Am vergangenen Sonntag veröffentlichte die britische Daily Mail einen bemerkenswerten Artikel mit dem Titel "Das Bild, das beweist, daß "Folterflüge" IMMER NOCH in Großbritannien landen." Dieses Photo war eine Aufnahme eines Flugzeugs des Typs CASA-212 Aviocar mit der Identifikationsnummer N964BW, wie es am 2. Juni um 16:36 Uhr Ortszeit auf dem britischen Luftwaffenbasis Mildenhall in der Grafschaft Suffolk landete. Eigentümer dieser Maschine ist das Unternehmen Aviation Worldwide Services, eine Tochterfirma des US-Söldnerunternehmens Blackwater. Damit nicht genug, berichtete ein namentlich nicht genannter Augenzeuge, daß es die Maschine bei ihrer Landung von einem Humvee des US-Militärs erwartet worden war. Vier mit Sturmgewehren des Typs M-16 bewaffnete Männer stiegen aus dem Humvee aus und begleiteten die Besatzung des Flugzeugs zum Flughafenterminal, so der Augenzeuge. Auch die Organisation Touchdown News, die sich der Beobachtung der Flugbewegungen auf den britischen Luftwaffenbasen Mildenhall und Lakenheath verschrieben hat, bestätigte die Landung der Maschine. Demnach startete sie erneut am frühen Sonntagmorgen in östlicher Richtung. Dies wurde in dem Bericht als klarer Beleg dafür bezeichnet, daß die "Folterflüge" im Auftrag der CIA, die seitens der USA "Überstellungen" genannten Transfers von Gefangenen in Geheimgefängnisse zum Zwecke ihrer Folterung, immer noch weitergehen. Nur wenige Tage nach Veröffentlichung des Berichts löschte die Daily Mail den Artikel kommentarlos. Da auch das Caching durch Suchmaschinen seitens der Zeitung gesperrt ist, ist er nunmehr nur noch auf einigen Websites verfügbar. Bemerkenswert ist, daß auch fast sämtliche "etablierten" Medien von Beginn an darauf verzichtet haben, den Bericht der Daily News aufzugreifen. Als - auch noch erreichbare - Ausnahmen seien hier IslamOnline und der britische Independent genannt. Am Donnerstag veröffentlichte Blackwater selbst eine Pressemitteilung, in der sich das Unternehmen hoch erfreut über die Berichtigung des "falschen" "Verschwörungstheorie" der Daily Mail zeigte. "Obwohl der falsche Bericht überhaupt nicht hätte erscheinen sollen, gebührt der Daily Mail Anerkennung dafür, daß sie verantwortungsbewußt handelte und den Bericht zurückzog und ihn unverzüglich von ihrer Website entfernte", so Blackwater. "Um dies klarzustellen, Blackwater und seine Tochtergesellschaften haben weder jetzt noch in der Vergangenheit sogenannte "Überstellungs-Flüge" durchgeführt, wie der Transport von Gefangenen oder Terror-Verdächtigen in Verhörzentren allgemein bekanntgeworden ist. Die fragliche CASA-212-Maschine landete zum Auftanken nach ihrem transatlantischen Flug in Mildenhall. Der Flug begann nicht in Camp Perry [sic], einer Militärbasis in Virginia, noch landete sie dort überhaupt. Vielmehr startete das Flugzeug von Blackwaters Einrichtung in Moyock, North Carolina, wie dies durch den vor Abflug eingereichten Flugplan dokumentiert wird", so Blackwater weiter. Das Ausmaß der in diesen wenigen Sätzen enthaltenen Aussagen, die sich problemlos widerlegen lassen, ist sicherlich bemerkenswert. Nicht nur, daß der Journalist Jeremy Scahill in einem Interview gegenüber der US-Bürgerrechtsorganisation Democracy Now im März dieses Jahres Blackwater eine Unterstützung des "Überstellungen" vorwarf, tatsächlich ist ein im November des vergangenen Jahres vom Europäischen Parlament veröffentlichter Bericht zum gleichen Ergebnis gekommen. Ein Blick auf die bei der Website Flightaware einsehbaren Flugdaten der Maschine zeigt, daß diese am 30. Mai um 00:37 Uhr Ortszeit vom Flughafen Chesapeake Regional gestartet war. Dieser befindet sich in der Stadt Norfolk im US-Bundesstaat Virginia - und keineswegs wie behauptet, im US-Bundesstaat North Carolina. Tatsächlich befindet sich Camp Peary, eine Ausbildungsstätte der CIA, nur etwa 50 Kilometer entfernt. Es ist zweifellos davon auszugehen, daß sich Blackwater nur zu bewußt ist, daß die in Williamsburg in Virginia gelegene Basis Camp Peary - und nicht Camp Perry - heißt. ![]() Flugdaten der N64BW, Quelle Flightaware.com Wie die Daily News berichtete, widersprach die britische Vereinigung der Polizeipräsidenten (ACPO, Association of Chief Police Officers) noch am gleichen Tag des Erscheinens des Artikels diesem. Es gäbe keinerlei Beweise für die vorgebrachten Anschuldigungen, so die ACPO. Shami Chakrabati, die Vorsitzende der britischen Bürgerrechtsorganisation Liberty, hat allerdings schon zuvor die "Untersuchungen" der ACPO über entsprechende Vorkommnisse in der Vergangenheit als "Beschönigung" bezeichnet. Es ist nur zu offensichtlich, daß sich Blackwater in seiner Presseerklärung weit von der Wahrheit entfernt hat. Die Vermutung, daß dies und der anscheinend auf die Daily Mail ausgeübte Druck - die Reaktion der Zeitung ist kaum anders zu erklären - als nur zu deutlicher Beleg für die Richtigkeit der seitens der Daily Mail - beziehungsweise des Autors des Artikels, Glen Owen - aufgestellten Vermutungen anzusehen ist, ist äußerst naheliegend. Die Tatsache, daß weder Konkurrenten noch "Freunde" der Daily Mail diesen doch bedeutenden Bericht - zumindest vor dem offenbar "hinter den Kulissen" erfolgten Dementi Blackwaters - aufgegriffen haben, kann nur als überdeutliches Warnsignal hinsichtlich der Pressefreiheit angesehen werden. Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |