Mehrere Berichte der vergangenen Tage zeigen, daß die Taliban in Afghanistan tatsächlich auf dem Vormarsch und keineswegs, wie gern von Seiten der Besatzer behauptet, auf dem Rückzug sind. So berichtete Reuters am Montag, daß Kämpfer der Taliban mit Khak-e-Safed den dritten Bezirk in der im Westen Afghanistans gelegenen Provinz Farah unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Am Montag der vergangenen Woche war ihnen der Bezirk Gulistan in die Hände gefallen und am Mittwoch dann der Bezirk Baqwa - beide erst nach schweren Kämpfen, wie AFP am Dienstag meldete. Ebenfalls am Dienstag meldete Reuters dann unter Berufung auf eine Erklärung der ISAF, die Taliban hätten Khak-e-Safed wieder verlassen, nachdem sie dort "zahlreiche Gebäude geplündert und niedergebrannt hatten". Anscheinend sind die Besatzungstruppen von NATO und ISAF derzeit anderweitig derart in Kämpfen gebunden, daß von deren Seite aus bisher nichts gegen die Vorstöße der Taliban unternommen worden ist. "Die Bewohner beschweren sich, daß die ausländischen Streitkräfte die afghanischen Soldaten nicht dabei unterstützen, die Bezirke zurückzuerobern", sagte Maolavi Yahya, Bezirksvorsitzender des benachbarten Bezirks Delaram, gegenüber Reuters. "Sie beschweren sich jetzt seit einer Woche." Hinzu kommt noch der schwere Bombenanschlag in der Stadt Pul-i-Khumri in Nordafghanistan, bei dem am Dienstag ersten Angaben zufolge fast 50 Menschen, darunter 5 Abgeordnete des "afghanischen Parlaments", getötet worden sind. Während der britische Guardian als Verantwortliche für den Anschlag die Taliban sieht, vermutet ein Artikel der Asia Times die Urheber eher in Richtung des pakistanischen Geheimdienstes ISI - möglicherweise vor Ort unterstützt durch den Milizenführer Gulbuddin Hekmatyar. Gleichgültig aber, ob die Taliban verantwortlich für den Anschlag waren - was diese in einer Erklärung selbst bestritten - oder nicht, so kommt doch auch der Artikel der Asia Times zu dem Schluß, daß insbesondere der Tod von Sayyed Mustafa Kazimi, dem von vielen Seiten eine große Zukunft in der afghanischen Politik vorhergesagt wurde, die Lage in den zentralen Provinzen Baghlan und Parwan drastisch destabilisieren könnte. Dies würde zweifellos den Taliban zugute kommen. Auch die Tatsache, daß die einzigen Erfolgsmeldungen aus Afghanistan sich praktisch ausschließlich in bei massiven Luftangriffen getöteten "vermutlichen" Kämpfern - die in Wahrheit nur allzu oft in Wahrheit Zivilisten waren - erscheint in diesem Zusammenhang durchaus bemerkenswert. Angesichts von insgesamt rund 50.000 Besatzungssoldaten in Afghanistan scheint es wenig wahrscheinlich, daß es nicht häufig zu Kämpfen zwischen Bodentruppen und Kämpfern der Taliban gibt. Daß hierüber praktisch nichts an die Öffentlichkeit gelangt, legt die Vermutung nahe, daß diese Kämpfe für die Besatzungstruppen häufig wenig positiv ausgehen - will man nicht annehmen, daß hierbei regelmäßig schwere Kriegsverbrechen seitens der Besatzer verübt werden, was sicherlich ebenfalls ein Grund für das Schweigen wäre. Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |