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Weiß Rußland mehr?

Fertigstellung des iranischen Atomreaktors "verschoben"

13.03.2007  






Am Montag berichtete der russische Kommersant, daß sich die Fertigstellung und Inbetriebnahme des iranischen Atomreaktors Bushehr um mehrere Monate verzögern wird.

Hierfür werden seitens des russischen Unternehmens Atomstroyexport, das mit dem Bau des Reaktors beauftragt ist, zwei Gründe genannt. Einerseits, daß sich die Lieferung von Kühlanlagen für das Kraftwerk durch ein nicht genanntes Unternehmen verzögert. Dies wird seitens des Irans auch nicht bestritten, man arbeite allerdings an einer Lösung. Zweitens - und dies ist offensichtlich der Hauptgrund - wirft Atomstroyexport dem Iran vor, seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachzukommen. Der Iran befinde sich mit zwei Monatsraten von jeweils 25 Millionen US-Dollar im Rückstand, so das russische Unternehmen. Dies wird allerdings durch den Iran vehement bestritten. Alle Zahlungsverpflichtungen im Zusammenhang mit dem Bau des Kraftwerks seien erfüllt worden.

Die tatsächliche Lage ist nicht ganz klar. Auf der einen Seite besagt der Vertrag, daß die letzte Rate von 200 Millionen US-Dollar erst fällig wird, wenn das Kraftwerk arbeitet, auf der anderen Seite hat der Iran dem Bericht zufolge im Dezember des vergangenen Jahres bei einem Besuch des Leiters der russischen Atomenergiebehörde (Rosatom) zugestimmt, die Zahlung auf monatliche Raten von 25 Millionen US-Dollar aufzuteilen. Außerdem sei Anfang 2007 die Währung der Zahlungen von US-Dollar auf Euro umgestellt worden. Die letzte Zahlung sei bei Atomstroyexport am 17. Januar eingegangen. Der iranischen Nachrichtenagentur IRNA zufolge sagte Sergeij Novikov, Leiter von Rosatom, gegenüber Journalisten, das Abkommen zur Änderung der Zahlungsmodalitäten sei bereits im September des vergangenen Jahres unterzeichnet worden. Gleichwohl besteht der Iran darauf, alle fälligen Zahlungen geleistet zu haben. Sicherlich kann es kaum verwundern, daß die russische Seite ein großes Interesse an einer solchen Änderung hat, wäre die Fälligkeit der Abschlußrate bei einer vorhergehenden Zerstörung des Reaktors doch zumindest fraglich.

Als Frist für die Inbetriebnahme des Reaktors ist in dem Vertrag der September dieses Jahres gesetzt. Üblicherweise wird der für den Betrieb notwendige Kernbrennstoff 6 Monate vorher geliefert - die Lieferung wäre demnach also noch in diesem Monat erfolgt. Am Montag berief sich der Kommersant auf Quellen innerhalb von Atomstroyexport, denen zufolge weder die vertragsgemäße Inbetriebnahme im September noch die Lieferung der Kernbrennstoffs in diesem Monat eingehalten würden.

Am Dienstag nun berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, daß Atomstroyexport die Arbeiten an dem Atomreaktor fortsetzen wolle, obwohl bisher keine Einigkeit über die Zahlungen erfolgt sei. "Wir können nicht länger auf die Entscheidung des Irans warten. Die Aufschiebung der Finanzierung wird unumkehrbare Konsequenzen haben", sagte Vladimir Pavlov, Leiter der für den Bau des Kraftwerks zuständigen Abteilung von Atomstroyexport. Daher sei die Projektleitung autorisiert worden, über Abmachungen mit der iranischen Seite hinausgehende Maßnahmen zu ergreifen, um die Finanzierung von Arbeiten, die für die Umsetzung des Projekts unerläßlich sind, sicherzustellen.

Auch wenn sich die iranische Atomenergiebehörde am Dienstag erneut auf den Standpunkt stellte, daß es keinerlei "materielle oder finanzielle Schwierigkeiten gibt, die die Lieferung des Kernbrennstoffs beeinträchtigen könnten", so ist Atomstroyexport doch offenbar nach wie vor der Ansicht, daß sich insbesondere diese Lieferung verzögern wird.

Faktisch wäre die Zerstörung des Reaktors durch einen Angriff zwar nach der Lieferung des Kernbrennstoffs noch ebenso möglich, aber angesichts der dadurch ausgelösten massiven radioaktiven Verseuchung international sicherlich nicht mehr zu begründen. Die Verzögerung dieser Lieferung vergrößert also das Zeitfenster für einen möglichen Angriff auf den Reaktor und andere iranische Atomanlagen. Allein schon aus diesem Grund scheint es zumindest unwahrscheinlich, daß der Iran tatsächlich seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt. Andererseits stellt sich hier sicherlich die Frage, ob die russische Seite die Lieferung ganz bewußt verzögert.





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