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Mit aller Gewalt

Der alltägliche Tod der palästinensischen Bevölkerung

20.02.2008  






Es sind nur zwei Einzelfälle in einer schier endlos wirkenden Reihe ähnlicher Fälle und doch zeigen zwei in der israelischen Haaretz in der vergangenen Woche veröffentlichte Berichte nur allzu beispielhaft die alltägliche Unmenschlichkeit israelischer Soldaten gegenüber der palästinensischen Bevölkerung.

So berichtete die Zeitung am Donnerstag über den Tod eines geistig behinderten Mannes zwei Tage zuvor. Am 7. Februar waren israelische Soldaten in die Stadt Qabatiya in der West Bank eingedrungen, um dort palästinensische Kämpfer gefangenzunehmen. Während die Soldaten einen Hinterhalt vorbereiteten kam der 56 Jahre alte Taysir Nazal Nachbarn zufolge aus seinem Haus. Die Soldaten feuerten daraufhin drei Mal auf ihn und trafen ihn in den Beinen, sagten Angehörige und sein Nachbar Omar al-Sohu.

"Sie haben ihn nicht aufgefordert, stehen zu bleiben und nachdem er getroffen war, liessen sie ihn eine halbe Stunde lang liegen", berichtete al-Sohu. "Dann kamen zwei Soldaten und begannen, auf Arabisch mit ihm zu sprechen. Er sagte 'Laßt mich zu meiner Mutter gehen.' Und die Soldaten zogen ihn an seinen Beinen etwa 20 Meter weit, während er schrie."

Nazal war nach Auskunft seiner Ärzte mehrfach in den Beinen getroffen worden. Er wurde mehrere Male operiert, wobei ihm ein Teil eines Beines amputiert worden war, letztlich waren diese Bemühungen zur Rettung seines Lebens allerdings vergeblich. Die israelische Armee sagte, die Umstände des Vorfalls würden "überprüft" – noch weniger als die sonst übliche Ankündigung jener so regelmäßig fruchtlosen "Untersuchungen".

Nur einen Tag später erschien ein Bericht über einen weiteren Vorfall, der wiederum das Leben einer Palästinenserin kostete.

Mahmoud Yousef Qabb versuchte am Donnerstag 20 Minuten lang vergeblich, israelische Soldaten am Kontrollpunkt Jarushiya nahe der Stadt Tulkarem davon zu überzeugen, einen bereits für seine Ehefrau Fawziya angeforderten und wartenden Krankenwagen passieren zu lassen, was diese allerdings verweigerten. Schließlich sah er sich gezwungen, die 67-Jährige zurück zu ihrem örtlichen behandelnden Arzt statt in ein Krankenhaus zu bringen.

"Sie hatte einen Herzschlag erlitten und mußte dringend im Krankenhaus behandelt werden. Sie hätte vielleicht überleben können, wenn sie ins Krankenhaus gekommen wäre", sagte ihr Arzt Abd al-Fattah al-Darak.

Dabei handelt es sich keineswegs um einen seltenen Einzelfall. Immer wieder werden Kranke und auch schwangere Frauen von israelischen Soldaten daran gehindert, Kontrollpunkte zu passieren und so ein dringend benötigtes Krankenhaus zu erreichen – auch wenn dies seitens Israels regelmäßig bestritten wird. So benennt die israelische Menschenrechtsorganisation B'Tselem auf ihrer Website 53 Fälle, in denen palästinensische Menschen, vom Säugling bis zum Greis, seit dem Jahr 2000 gestorben sind, weil ihnen der Zugang zu einer Behandlung teilweise tagelang oder auch gänzlich verwehrt wurde.

Eine namentlich nicht genannte Quelle innerhalb des israelischen Militärs sagte gegenüber Reuters, den Soldaten sei der Gesundheitszustand Fawziya Qabbs nicht bekannt gewesen, andernfalls "hätte ein Weg für den Krankenwagen durch den starken Verkehr in dem Gebiet gebahnt werden können." Es scheint allerdings wenig wahrscheinlich, daß ihr Ehemann zwar 20 Minuten lang darauf drängte, daß der Krankenwagen passieren durfte – den Kontrollpunkt, nicht den "starken Verkehr" – hierbei aber vergaß, auf ihren Gesundheitszustand hinzuweisen.

Im Hinblick auf den Tod Taysir Nazals sagte Sarit Michaeli, Sprecherin von B'Tselem: "Aus unseren Nachforschungen erkennen wir ein Muster, eine Art Regel ... die zum Ausdruck kommt, wenn eine Tür geöffnet wird oder Soldaten denken, jemand würde versuchen zu fliehen, wenn sie in Wahrheit nicht zur Selbstverteidigung schießen" Eine ebensolche Regelmäßigkeit zeigt sich zweifellos in der Abweisung von Schwangeren und Kranken an den zahllosen Kontrollpunkten des israelischen Militärs.





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