Agenturmeldungen vom Sonntag zufolge hat der irakische Geistliche Muqtada al-Sadr seine Anhänger erneut fast unverhohlen zum bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer aufgerufen. In der Vergangenheit hatte sich al-Sadrs Jaish al-Mahdi (al-Mahdi-Armee) bereits zwei Mal schwerste Kämpfe mit den US-Besatzungstruppen geliefert. So berichtete AFP, al-Sadr habe in einer schriftlichen Erklärung eine Einstellung der Kämpfe in der Stadt Diwaniyah gefordert, wo es seit Wochen zu schweren Kämpfen zwischen Widerstandskämpfern auf der einen und "irakischen" und US-Truppen auf der anderen Seite kommt, um "nicht in die Falle Amerikas zu tappen". "Der Irak hatte genug Blutvergießen. Die Besatzungskräfte, angeführt von dem größten Bösen, Amerika, arbeiten daran, Unstimmigkeit zu säen, entweder direkt oder durch ihre Agenten", so al-Sadr in seiner Erklärung. Reuters zitierte aus der Erklärung: "Und dort sehen wir ... in Diwaniya Kämpfe in der Bevölkerung, die vom Besatzer geplant wurden, um Brüder in Zusammstöße, Kämpfe und sogar töten hineinzuziehen." "Oh Jaish al-Mahdi und meine Brüder, genug von diesem Kämpfen und Töten. Dies ist ein Erfolg für euren Feind ... und ["irakische" Armee und Polizei], laßt euch nicht hinter den Feind ziehen", so die Erklärung Reuters zufolge weiter. "Gott hat euch befohlen, vor dem Feind Geduld zu üben und eure Anstrengungen gegen ihn zu vereinen, nicht gegen die Söhne des Iraks." "Ihr, die irakische Armee und Polizeikräfte, geht nicht an der Seite der Besatzer, denn sie sind euer Erzfeind", zitierte AP aus der Erklärung al-Sadrs. "Mein Rat ist, daß ein ehrenhafter Widerstandskämpfer Gott nur um zwei Dinge bittet: Sieg oder Märtyrertum." Dies ist eine eindeutige Abkehr von dem von ihm vor zwei Wochen verbreiteten Aufruf, den Besatzern friedlichen Widerstand zu leisten. Neben diesem offensichtlichen Aufruf zum Widerstand aller Iraker gegen die Besatzung hat Scheich Abd al-Hadi al-Muhamadawi am Freitag vergangener Woche im Namen al-Sadrs dazu aufgerufen, für eine Demonstration am Montag in die Stadt Kufa zu kommen. Am Montag jährt sich der Fall Baghdads zum vierten Mal. Bei der Demonstration soll der Abzug der Besatzer gefordert werden. AFP berichtete am Sonntag unter Berufung auf die "irakische" Polizei, daß sich "tausende" Anhänger al-Sadrs auf den Weg nach Kufa machten, um diesem Aufruf zu folgen. Während das US-Militär nicht müde wird zu behaupten, al-Sadr sei "in den Iran geflohen", betonten Mitarbeiter al-Sadrs gegenüber AP, es habe sich hier nur um eine Reise gehandelt und er sei bereits in den Irak zurückgekehrt. Zwar ist al-Sadr tatsächlich seit Monaten nicht mehr öffentlich sichtbar in Erscheinung getreten, andererseits wäre dies keineswegs das erste Mal, daß er angesichts direkter Drohungen der Besatzer untertauchte. Letztlich ist sein derzeitiger Aufenthaltsort aber zweitrangig, solange seine Anhänger weiterhin bereit sind, seinem Wort zu folgen. Sollten tausende Demonstranten in Kufa am Montag bereit sein, auch seinem Aufruf nach Widerstand zu folgen, so könnte dies einmal mehr in schwere Kämpfe münden. Dies kommt zu einem Zeitpunkt, da sich die - offiziell zugegebenen - Verluste der Besatzer seit mehreren Monaten auf sehr hohem Niveau bewegen. ![]() Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |