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Anfang vom Ende?

Wann platzt die Kreditblase in den USA?

21.06.2007  






Prophezeiungen, die Wirtschaft der USA stünde aus dem einen oder anderen Grund vor dem Zusammenbruch, sind keineswegs neu. Es dürfte allerdings deutlich schwerer fallen, einen in der vergangenen Woche erschienenen Artikel als bloße Unkenrufe abzutun, wie dies häufig bei derartigen Berichten geschieht. Immerhin wurde er in der Washington Post veröffentlicht und sein Autor Steven Pearlstein ist Wirtschaftskolumnist der Zeitung.

In dem Artikel beschäftigt sich Pearlstein mit dem Phänomen, daß für Firmenübernahmen immer höhere Summen gezahlt werden und diese zu einem immer größer werdenden Teil durch Kredite finanziert werden.

Als Beispiel führt er den Ende Mai vereinbarten Kauf des Unternehmens Avaya, eines Herstellers von Telekommunikationszubehör, durch die beiden "Private Equity"-Firmen (Kapitalbeteiligungsgesellschaften) Texas Pacific Group und Silver Lake Partners an. Avaya hat so gut wie keine Schulden und sogar noch rund 825 Millionen US-Dollar Kapital auf seinen Konten. Der Umsatz für dieses Jahr wird auf etwa 5,4 Milliarden US-Dollar geschätzt, es wird erwartet, daß der Gewinn vor Steuern auf etwa 700 Millionen US-Dollar steigen wird. Die beiden Käufer waren nun bereit, 8,2 Milliarden US-Dollar für Avaya zu bezahlen - fast das zwölffache des für dieses Jahr erwarteten Gewinns.

Auch wenn hierzu bisher keine Zahlen bekanntgeworden sind, so vermutet Pearlstein in dieser Beispielrechnung ausgehend von anderen solchen Aufkäufen in letzter Zeit, daß mindestens 6 Milliarden US-Dollar Kredite zur Finanzierung des Kaufs aufgenommen werden. Da der Kauf aufgrund des vereinbarten Preises ohnehin schon ein schlechtes Rating bekommen habe, sei von einem Zinssatz von ungefähr 8 Prozent auszugehen. Zuzüglich einer Tilgung von einem Prozent pro Jahr ergäbe sich damit eine jährliche Belastung von 540 Millionen US-Dollar.

Noch vor drei Jahren kam die Bewertungsgesellschaft Standard & Poor's zu dem Schluß, daß die Unternehmensgewinne bei einem solchen Geschäft durchschnittlich das 3,4-fache der Kreditzahlungen ausmachten. Im letzten Jahr war dieses Wert bereits auf das 2,4-fache gesunken und in diesem Jahr liegt er bereits bei nur noch dem 1,7-fachen. Im Falle des Kaufs von Avaya liegt dieser Wert nur noch bei 1,3 - und dies von der Annahme ausgehend, daß 2,2 Milliarden US-Dollar des Kaufpreises von den Käufern ohne die Inanspruchnahme von Krediten aufgebracht werden können.

Die Folgen möglicher sinkender Gewinne, steigender Kosten oder steigender Zinsen sind bei einer derart "engen" Finanzierung nur zu offensichtlich. Und trotz dieses massiven Risikos nicht nur für die beteiligten Unternehmen sondern auch für die geldgebenden Banken ist das Beispiel Avaya keinesfalls ein seltenes Phänomen. Im Jahr 2004 wurden insgesamt 275 Milliarden US-Dollar an Krediten für derart riskante Firmenaufkäufe vergeben. Im vergangenen Jahr waren es 490 Milliarden US-Dollar und diese Summe wurde schon innerhalb der ersten fünf Monate dieses Jahres übertroffen.

"Irgendwann wird die Vernunft wiederhergestellt werden", so Pearlstein, gleichgültig, ob dies nun durch den Zusammenbruch eines solchen Kaufobjektes aufgrund zu hoher Zinszahlungen, das Scheitern eines Kaufs an der Finanzierung oder steigende Zinsen ausgelöst werde.

"Es ist unmöglich vorherzusagen, wann der magische Moment erreicht sein wird und allen schließlich klar wird, daß die für diese Unternehmen gezahlten Preise und die zur Finanzierung der Käufe aufgenommenen Kredite untragbar sind. Wenn das geschieht, wird es unschön werden. Aktienkurse und Unternehmenswerte werden durch die Bank fallen. Banken werden schmerzhafte Forderungsausfälle bekanntgeben, einige Hedge-Fonds werden ihre Türen schließen und Kapitalbeteiligungsgesellschaften werden enttäuschende Erträge melden. Einige Unternehmen werden in den Bankrott oder die Umstrukturierung gezwungen werden", schildert Pearlstein die Folgen. Dies wären aber nur die unmittelbaren Auswirkungen. Noch weitaus schwerwiegender wären die Folgen für die gesamte Wirtschaft. Nicht nur, daß plötzlich die gewaltigen Summen der Aufkäufe nicht mehr bewegt würden und so im Wirtschaftskreislauf fehlten, auch die Steuereinnahmen aus der Besteuerung dieser Geschäfte brächen dann weg, was angesichts des katastrophalen US-Haushalts nur zu Steuererhöhungen führen könnte.

Die Kombination aus steigenden Zinsen, fallenden Kursen von Aktien - die vielfach auch zur Alterssicherung eingesetzt werden - und steigenden Steuern wiederum würde insbesondere den derzeitig noch ungebremsten Konsum auf Pump der US-Verbraucher erheblich treffen, was wiederum erneut die Wirtschaft schwächen und die Steuereinnahmen weiter mindern würde. Zumal spätestens zu diesem Zeitpunkt auch deutliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt spürbar würden und so - und durch die steigenden Zinsen - neben der Zahl der Unternehmensinsolvenzen auch die Zahl der Privatinsolvenzen drastisch anstiege.

All dies zu einem Zeitpunkt, da der von US-Präsident George W. Bush ausgerufene "Krieg gegen den Terror" die Militärausgaben der USA jedes Jahr neue Rekorde erreichen läßt. Da schon jetzt diese Ausgaben nur durch Kredite finanziert werden können - allein im Mai dieses Jahres betrug das Haushaltsdefizit der USA 67,7 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von über 57 Prozent gegenüber Mai 2006 entspricht - wäre der Haushalt nicht nur durch die fehlenden Einnahmen, sondern auch durch die steigenden Zinsen belastet.





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