Eine Meldung der US-Luftwaffe vom Dienstag, die einen Überblick über Einsätze der vergangenen Tage lieferte, zeigte erneut, mit welch massiver Gewalt der Krieg auch in Afghanistan weiterhin geführt wird, warf aber auch einige Fragen auf. Demnach warf am Montag ein Schwenkflügelbomber des Typs B-1B "Lancer" Lenkbomben der Typen GBU-12 und GBU-38 auf "feindlich besetzte Gebäude" in der "Nähe" des Kajaki-Staudamms in der Provinz Helmand abgeworfen. Zuvor seien "Koalitionsstreitkräfte" aus diesen Gebäuden heraus beschossen worden. Bei GBU-38 handelt es sich um GPS-gesteuerte 500 Pfund-Bomben. GBU-12, ebenfalls mit einem Gewicht von 500 Pfund, sind laser-gesteuert. "Ein anderer" B-1B warf mehrere GBU-31 und GBU-38 auf "feindliche Gebäude" nahe der Stadt Sangin, ebenfalls in Helmand, ab. GBU-31 sind GPS-gesteuerte 2.000 Pfund-Bomben. Eine weitere GBU-38 sei von dieser Maschine auf eine "Baumreihe" abgeworfen worden, von der aus "Koalitionsstreitkräfte" beschossen worden seien. Die überwältigende Wahrscheinlichkeit, daß bei der Bombardierung eines Gebäudes mit mehreren 2.000 Pfund-Bomben auch - wenn nicht angesichts der zumindest fragwürdigen Berichte sogar nur - Zivilisten getötet werden, sei hier nur am Rande erwähnt. Schon der Einsatz von B-1B für derartige Missionen ist sicherlich bemerkenswert. Bei diesen Maschinen handelt es sich um ursprünglich als strategische Langstreckenbomber entworfene Flugzeuge, die allein für den Einsatz von Atomwaffen konzipiert waren. Erst 1993 begann ein Prozeß, in dem sie auch für konventionelle Einsätze umgerüstet wurden. Diese seit 1988 nicht mehr hergestellten Maschinen hatten einen Stückpreis von 200 Millionen US-Dollar. Derzeit befinden sich noch - höchstens - 92 dieser zu großen Teilen aus Titan bestehenden Langstreckenbomber im Besitz der US-Luftwaffe. Der Einsatz derartiger Langstreckenbomber zur Bombardierung "einer Baumreihe" kann allein schon aufgrund der Kosten pro Flugstunde kaum als Standardvorgehensweise bezeichnet werden. Ebenso ist sicherlich auch der gezielte Einsatz von 2.000 Pfund-Bomben gegen unbefestigte Gebäude zumindest ungewöhnlich. Tatsächlich scheint es darüber hinaus kaum wahrscheinlich, daß mehrere B-1B ständig über dem afghanischen Luftraum kreisen, um im "Bedarfsfall" eine "Baumreihe" zu bombardieren, weil "Koalitionssoldaten" von dort beschossen werden - ohne dabei selbst Opfer zu beklagen. Da auch das Militär bei Kriegseinsätzen das Verhältnis zwischen "Kosten" und "Nutzen" im Auge behalten muß, ist ein solcher "Overkill" kaum zu erklären. Logisch erscheint hier allein die naheliegende Vermutung, daß es sich hier in Wahrheit erneut um Zielübungen für einen Angriff auf den Iran handelte. Ein solcher Einsatz unter zumindest halbwegs realen Kampfbedingungen - die Wahrscheinlichkeit effektiver Flugabwehr gegen diese Maschinen ist in Afghanistan zumindest derzeit noch äußerst gering - kann zweifellos weitaus besser auf einen Angriff auf den Iran vorbereiten, als die Bombardierung von Übungszielen es je könnte. Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |