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Nachgerechnet

Briten bestehen auf ihrem Standpunkt

28.03.2007  






Am Mittwoch berichtete AP, daß der britische Vizeadmiral Charles Style gegenüber Journalisten gesagt hat, daß sich die britischen Soldaten zum Zeitpunkt ihrer Gefangennahme durch iranische Soldaten 1,7 Seemeilen innerhalb des irakischen Hoheitsgebietes befunden hätten.

Als Beweis hierfür wies er auf von einem GPS-Empfänger auf einem der beiden britischen Boote regelmäßig an die HMS Cornwall per Funk gesendete Positionsdaten hin. Diese belegen Style zufolge, daß sich die beiden britischen Boote in irakischen Gewässern befunden hätten. Die Vorlage dieser "Beweise" wird allgemein als "Eskalation" bezeichnet, was allerdings nur schwer nachvollziehbar scheint, belegt es doch nur vorgeblich den ohnehin schon öffentlich vertretenen britischen Standpunkt.

Karte des britischen Verteidigungsministeriums
Karte des britischen Verteidigungsministeriums


Als weiteren "Beweis" veröffentlichte das britische Verteidigungsministerium ein offensichtlich aus einen Hubschrauber heraus aufgenommenes Photo, das einen tragbaren GPS-Empfänger zeigt. Unterhalb des Hubschraubers ist ein Frachtschiff zu sehen. Hierbei handelt es sich nach Aussage Styles um eine am Sonntag gemachte Aufnahme des vor ihrer Gefangennahme von den Briten kontrollierten Frachtschiffes. Dieses habe seit dem Vorfall aus ungenannten Gründen seine Position nicht verändert.

Photo aus britischem Hubschrauber
Photo aus britischem Hubschrauber


Tatsächlich scheint allerdings schon diese Aufnahme wenig geeignet, die britische Position zu stärken. Styles Aussage zufolge lag das Frachtschiff bei 29 Grad 50,36 Minuten Nord und 48 Grad 43,08 Minuten Ost vor Anker. Das auf dem Photo gezeigte GPS-Gerät zeigt allerdings eine Position von 29 Grad 50,174 Minuten Nord und 48 Grad 43,544 Minuten Ost. Umgerechnet ergeben sich hier Abweichungen von mehreren hundert Metern, was weder durch eine Ungenauigkeit des GPS noch durch den Blickwinkel der Aufnahme zu erklären ist. Wäre letzteres der Fall, müßte die Flughöhe weitaus höher sein als sie es offensichtlich war.

Die mangelnde Beweiskraft der von britischer Seite zitierten GPS-Daten wird auch dadurch deutlich, daß der Iran seinerseits GPS-Daten vorlegte, die nach iranischer Darstellung belegen, daß die Gefangennahme in iranischen Gewässern stattfand. Styles Aussage zufolge erhielt Großbritannien anfänglich Koordinaten des Zwischenfalls von der iranischen Seite, die in Wahrheit in irakischem Hoheitsgebiet liegen. Erst auf entsprechende Nachfrage seien am Montag neue Koordinaten übermittelt worden. Dies wurde von iranischer Seite allerdings bisher weder bestätigt noch kommentiert.

Auch aus einem anderen Blickwinkel heraus erscheint die britische Darstellung zumindest fragwürdig. Die Gefangennahme der britischen Soldaten 1,7 Seemeilen innerhalb des irakischen Hoheitsgebietes scheint zumindest derart unerwartet, wie sie vorgeblich geschehen ist, kaum vorstellbar. Die leistungsstärksten Schnellboote des US-Militärs erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von 42 Knoten. Ein Knoten Entspricht einer Geschwindigkeit von einer Seemeile pro Stunde. Für eine Entfernung von 1,7 Seemeilen würden diese Schnellboote also rund 2,4 Minuten benötigen - allerdings nur, wenn sie schon zuvor ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht hatten. Sowohl direkt an der Grenzlinie startende als auch aus einer größeren Entfernung sich nähernde Schiffe würden die Vorwarnzeit also zweifellos deutlich erhöhen.

Die Tatsache, daß eine entsprechende Reaktion an Bord der HMS Cornwall unterblieben ist, läßt letztlich nur drei mögliche Schlußfolgerungen zu. Entweder befand sich zum Zeitpunkt des Zwischenfalls nur Reinigungspersonal auf der Brücke der HMS Cornwall, eine Entführung der britischen Soldaten wurde aus politischen Gründen absichtlich ignoriert oder die iranische Darstellung, daß sich die Briten etwa eine halbe Seemeile innerhalb der iranischen Hoheitsgewässer befanden, ist zutreffend.

Angesichts der mehr als absehbaren folgen einer illegalen Entführung britischer Soldaten scheinen die beiden erstgenannten Möglichkeiten kaum wahrscheinlich. Auch mögliche Vorteile durch den Austausch dieser "Geiseln" scheinen den politischen Preis kaum zu rechtfertigen, ganz ungeachtet der Tatsache, daß das Nehmen von Geiseln im Widerspruch zu den Grundsätzen des Islam steht.

Da Großbritannien ohne Zweifel als engster Verbündeter der USA zu bezeichnen ist, diese andererseits aber unübersehbar Vorbereitungen für einen völkerrechtswidrigen Angriff auf den Iran betreiben, fällt es nicht schwer, hier zu bewerten, welche Seite mit größerer Wahrscheinlichkeit die Wahrheit sagt.





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