Wie die britische BBC am Montag berichtete, ist Mordechai Vanunu von einem israelischen Gericht schuldig gesprochen worden, gegen die Auflagen seiner Haftentlassung verstoßen zu haben. Vanunu, der von 1976 bis 1985 im israelischen "Forschungsreaktor" Dimona als Techniker gearbeitet hatte, enthüllte 1986 gegenüber der Weltöffentlichkeit das israelische Atomwaffenprogramm, das Israel mittlerweile in den Besitz von schätzungsweise 200 Atomsprengköpfen gebracht hat - ohne daß das Land den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hätte oder irgendwelche Sanktionen deswegen erdulden mußte. Anschließend wurde Vanunu noch vor der Veröffentlichung des entsprechenden Artikels durch den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad nach Rom gelockt, dort gefangengenommen und nach Israel gebracht. Wegen Landesverrats und Spionage wurde er zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, die er bis auf den letzten Tag absitzen mußte, 11 Jahre davon in Isolationshaft. Obwohl er seine Strafe also vollständig verbüßt hat, war seine Freilassung am 21. April 2004 an zahlreiche Auflagen gebunden. So darf er weder das Internet noch Mobiltelephone benutzen, sich nicht ausländischen Botschaften nähern, Israel nicht verlassen und keinerlei Kontakt mit ausländischen Journalisten aufnehmen. Dieser Punkt ist es auch, der nun zu seiner erneuten Verurteilung geführt hat, da er seit seiner "Freilassung" - von Freiheit ist angesichts der Auflagen kaum wirklich zu sprechen - zahlreiche Interviews gegeben hat. Wie wütend Israel noch immer wegen Vanunus damaligen Enthüllungen ist, zeigte sich auch in der Verhaftung von Peter Hounam, jenes Journalisten, der 1986 Vanunu für die britische Sunday Times interviewt hatte und so das israelische Atomwaffenprogramm enthüllte, im Mai 2004. Hounam war von fünf Agenten des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shabak ("Shin Bet") in seinem Hotelzimmer in Jerusalem mit dem Vorwurf, er habe Kontakt zu dem im vorigen Monat freigelassenen Vanunu aufgenommen, verhaftet worden. Sicherlich nicht zuletzt aufgrund des internationalen Aufsehens seiner Verhaftung wurde er einen Tag später wieder freigelassen, darf Israel aber nie wieder betreten. "Es muß klar sein, daß Vanunu allein dafür verurteilt wurde, mit Nicht-Israelis zu sprechen, nicht wegen des Inhalts dieser Gespräche", sagte Vanunus Anwalt Michel Sfard nach der Urteilsverkündung. "Wir betrachten dies nicht als angemessen für eine Demokratie im 21. Jahrhundert." Das Strafmaß soll am 18. Mai verkündet werden. "Ich möchte nur frei sein, das Land verlassen", sagte der 52 Jahre alte Vanunu gegenüber Journalisten vor dem Gerichtsgebäude - ein Wunsch den Israel ihm kaum erfüllen wird. Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |