Wie beispielsweise das Rapid City Journal am Freitag berichtete, haben Aktivisten des Stammes der Lakota der US-Regierung mitgeteilt, daß sie sich mit ihrem Stammesgebiet von den USA lossagen und mit den USA geschlossene Verträge aufgekündigen. "Wir sind jetzt ein freies Land und unabhängig von den Vereinigten Staaten von Amerika", sagte der Stammesangehörige und Kämpfer für die Rechte der amerikanischen Ureinwohner ("Indianer") Russell Means in einem Telephoninterview. "Das ist alles vollkommen legal." Bei einer Pressekonferenz hatte er sich dahingehend insbesondere auf Artikel 6 der US-Verfassung berufen, demzufolge "alle im Namen der Vereinigten Staaten abgeschlossenen oder künftig abzuschließenden Verträge das oberste Gesetz des Landes" sind. Es ist auch im Rahmen der Gesetze über Verträge, die im Wiener Übereinkommen über das Recht der Verträge beschlossen und 1980 von den USA und dem Rest der internationalen Gemeinschaft in Kraft gesetzt wurden. Wir sind rechtlich innerhalb unserer Rechte, frei und unabhängig zu sein", sagte er. ![]() Russell Means bei der Pressekonferenz Am Montag hatten Means (Oyate Wacinyapin), Phyllis Young (Mni yuha Najin Win), Gründerin der Bewegung "Women of All Red Nations" (WARN, "Frauen aller Roten Nationen"), Duane Martin (Canupa Gluha Mani), Leiter der Oglala Lakota Strong Heart-Gemeinschaft und Garry Rowland (Teghiya Kte), Anführer der Chief Big Foot Riders, die alle vier gemeinsam an der Besetzung des Ortes Wounded Knee im Jahr 1973 beteiligt waren, dem US-Außenministerium die Lossagung und Aufkündigung aller geschlossenen Verträge offiziell mitgeteilt. Schon kurz nach der Besetzung von Wounded Knee - wo im Jahr 1890 mindestens 350 unbewaffnete Männer, Frauen und Kinder der Lakota-Sioux von US-Soldaten niedergemetzelt worden waren - hatten die Bemühungen um die Lossagung von den USA und die Gründung eines eigenen Staates begonnen. Means kündigte bereits an, daß man sich um die Eintragung von Pfandrechten auf landwirtschaftliche Grundstücke, die nun im Bereich der Lakota-Nation liegen, bemühen werde, sollten die USA nicht unverzüglich mit diplomatischen Verhandlungen über deren Verbleib beginnen. Die Grundstücke seien unrechtmäßig von der US-Regierung kostenlos an US-Bauern überschrieben worden, obwohl bekannt gewesen sei, daß es sich um Gebiete der Lakota handelte. Hierbei geht es insgesamt um mehrere tausend Quadratkilometer Land in den US-Bundesstaaten North Dakota, South Dakota, Montana, Nebraska und Wyoming. Means und die anderen Abgesandten haben bereits Gespräche mit den Botschaften mehrerer Länder aufgenommen. Bolivien habe sich "sehr, sehr interessiert" an der Sache der Lakota gezeigt. Auch Irland und Ost-Timor zeigten sich Means zufolge "sehr interessiert" an der Unabhängigkeitserklärung der Lakota. Venezuela habe die Delegation mit "Respekt und Solidarität" empfangen. Weitere Kopien der Unabhängigkeitserklärung wurden den Botschaften von Chile und Südafrika übergeben. Means sagte, jeder könne in der Lakota-Nation leben, ohne in den USA steuerpflichtig zu sein, wenn die US-Staatsbürgerschaft aufgegeben werde. Der Staat werde Führerscheine und Ausweise ausstellen, die einzelnen Gemeinden sollen aber vollständig unabhängig voneinander sein. Tatsächlich sprechen die Aktivisten keineswegs für die offizielle "Regierung" der Lakota - die nach ihrer Ansicht "dem kolonialen Apartheid-System verbunden" ist. Es ist also derzeit nicht klar, wieviel Rückhalt sie innerhalb der Stämme letztlich besitzen. Dies wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Verteidigungsstrategie der US-Regierung sein, um die Rechtmäßigkeit der Lossagung von den USA anzuzweifeln. Andererseits sagte Means aber, man habe so lange Zeit gebraucht, diesen Schritt zu vollziehen, weil "man eine kritische Masse benötigt, um gegen Kolonialismus zu kämpfen und wir sicherstellen wollten, daß wir alle unsere Spieler aufgestellt haben." Sollte sich die Mehrheit der Lakota hinter die Unabhängigkeitserklärung stellen - oder sich schon befinden - so dürfte es den USA allerdings äußerst schwer fallen, sich diesem Ansinnen ohne einen erneuten Gesichtsverlust zu widersetzen, vertritt die US-Regierung doch gerade derzeit offensiv den Standpunkt, der Kosovo dürfe sich von Serbien lossagen. Korrektur 28.12.2007: In der ursprünglichen Fassung dieses Artikels war die chinesische Botschaft als einer der Empfänger der Dokumente genannt worden. Tatsächlich handelte es sich um jene Chiles. Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |