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Der verlorene Angriffskrieg

Niederlage in Afghanistan zunehmend unübersehbar

29.02.2008  






Daß der Angriffskrieg gegen Afghanistan und die nunmehr bereits über sechs Jahre andauernde Besatzung des Landes nicht im geringsten die gesteckten Ziele erreicht haben, ist zunehmend unübersehbar. Wenn dies allerdings auch schon vom höchsten Beamten der US-Geheimdienste öffentlich in einer Senatsanhörung zugegeben wird, so ist es sicherlich doch bemerkenswert.

So berichtete beispielsweise CNN am Mittwoch, daß John Michael "Mike" McConnell, amtierender "Director of National Intelligence", der die Oberaufsicht über die 15 "größten" US-Geheimdienste, darunter FBI, CIA, DIA und NSA, hat, vor dem Streitkräfte-Ausschuß des US-Senats eine sehr negative Einschätzung der Lage in Afghanistan vorgetragen hat.

McConnell gab die durch die von den Besatzern eingesetzte und kontrollierte "afghanische" Marionettenregierung kontrollierte Fläche des Landes mit gerade einmal 30 Prozent an – wobei andererseits die Taliban bereits wieder 10 Prozent des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Der Rest des Landes werde allein von regionalen Stammesoberhäuptern kontrolliert, so McConnell weiter. Mit seiner Aussage widersprach er auch direkt dem US-Verteidigungsminister Robert Gates, der erst im vergangenen Monat gesagt hatte: "Die Taliban besetzen kein Gebiet in Afghanistan auf einer andauernden Grundlage."

Zwar sah sich McConnell im weiteren Verlauf seiner Aussage vor dem Ausschuß, "die Taliban" seien in ihrer Führung "bedeutend geschwächt" worden und nicht in der Lage, sich den Besatzungstruppen im offenen Kampf zu stellen. Daß ihnen dies nicht möglich ist, kann angesichts des insbesondere seitens der USA eingesetzten Materials - bis hin beispielsweise zu Langstreckenbombern des Typs B1-B "Lancer" – kaum verwundern. Andererseits war der Aufwand an Soldaten und Material seitens der Sowjet-Union während derer Besetzung Afghanistans noch weitaus höher – und erfolglos.

Letztlich dürften die von McConnell genannten Zahlen – so bemerkenswert sie aus dem Mund eines so hochrangigen US-Beamten auch sein mögen – noch immer geschönt sein. Sicherlich nicht umsonst wird der "afghanische" Präsident Hamid Karzai von Kritikern gern als "Bürgermeister von Kabul" bezeichnet. Und auch McConnells Angabe, 10 Prozent des Landes würden von den Taliban kontrolliert erscheint angesichts der damit verbleibenden 60 Prozent, die sich somit praktisch selbst überlassen wären, bei weitem zu niedrig.

Nachdem der Demokratische US-Senator Joe Biden kürzlich von einer gemeinsamen Reise mit Senator John Kerry Reise nach Afghanistan und Pakistan zurückgekehrt war, sprach er von dem "vergessenen Krieg" in Afghanistan und sagte, "Afghanistan gleitet in einen Fehlschlag ab, weil es nie Priorität hatte und keine geworden ist." Auch er suchte die Ursache hierfür aber nicht in grundlegenden Fehlern von US-Politik und -Militär, sondern vielmehr in der "durchlässigen" Grenze zu Pakistan. Diese sei eine "Autobahn für Extremisten", so Biden.

Tatsächlich dürfte der Grund für den erneut wachsenden Einfluß der Taliban – und anderer Widerstandsgruppen – aber insbesondere in dem brutalen Vorgehen der Besatzer, die bei Angriffen selten Rücksicht auf Zivilisten nehmen und den im überwiegenden Teil des Landes nach wie vor miserablen Lebensumständen zu suchen sein. Daß diese Erkenntnis die Regierungskreise der Besatzer – zu denen auch Deutschland gehört – nicht erreicht, kann kaum verwundern, haben diese Punkte auf ihrer Agenda doch alles andere als Priorität.





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