.02.2007:

Dieser Artikel ist scharf kritisiert worden, Freace sei auf Propaganda "hereingefallen". Ansatzpunkt hierfür ist vorrangig, daß die Website der DIOMIL weder eine persische noch eine arabische Sprachversion anbietet. Dieses werden auf der Startseite zwar verlinkt, die Links führen aber nur zu einer "Under construction"-Meldung. Dies sei für ein Unternehmen, daß Produkte im arabischen Raum verkaufen wolle, geradezu undenkbar und es könne sich daher nur um eine Fälschung handeln, so der Vorwurf.

Als Gegenbeispiel werden die Websites der Iranischen Elektronikindustrie (IEIMIL) und des Verbands der iranischen Marineindustrie (IRMIG) genannt, da diese sowohl englische als auch persische und arabische Versionen ihrer Websites anbieten.

Bei dieser Kritik wurden aber mehrere Dinge übersehen. Einerseits zeigt eine genauere Analyse, daß alle drei Websites auf dem gleichen Server (IP-Adresse 81.28.32.46) gehostet werden, andererseits belegt eine Routenverfolgung (Traceroute), daß dieser Server in Teheran steht - was eine "Fälschung" zumindest deutlich erschweren dürfte.

Weitaus eindeutiger ist allerdings noch ein Photo einer Düppel-Kartusche von der "authentischen" Website der IEIMIL, die überdeutlich eine vollständig englischsprachige Beschriftung aufweist.


Düppel-Kartusche, Photo: IEIMIL






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