www.freace.de
Impressum und Datenschutz

Nachrichten, die man nicht überall findet.





Der Preis des freien Handels

Was macht die Maul- und Klauenseuche so "gefährlich"?

08.08.2007  






Die Berichterstattung über den "Ausbruch" der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Großbritannien ist aus mehreren Gründen äußerst bemerkenswert.

Einerseits erwähnen nur die wenigsten Berichte, daß es sich bei dem vermutlichen Verursacher des Ausbruchs der Krankheit um ein Labor in Pirbright handelt, das gemeinsam von dem staatlichen britischen Institut für Tiergesundheit und dem US-Unternehmen Merial, einer Tochter des US-Pharmakonzerns Merck, betrieben wird. Erschwerend kommt hinzu, daß in Pirbright Impfstoffe für die Maul- und Klauenseuche hergestellt und nach Südamerika und in die Türkei exportiert werden. Sollte das Labor also tatsächlich für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich sein, so wäre ein Impfstoff problemlos vor Ort und in großen Mengen verfügbar.

Trotzdem sind bereits die Tiere zweier Bauernhöfe "vorsorglich" getötet worden - Untersuchungen ergaben später zwar, daß Infektionen vorlagen, keineswegs sicher scheint derzeit aber, daß die ganzen Bestände bereits erkrankt waren.

Andererseits ist die MKS aber auch weitaus weniger gefährlich, als dies üblicherweise dargestellt - und sie auch nun wieder von zahllosen Medienberichten genannt - wird. Zumindest für die Tiere selbst. So liegt die Sterblichkeitsrate bei erwachsenen Tieren bei etwa 5 Prozent - bei Jungtieren allerdings wesentlich höher. Zu Beginn der Krankheit - einige Tage nach Ansteckung - leiden erkrankte Rinder unter hohem Fieber, das aber nach wenigen Tagen wieder abklingt. Außerdem treten Aphten (schmerzhafte Blasen in der obersten Hautschicht) im Maul und an den Klauen - daher der Name - aber auch an den Zitzen auf. Diese sind für das erkrankte Tier zwar schmerzhaft, heilen aber nach ein bis zwei Wochen ohne Narbenbildung ab. Menschen infizieren sich nur äußerst selten mit der Krankheit. Der Krankheitsverlauf ist dabei äußerst ähnlich, allerdings mit weitaus weniger stark ausgeprägten Symptomen. Teilweise wird die Erkrankung gar nicht wahrgenommen oder als solche identifiziert, wie das Vorhandensein von Antikörpern belegt.

Obgleich andere Tierkrankheiten deutlich schwerwiegendere Symptome haben - beispielsweise innere Blutungen bei Schafen infolge der Blauzungenkrankheit - werden die Tiere bei diesen Krankheiten keineswegs massenweise getötet. Der Unterschied liegt hierbei in unterschiedlichen Vorgaben durch die Welttiergesundheitsorganisation (Office international des épizooties, OiE) für den - insbesondere internationalen - Handel mit Tieren.

Bei einem Export von Tieren aus einem Land, in dem ein Ausbruch der Blauzungenkrankheit bekannt ist, reicht es den Bestimmungen zufolge aus, nachzuweisen, daß das Tier zuvor mindestens 60 Tage lang und auch während des Transports vor der Krankheit geschützt worden ist. Alternativ kann es auch mindestens 60 Tage vor dem Export geimpft worden sein.

Ganz anders sieht es hingegen bei der Maul- und Klauenseuche aus. Nicht nur, daß der Export von Tieren und auch tierischen Produkten wie beispielsweise Milch aus einem Land, in dem eine Erkrankung aufgetreten ist, strengen Auflagen unterliegen, auch der Export aus einem Land, in dem die Tiere geimpft werden in ein Land, in dem sie nicht geimpft werden, ist stark eingeschränkt. So muß in einem solchen Fall beispielsweise eine Bescheinigung vorgelegt werden, daß das Tier eben gerade nicht geimpft worden ist und außerdem negativ auf Antikörper getestet wurde.

Diese Handelsbeschränkungen sind es, die der wahre Grund für die Einstellung und das spätere Verbot der Impfungen gegen MKS in der Europäischen Union im Jahr 1991 sind. Die vorgebrachten Argumente, es handele sich nicht um einen "einheitlichen Erreger" und durch die Impfung entstünden Antikörper, so daß "mit Standarduntersuchungsmethoden" keine Unterscheidung zwischen einem infizierten und einem geimpften Tier möglich sei, was eine "Bekämpfung der Seuche erschwert" sind nur zu offensichtlich vorgeschoben.

Statt sich für eine möglichst weltweite Impfung von Tieren einzusetzen, ist man lieber bereit, die Folgen eines möglicherweise großen Ausbruchs der Krankheit zu tragen. Infolge des Ausbruchs im Jahr 2001 in Großbritannien wurden schätzungsweise 10 Millionen Tiere getötet.





Zurück zur Startseite





Impressum und Datenschutz

contact: E-Mail