Bereits Mitte des vergangenen Jahres war klar, daß das US-Militär im Irak immer häufiger Ziele am Boden aus der Luft bombardiert – mit offensichtlichen Folgen für die Zivilbevölkerung. Damals vom US-Militär veröffentlichten Zahlen zufolge hatten US-Luftwaffe und -Marine zusammen in den ersten sechs Monaten des Jahres 437 Bomben und Raketen im Irak eingesetzt. Am Donnerstag nun berichtete die Washington Post, daß von US-Luftwaffe und -Marine im gesamten Jahr 2007 insgesamt 1.447 Bomben – und Raketen - im Irak eingesetzt worden sind. Hinzu kommen noch die Bomben, die durch die US-Marineinfanterie eingesetzt wurden, da diese eine eigene Statistik führt. Diese Zahlen lagen aber nicht vor. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Anzahl der im Irak eingesetzten Bomben und Raketen damit im vergangenen Jahr mehr als versechsfacht, waren es 2006 doch nur insgesamt 229. Und auch der Anstieg in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2007 ist unübersehbar, wurden dort doch zweieinhalb mal so viele Bomben und Raketen eingesetzt. "Der Hauptgrund, warum wir diesen Anstieg der Angriffe sehen, ist die von General Petraeus ergriffene Offensiv-Strategie", sagte der Oberst der US-Luftwaffe Gary Crowder. Da mehr US-Soldaten in Gegenden mit starker Aktivität des irakischen Widerstands gesandt würden, "haben wir mehr Luftangriffe in diese Operationen integriert". Tatsächlich ist die Vermutung äußerst naheliegend, daß in Wahrheit ein gänzlich anderer Strategiewechsel für den massiven Anstieg der eingesetzten Bomben und Raketen verantwortlich ist. So ist es doch höchst bemerkenswert, daß im gleichen Zeitrahmen die Verluste der Besatzer drastisch zurückgegangen sind. Nach Angaben des US-Militärs – die zwar als höchst fragwürdig zu betrachten sind, aber zumindest im Verhältnis der einzelnen Monate zueinander als hinlänglich zuverlässig angesehen werden können – wurden im ersten Halbjahr 2007 im Irak 576 US-Soldaten getötet. Im zweiten Halbjahr, als die Zahl der eingesetzten Bomben drastisch gesteigert wurde, waren es demnach 325. Bemerkenswert auch, daß in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres die zuvor so regelmäßig durchgeführten großangelegten "Offensiven" gegen den irakischen Widerstand offenbar vollständig zum Erliegen gekommen waren. Die letzte entsprechende Meldung stammt aus dem September 2007. Exakt in diesen drei Monaten waren die Verluste der US-Besatzer dann besonders niedrig – 38 im Oktober, 37 im November und 23 im Dezember. Am 9. Januar begann nun die "Operation Phantom-Phoenix" – und in den ersten 16 Tagen dieses Monats wurden – US-Angaben zufolge – bereits 22 US-Soldaten getötet, fast ebenso viel wie im gesamtem Dezember 2007. Die große Zahl von Bombardements wurde also offenbar insbesondere dazu genutzt, den Einsatz von Bodentruppen – und die damit verbundenen Verluste – zu reduzieren. Aber auch im Rahmen von "Phantom-Phoenix" wird diese Strategie offensichtlich fortgesetzt. So wurden bei einem Angriff auf den Baghdader Stadtteil Arab Jabour am 9. Januar innerhalb von nur 10 Minuten über 18 Tonnen Bomben abgeworfen. Während das US-Militär erwartungsgemäß von einem "Erfolg gegen Al-Qaida" spricht, berichteten Anwohner, daß bei diesem Angriff zahlreiche Zivilisten getötet wurden, da die ihnen gegebene Zeit zum Verlassen ihrer Häuser zu knapp bemessen gewesen sei. Erst im Anschluß an das von Langstreckenbombern des Typs B-1B "Lancer" und Kampfflugzeugen des Typs F-16 "Falcon" durchgeführte Bombardement, bei dem mindestens 40 Häuser und die Hauptstraße zerstört wurden, begannen Bodentruppen mit ihrem Angriff. Schon die pure Zahl der zerstörten Häuser zeigt überdeutlich, daß hier keineswegs nur vom irakischen Widerstand genutzte Gebäude zerstört worden sein können. Zurück zur Startseite Impressum und Datenschutz contact: E-Mail |