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Der glücklichste Mann der Welt
23.09.2003


Harley Sorensen

http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?file=/gate/archive/2003/09/15/hsorensen.DTL







Gewinnfrage: Wer ist der glücklichste Mann der Welt?

Nein, nicht der Typ, der den Lottojackpot gewonnen hat, und sicher nicht Ben Affleck (außer die Aufschiebung wird zu einer Aufhebung). Aber die Antwort ist leicht. Der glücklichste Mann in der Welt ist Osama bin Laden.

Wie unser George W. Bush selbst wurde Osama in Reichtum hinein geboren und mußte sich nie selbst ernähren. Aber sogar ohne dieses Glück hätte der Mann einen leichten Lebensunterhalt für sich durch arbeiten als ein Jesus-Double verdienen können. Mit seinem guten semitischen Aussehen und seinem träumerischen versonnenen Lächeln wäre er ein Naturtalent für die Aufgabe. Die alten Meister wären in Verzückung geraten.

Aber was bin Laden wirklich zu dem glücklichsten Mann in der Welt macht, ist sein überraschender Verbündeter. Als bin Laden die Angriffen des 11. September 2001 anordnete (angenommen, er hat es getan), wollte er mehr als Tausende von Ungläubigen töten. Er wollte die Welt verändern, die amerikanische Gesellschaft zerschlagen und eine amerikanische Kultur zerstören, die langsam den ganzen Planeten übernahm.

Als bin Laden seinen Zug machte, gab es keinen Weg, wie er hätte vorhersagen können, daß sein größter Verbündeter der gegenwärtige amerikanische Präsident, der ehrenwerte George W. Bush sein würde.

Das ist wirklich Glück!

Amerika, war immer, trotz seiner Fehler, ein Leuchtfeuer der Hoffnung für Menschen auf der ganzen Welt. Obwohl viele Nationen unseren Lebensstandard übertroffen haben, sind wir immer noch das Land wirtschaftlicher Möglichkeiten, praktisch uneingeschränkter Meinungsfreiheit, religiöser Freiheit und weitgehend der Toleranz des Nonkonformismus.

Selbst nach den Ereignissen des Jahres 2000, als der Präsidentschaftskandidat, der ganz klar die Wahl der Bürger und der qualifizierteste für diesen Job war, gegen einen texanischen Taugenichts verlor, dessen Hauptqualifikation es war, daß er ein Sprößling einer reichen und politisch prominenten Familie ist.

Als die saudischen Entführer und ihre Helfer ihre schrecklichen Verbrechen am 11. September begingen, weinte 2001 die Welt für Amerika. Niemals zuvor in unserer Geschichte, nicht einmal am Tag, als John F. Kennedy ermordet wurde, blutete der Rest der Welt so Amerika nieder, wie es an diesem 11. September und den Tagen danach geschah.

Also wurden die zusammengenommenen Tragödien des 11. September zu einer Art Gelegenheit für Amerika. Wir den Spieß für unsere Peiniger umdrehen können, in dem wir bewiesen, daß wir das sind, wofür uns die meisten Menschen in der Welt halten: eine gute und freundliche und großzügige Nation, wahrhaftig das Land der Freien und das Zuhause der Tapferen.

Aber wir taten das nicht. Wir machten genau das Gegenteil. Unter der Führung des ehrenwerten George W. Bush zeigten wir, wie kleinlich wir sein können, wie bösartig und sogar wie feige. Wir blamierten uns wirklich in den Augen der Welt, da wir unter Bush mit der methodischen Zerstörung unserer wunderbaren Freiheiten im Namen des Selbstschutzes begannen.

Wir krochen, wir versteckten uns, und, als sich die Gelegenheit es zu tun ergab, tyrannisierten wir. Und, als die Chance für George W. Bush kam, eine alte persönliche Rechnung mit Iraks Saddam Hussein zu begleichen, pfiffen wir auf den Rest der Welt und beleidigten sie. "Altes Europa" sagten unsere Politiker verächtlich.

Wir erfanden "Freedom Fries", um unsere Verachtung für die Nation zu zeigen, die Amerika im 18. Jahrhundert ermöglicht hatte.

Wir nahmen uns an den Despoten dieser Welt ein Vorbild und begannen, Menschen verschwinden zu lassen. Wir entdeckten die Folter von Gefangenen wieder, um sie zum Reden zu bringen, entweder durch Stellvertreter ("Die Saudis wissen, wie man mit dieser Art von Problemen umgehen muß") oder durch moderne, wissenschaftliche, nicht verletzende Methoden.

Wir drückten den Patriot Act durch, ein unlesbares Durcheinander von gesetzgeberischem Kauderwelsch, ohne daß auch nur einziger Senator oder Abgeordneter genau wußte, was darin stand. Es stellte sich heraus, daß es solch ein schlechtes Paket Gesetzgebung war, daß Gemeinden überall im Land Gesetze verabschiedeten, die gelobten, nicht mit ihm zusammenzuarbeiten. Sogar Bibliothekare vereinigten sich, um sich seinen unbefugten schnüffelnden Bedingungen zu widersetzen.

Der ehrenwerte Herr Bush und seine getreuen Kohorten schufen das Mammut der "Behörde für die Sicherheit des Heimatlandes" (Department of Homeland Security), eines Mischmasches von Abteilungen, die schon so groß waren, daß sie nicht richtig funktionieren konnten. "Eine große Regierung ist nie so groß, als daß sie nicht größer und unpersönlicher werden kann" - das schien die Logik hinter "Sicherheit des Heimatlandes" zu sein.

("Heimatland" ist übrigens nie definiert worden. Ist es alles, was amerikanisch ist? Nur der nordamerikanische Teil? Nur die 48 zusammenhängenden Bundesstaaten? Schließt es Hawaii, Guam, die Virgin Inseln und Amerikanisch-Samoa mit ein? Was ist mit Puerto Rico? Kingman Reef? Weiß das irgendjemand?)

Kurz gefaßt, hat Herr Bush es darauf abgesehen den Job, den Osama bin Laden angefangen hat, zu beenden. Sogar seine Wirtschaftspolitik - von den Armen zu geben, den Reichen zu geben - ist darauf ausgerichtet, die finanziellen Unterschiede zwischen Amerikanern zu steigern, genau wie in bin Ladens Heimatland.

Auch über religiösen fundamentalistischen Aberglauben ist Herr Bush nicht erhaben. Was vielleicht auch ein Signal an bin Laden war, welche Art Führung Amerika nun habe, hat Herr Bush im Jahr 2001 der Stammzellenforschung die Daumenschrauben angelegt (während er behauptete, sie auf niedrigem Niveau zu halten). Seine finstere "Logik", der zufolge er wissenschaftliche Studien beschränkt widersetzt sich allen rationalen Erklärungen. Das ist Stoff des Mittelalters, direkt aus dem Drehbuch Osama bin Ladens. Osama mußte glücklich sein.

Es scheint ziemlich gut möglich zu sein, daß das Nichtvorhandensein weiterer Angriffe auf Amerika mit einem Mangel an Notwendigkeit für sie erklärt werden kann. Von bin Ladens Standpunkt aus geschieht alles in Amerika, wie er es mag. Wir werden mehr und mehr wie ein Emirat im Mittleren Osten und immer weniger wie die führende Demokratie der Welt.

Warum sollte bin Laden uns wieder angreifen und für Aufruhr sorgen? Herr Bush macht seine Arbeit für ihn.

Wird es hier jemals einen weiteren Terroranschlag geben? Die Experten sagen ja, und damit haben sie höchstwahrscheinlich Recht. Wann wird er geschehen? Meine Annahme: irgendwann nächstes Jahr, zeitlich abgestimmt, um die Furchtsamen näher zu Herrn Bush zu bringen und seine Wiederwahl zu sichern.

Das Beste, auf das der glückliche bin Laden hoffen kann, sind vier weitere Amtsjahre mit George W. Bush.




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